Chart 1 - DAX Intradaychart auf Ein-Minuten-Basis
Ebenfalls fällt positiv auf, dass die in den vorangegangenen Wochen rückläufigen Umsätze nun wieder anziehen. Die vergangenen Handelstage waren von einem kontinuierlich steigenden Volumen begleitet, so dass der Kursanstieg von einer sich verbreiternden Anlegergruppe mit getragen wird - an oberen Wendepunkten sind sonst eher rückläufige Umsätze zu beobachten.
Insbesondere die letzte halbe Handelsstunde hatte es in sich, hier gelang dem DAX der Ausbruch aus der im Tagesverlauf am Freitag ausgebildeten Handelsspanne von 11.300 bis 11.350 Zähler, worauf ein Sprung über die 11.400 folgte. Fast jeden Tag hat der Index nun seit dem Ausbruch über die 11.000 eine neue 100er-Schwelle geknackt. Und hier liegt das Problem: Diese Gewinnserie kann sich nicht unendlich fortsetzen, das ist auch den größten Optimisten unter den Marktteilnehmern bewusst.
Entscheidend ist daher, wann die Mehrheit beginnt, nicht mehr an einen weiteren Anstieg zu glauben. Denn ab dann kippen die Kurse wieder um nach unten. Da das Käuferverhalten gewissen regelmäßig wieder kehrenden Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist, hilft beispielsweise ein Blick auf den Abstand zu dem am Markt als langfristiger Indikator viel beachteten 200-Tage-Durchschnittskurs.
Sobald der DAX sich mehr als 14 Prozent nach oben von diesem Mittelwert abgesetzt hatte, wurde es in den vergangenen Jahren kritisch. Im Idealfall wurden auch schon mal 20 Prozent Differenz gemessen. Aktuell sind es bereits 16,5 Prozent, damit ist die Luft extrem dünn geworden - das wird aus dem Chart auf Seite 3 der Analyse ersichtlich. Bis rund 11.750 Zähler reicht der Spielraum, wenn es wieder zu einem 20-prozentigen Ausreißer nach oben kommt. Dies war in den vergangenen 15 Jahren nur drei Mal der Fall, Anleger sollten also nicht zu viel darauf setzen. Immerhin ist für notorische Bullen damit die Obergrenze für das noch vorhandene Restpotenzial aus statistischer Sicht definiert.
Als weiteres Warnsignal dient der steile Anstieg seit dem jüngsten Zwischen- und zugleich Jahrestief von Anfang Januar, das vor 38 Handelstagen markiert wurde. In dieser Periode legte der Markt um mehr als 20 Prozent zu. Ein von uns berechneter Indikator unterhalb des DAX-Kursverlaufs im Chart unten zeigt, dass ein vergleichbarer Anstieg in einem gleich langen Zeitraum in den vergangenen fünf Jahren nur zwei Mal zu beobachten war, danach setzte entweder sofort oder zumindest kurz darauf eine größere Korrektur des Index von mindestens 15 Prozent ein (senkrechte graue Linien in der linken Charthälfte).
Unsere Empfehlung lautet daher unverändert: Anleger müssen vorsichtig bleiben, können jedoch auf Grund der eingangs geschilderten Stärkesignale an bestehenden Long-Positionen festhalten. Auf dem nun erreichten Kursniveau sollte aber niemand mehr neue Engagements eingehen. Und auch eine Spekulation auf fallende Kurse ist trotz der hohen Korrekturwahrscheinlichkeit weiterhin nur was für Mutige - gegen den äußerst dynamisch verlaufenden Aufwärtstrend zu wetten ist riskant, da die Notierungen sich vor einer größeren Welle von Gewinnmitnahmen schnell noch ein letztes Mal aufbäumen können, bevor es dann auf eine längere Reise in Richtung Süden geht.
Allenfalls von kleinen Etappen nach unten lässt sich - mit hohem Hebel - profitieren, beispielsweise wenn der DAX unter die 11.350er-Marke zurück fällt. Dann könnten die Kurse auch schnell noch einmal die 11.300 testen. Etwas sicherer ist eine Spekulation auf fallende Notierungen, wenn auch diese Schwelle durchbrochen wird. Dann ist erst um 11.225/11.240 eine Zone mit mehreren Wendepunkten erkennbar, an der sich der Markt wieder stabilisieren könnte.
Entsprechende Hebelpapiere, mit denen sich auf fallende Kurse setzen lässt, finden Anleger wie immer am Ende der Analyse.
Chart 2 - DAX-Chart mit Anstieg in einer 38-Tage-Periode in %
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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Gemessen am Abstand zur 21-Tage-Linie verbleibt aktuell ebenfalls nicht mehr viel Potenzial nach oben. Von den Extremwerten zwischen 8 und 9 Prozent ist der DAX zwar noch weit entfernt. Doch die meisten Wendepunkte erfolgten bereits, wenn der Index zwischen 3,6 und 3,8 Prozent über seinem Monatsdurchschnittskurs kletterte - dieser Schwellenwert ist nun erreicht.
Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lässt sich ein Kursziel auf der Oberseite bei maximal rund 11.750 Zählern errechnen - dieser Wert entspricht den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 20 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.
Zu Beginn des Jahrtausends waren es auch mal 33 Prozent und mehr - doch das sollten sich Anleger lieber nicht wünschen, auch wenn der DAX dadurch noch rechnerisches Potenzial bis fast an die 13.000er-Marke hätte. Denn anschließend startete damals der dreijährige Abwärtstrend, im Zuge dessen sich der Indexstand fast viertelte.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
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