Fast alle Kryptowährungen setzen am Montag ihre Talfahrt beschleunigt fort. Bitcoin als größte und älteste Digitalwährung stürzt erstmals seit Ende 2020 unter die Marke von 25.000 Dollar. Auch Ethereum, Cardano, Ripple, Solana und Dogecoin liegen im 24-Stunden-Vergleich prozentual zweistellig im Minus. Die Gründe für den Absturz liegen nicht nur in der steigenden Inflation.
Der Kurs des Bitcoin ist zum Wochenauftakt auf den tiefsten Stand seit Dezember 2020 gefallen. Am Vormittag kostet ein Bitcoin nur noch knapp 24.000 Dollar. Er fällt damit auf den tiefsten Stand seit Dezember 2020. Vor dem Wochenende mussten für einen Bitcoin noch etwa 30.000 Dollar gezahlt werden. Ethereum sackt zeitweilig unter 1.200 Dollar ab - ein Tagesverlust von etwa 17 Prozent.
Wichtigster Grund für die Kursverluste in den vergangenen Tagen sind die am Freitagnachmittag veröffentlichten Inflationsdaten aus den USA. Diese befeuerten die Erwartung einer beschleunigten Zinswende in den Vereinigten Staaten. Seitdem verteuert sich der US-Dollar kräftig (ein Euro kostet aktuell 1,0481 Dollar), die Anleiherenditen ziehen an und die Kurse am Aktienmarkt sacken weltweit ab.
Kreditfinanzierte Investitionen gehen zurück
Investoren befürchten, dass die in vielen Regionen der Welt hohen Teuerungsraten bald die Konsumlaune der Menschen trüben, da sie schlicht mehr Geld für Lebensmittel, Strom und Miete aufbringen müssen. Zudem könnte ein harter Kurs der US-Notenbank zur Eindämmung der Inflation zur zusätzlichen Bremse werden, da Unternehmen und Verbraucher bei hohen Zinsen mit Blick auf kreditfinanzierte Investitionen und Ausgaben zurückhaltender werden dürften.
Auch eine stärkere Regulierung sorgte in den vergangenen Monaten für Druck auf die Kryptowährungen. Mitte Mai erschütterte zudem ein Kurseinbruch bei der Cyber-Devise TerraUSD die Kryptobranche.
Kryptofirma in Schieflage?
Nun kommen auch noch Turbulenzen bei der Kryptofirma Celsius Network hinzu. Wegen "extremer Marktbedingungen" werde Celsius Abhebungen und Überweisungen zwischen Konten pausieren, teilte das Unternehmen in einem Blogbeitrag am Montag mit. "Wir ergreifen diese notwendige Maßnahme, um die Liquidität und den Betrieb zu stabilisieren, während wir Schritte unternehmen, um Vermögenswerte zu erhalten und zu schützen."
Celsius Network verleiht Kryptowährungen, vergibt mit Kryptowährungen besicherte Kredite und bietet Sparprodukte für Kunden an, die ihre Kryptowährungen bei dem Unternehmen anlegen. Auf ihrer Website wirbt die Firma mit jährlichen Renditen von bis zu 17 Prozent. Mehrere Milliarden Dollar stehen auf dem Spiel.
Jetzt beim Bitcoin einsteigen?
Noch bis in den November vergangenen Jahres hinein hatten Digitalwährungen trotz einer bereits hohen Inflation weiter zugelegt. Einige Marktbeobachter sahen in Bitcoin und Co trotz der extrem starken Schwankungen einen Schutz gegen eine Entwertung klassischer Währungen wie den Dollar. Dieses Bild hat sich mittlerweile komplett gewandelt. Seit dem Rekordhoch von 69.000 Dollar im November ist der Bitcoin um etwa 65 Prozent eingebrochen.
Trotz des vermeintlich attraktiven Einstiegsniveaus rät BÖRSE ONLINE, nicht ins fallende Messer zu greifen und für eventuelle Bitcoin-Käufe eine Beruhigung bzw. Bodenbildung abzuwarten.
mmr mit dpa und rtr
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Mehrheitsinhaber der alleinigen Gesellschafterin der Finanzen Verlag GmbH, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin, Ethereum.