Schicke Smartphones und Fernsehgeräte sind die Markenzeichen von Samsung. Der Öffentlichkeit weniger bekannt ist, dass der koreanische Technologiegigant auch in der Medikamentenforschung mitmischt. Samsung Biologics produziert für Pharmahersteller wie Roche oder Johnson & Johnson biologische Substanzen. Wie sich Skaleneffekte erzielen lassen, schaut sich Samsung von der eigenen Chipproduktion ab. Zwei Produktionsstätten laufen bereits. Nach dem Aufbau der dritten Anlage bis Ende 2017 wird die Gesellschaft der weltweit größte Hersteller von biologischen Wirkstoffen sein.
Seit ihrem Börsendebüt im November 2016 hat die Aktie von Samsung Biologics um gut 25 Prozent zugelegt. Den Investoren gefällt vor allem, dass die Gesellschaft mit eigenen Biosimilars erfolgreich unterwegs ist. Biosimilars sind die Nachbildungen von biologischen Medikamenten, die in den vergangenen 20 Jahren vielen Biotechfirmen zum Durchbruch verhalfen.
Große Stunde der Biosimilars schlägt
Ihren Schöpfern bescherten die Rheumamittel Remicade, Humira und Enbrel oder die Krebsarzneien Rituxan und Avastin Milliardenumsätze. Jetzt läuft der Patentschutz ab - und eröffnet ein weites Feld für Biosimilars. Anders als bei herkömmlichen Generika, die auf chemischen Substanzen basieren, lassen sich die komplexen Strukturen von Antikörpern und Proteinen nicht identisch nachbilden - daher der Name Biosimilars (englisch "similar" bedeutet auf Deutsch "ähnlich"). Wirkprofil und Sicherheit sind in klinischen Studien nachzuweisen. Samsung Biologics und sein Partner Biogen wetteifern derzeit mit dem Biotechkonzern Amgen darum, bis 2018 das erste Biosimilar für Humira auf den Markt zu bringen. Mit gut 16 Milliarden US-Dollar Umsatz für 2016 ist der Antikörper des Pharmakonzerns Abbvie das weltweit umsatzstärkste Medikament. 13 Biosimilars, davon zehn im fortgeschrittenen klinischen Stadium, sollen in Zukunft Humira Marktanteile abjagen.
Abbvie setzt sich vor allem in den USA mit juristischen Schritten zur Wehr, um Teilpatente zu verlängern. "Originalhersteller versuchen, über neue patentierte Verabreichungsformen und innovative Nachfolgeprodukte Biosimilars für die großen Märkte obsolet zu machen", erklärt Harald Schwarz, Geschäftsführer des Investmentberaters Medical Strategy. Als aktuelles Beispiel führt er Roche an. Der Schweizer Konzern hat mit einer Kombinationstherapie für sein Krebsmedikament Perjeta eine längere Überlebensdauer bei Brustkrebs erzielt als mit der Verbindung seines Medikaments Herceptin mit Chemotherapie.
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Wer zuerst kommt, mahlt zuerst
Daher heißt es für Biosimilarfirmen, den Sprung auf den Markt zuerst zu schaffen. Nur die ersten drei Produkte, so Oliver Kubli, Fondsmanager bei Bellevue Asset Management, haben je nach Krankheitsfeld realistische Chancen, mit einem Biosimilar Geld zu verdienen. Ebenso wichtig ist die Preispolitik. So konnten die Pharmahersteller Pfizer (USA) und Celltrion (Südkorea) seit dem Verkaufsstart im November 2016 über einen Preisabschlag von 15 Prozent für das Biosimilar Inflectra dem Originalprodukt Remicade schnell Marktanteile abjagen. Der noch sehr heterogene Markt erschwert Anlegern die Auswahl von Einzelwerten. Erschwerend kommt hinzu, dass die Aktien von Celltrion oder Samsung Biologics nur an ihrer Heimatbörse Seoul gehandelt werden. Gute Einstiegskurse bei einer im Verhältnis zu ihrem Wachstum günstigen Bewertung bieten indes die Biotechschwergewichte Amgen und Biogen. Amgen gelingt es, mit neuen Produkten die durch den Patentablauf bedingten Einnahmeausfälle der blutbildenden Präparate Epogen und Neupogen mehr als zu kompensieren. Das Unternehmen entwickelt zusammen mit Allergan eigene Biosimilars.
Der am weitesten fortgeschrittene Kandidat des Biosimilarspezialisten Formycon zur Behandlung einer Augenkrankheit befindet sich in der zulassungsrelevanten Studie. Bis die Firma mit Sitz in Martinsried bei München einen Kooperationspartner nennt, ist die zuletzt gut gelaufene Aktie angemessen bewertet und daher eine "Beobachten"-Position.
Ein hochspekulativer Kauf ist Coherus Biosciences in den USA. Neben dem Produkt der Novartis-Tochter Sandoz gilt das von Coherus als aussichtsreichster Nachfolger für den Antikörper Enbrel, der 2016 rund neun Milliarden US-Dollar erlöst hat.
Den besten Mix aus lokalen Anbietern und internationalen Firmen mit Biosimilars bietet der im November 2015 aufgelegte BB Adamant Global Generics. Das Portfolio des Fonds deckt die Generika- und Biosimilarbranche global ab.