Für jeden Anleger stellen sich mit Blick auf die Vielfalt von Anlagealternativen immer die gleichen Fragen: Kaufen, warten oder verkaufen? Oder gleich ganz die Finger von einer bestimmten Anlagemöglichkeit lassen? Diese Fragen sind bei Kryptowährungen nicht anders als bei traditionellen Anlageformen wie Aktien und Co. Vorab die Antwort auf die letzte Frage: Die Entwicklung von Kryptowährungen von einem exotischen Anlagevehikel zu einem Massenprodukt ist in vollem Gange.

Es ist eine völlig neue börsengehandelte Assetklasse, die sich neben den traditionellen Anlagen wie Aktien, Anleihen, Währungen und Rohstoffe etabliert. Immer mehr Anlageprofis empfehlen, je nach Risikoneigung einen kleinen Teil des Portfolios in großen Kryptowährungen zu investieren. Deshalb gehören Krypto­währungen in den modernen Anlagemix.

Bitcoin als langfristiges Investment


Wenn es um die Frage nach kaufen, warten oder verkaufen geht, ist die Antwort differenzierter. Fakt ist, dass Krypto­währungen ein sehr spekulatives Investment sind. Die Kurse unterliegen großen Schwankungen. Von daher sollte nur Geld eingesetzt werden, das man notfalls verschmerzen kann. Ein Rat, den Experten grundsätzlich für alle Formen von spekulativen Anlagen geben. Beherzigt man diesen, stehen die Geldmittel auch langfristig zur Verfügung und man kann zwischenzeitliche Kursverluste aussitzen.

Dies ist im Fall von Bitcoin und Co auch im Zusammenhang mit der Versteuerung immens wichtig. Denn Kursgewinne von Kryptowährungen sind nach mehr als einem Jahr steuerfrei. Verkauft man allerdings vorher, sind sie als sonstige Einkünfte mit dem persönlichen Einkommensteuersatz zu versteuern. Dieser kann die Abgeltungsteuer von 25 Prozent, wie sie bei Aktien und Co erhoben wird, deutlich übersteigen.

Deshalb sollte in Bitcoin als langfristiges Investment von mehr als einem bis zu mehreren Jahren angelegt werden. Wer aktuell engagiert ist, hält seine Positionen. Wer noch nicht engagiert ist, für den ist die jüngste Korrektur eine Chance zum Einstieg. Wobei man dabei vielleicht einen Teil des geplanten Gesamtinvestments zurückhalten kann für den Fall, dass der Bitcoin noch einmal deutlich unter die Marke von 10 000 Dollar fällt. Nach der Korrektur der Vorwoche kam es wieder zur Erholung. Der Preis konsolidierte zuletzt um die Marke von 11 000 Dollar.

War’s das mit der Korrektur?


Für langfristige Investments hat diese Frage nur untergeordnete Bedeutung. Neue historische Höchststände in diesem Jahr sind möglich. Das wäre vom heutigen Stand aus ein Plus von 100 Prozent. Für nächstes Jahr vor und nach dem Halving des Bitcoin im Mai 2020 halten Optimisten auch Kurse im mittleren fünfstelligen Bereich für vorstellbar. Das wäre ein Plus von mehreren Hundert Prozent, dann wahrscheinlich auch steuerfrei. Zuletzt gab es immer mehr einflussreiche Player am Kryptomarkt, die sich in zwei bis drei Jahren auch Kurse von 100 000 Dollar und mehr vorstellen können.

Fantastereien? Im Gegensatz zu allen Währungen wie US-Dollar, Euro und Co ist der Bitcoin nicht inflationierbar. Aufgrund des komplizierten und nicht veränderbaren Algorithmus können nur maximal 21 Millionen digitale Münzen produziert werden. Derzeit sind etwas weniger als 18 Millionen Stück im Umlauf. Die Sichtweise, dass der Bitcoin wegen seiner fehlenden oder geringen Korrelation zu traditionellen Assets wie Aktien und Währungen wie US-Dollar, Euro und so weiter sich als sicherer Hafen und digitales Gold etablieren kann, halten immer mehr Marktbeobachter für denkbar. Geopolitische Spannungen und Handelskonflikte stützen diese Einschätzung.

Altcoins als Trading


Auch Altcoins können grundsätzlich als langfristiges Investment angelegt werden. Hier müssen aber Marktentwicklungen ähnlich denen während der Techblase um die Jahrtausendwende beachtet werden. Bei vielen Unternehmen funktionierte seinerzeit das Geschäftsmodell doch nicht, oder sie waren ihrer Zeit voraus. Andere wie Facebook und Myspace hatten dieselbe gute Geschäftsidee. Wie bekannt, verlief die Entwicklung dann völlig entgegengesetzt.

Bei den Altcoins und den dahinterstehenden Projekten dürfte dies ähnlich sein. Experten gehen davon aus, dass die Mehrzahl der Altcoins wieder verschwinden oder marginalisiert werden. Durch die Untiefen der über 2000 Altcoins können sich ohnehin nur absolute Spezialisten wühlen. Von daher sollte man sich - je nach Risikoneigung und Kenntnisstand - auf die 20, 50 oder 100 größten Krypto­währungen spezialisieren und sich der großen Schwankungsbreite bewusst sein.

Altcoins sind also eher als Tradingobjekte zu verstehen. Ab kommender Woche wird es in der neu erstellten Rubrik "Krypto" bei boerse-online.de neben Berichten zu Entwicklungen am Kryptomarkt und dem Bison-Krypto-Realdepot auch immer wieder Hinweise auf kurz- bis mittelfristig aussichtsreiche Altcoins geben. Dies ist vor allem für Trader interessant, die sich aktiv auf einer oder mehreren Kryptobörsen informieren. Zuletzt war der Markt immer noch sehr stark vom Bitcoin getrieben. Die Performance der Altcoins war dagegen schwach. Das könnte sich zwar bald ändern. Dennoch ist keine Eile für einen Einstieg geboten.