Wie weiter unten aufgeführt, ist das Bitcoin-Halving ein feststehendes Ereignis, dessen Auswirkungen den Marktteilnehmern bekannt sind. Trotzdem kam und kommt es rund um dieses Ereignis zu einem gewissen Hyperventilieren des Marktes mit der Folge einer deutlich steigenden Volatilität. Dies ist gerade in den vergangenen Tagen verstärkt zu beobachten. Am Mittwoch Nachmittag zog der Bitcoinkurs wieder um rund 10% an. Das hektische Auf und Ab ist zwar nett zu beobachten, hat für die langfristigen Perspektiven aber keine Relevanz. Diese speisen sich vielmehr aus dem wichtigsten Bitcoin Use Case, nämlich dem eines nicht-inflationierbaren Wertaufbewahrungsmittels. Dieses kann von Anlegern weltweit genutzt werden, um aus ihren mehr oder minder inflationsgefährdeten Währungen zu fliehen. Die riesige Geldschwemme zur Bekämpfung der Corona-Krise rückt dies auch den bisher von Inflation weitgehend verschont gebliebenen Anlegern in den westlichen Ländern verstärkt vor Augen.
Beim Bitcoin-Halving handelt es sich einfach um eine Halbierung der Miner-Belohnung für einen geschürften Bitcoin-Block. Schürfen (Mining) nennt man den Vorgang analog zur Gewinnung von Gold, das ja nur durch aufwändigen und kostspieligen Bergbau gewonnen werden kann. Die Miner werden für das Sichern und Validieren des Bitcoin-Netzwerks belohnt, denn dieses ist für die Miner mit großem Hardware- und Energieaufwand verbunden. Andererseits ist dieser Validierungsprozess unabdingbar, um den Besitz und alle jemals stattgefundenen Transaktionen auf der Bitcoin-Blockchain zu dokumentieren und so die Sicherheit und Integrität der Blockchain zu gewährleisten. Wäre dieser Prozess nicht so aufwändig und kostspielig, könnten Betrüger Transaktionen fälschen oder Bitcoin doppelt ausgeben (double spending). Die Miner erledigen diese Aufgabe natürlich nicht umsonst. Sie bekommen für jeden erfolgreich errechneten Transaktionsblock eine festgelegte Menge Bitcoin, die dabei vom Bitcoin-Code neu erzeugt werden. Die Höhe der Entlohnung ist im Bitcoin-Code unabänderbar festgelegt. Bis zum Halving heute Abend sind das 12,5 Bitcoin, danach reduziert sich die Entlohnung pro Block auf 6,25 Bitcoin.
Dieses Halving findet alle 210.000 Blöcke und damit ungefähr alle vier Jahre statt. Dadurch dass die Miner nach einem Halving nur noch die Hälfte der vorherigen Entlohnung in Bitcoin bekommen, vermindert sich also das zusätzliche Angebot an Bitcoin. Aktuell gibt es knapp 18,4 Millionen Bitcoin der maximal möglichen 21 Millionen Bitcoin. Durch das alle vier Jahre geringer werdende Angebot an zusätzlichen Bitcoins wird der Bitcoin also knapper. Dieser eingebaute Inflationsschutz macht Bitcoin zum härtesten Geld der Welt. Das aus der Rohstoffanalyse bekannte Stock-to-Flow-Verhältnis steigt deshalb alle vier Jahre. Denn der Quotient aus vorhandenem Bestand an Bitcoin (Stock) dividiert durch das zusätzliche Angebot (Flow) verdoppelt seinen Wert durch das Halving alle vier Jahre. Dies geht solange weiter, bis ungefähr im Jahr 2140 der letzte Block geschürft worden ist. Bis dahin gilt also immer: Nach dem Halving ist vor dem Halving. Es gibt keine Überraschungen, denn alles ist im unveränderlichen Bitcoin-Code so festgelegt. Durch das gerade stattfindende Halving steigt der Härtegrad von Bitcoin etwa auf den von Gold, das bisher den größten Härtegrad hatte. Bereits in vier Jahren beim nächsten Halving wird der Bitcoin-Härtegrad etwa doppelt so groß sein wie beim Gold, in weiteren vier Jahren dann schon viermal so groß usw.
Eigentlich ist das Bitcoin-Halving also ein Non-Event. Bei der Veröffentlichung von Quartals- oder Jahresergebnissen von börsennotierten Gesellschaften kann es immer positive oder negative Überraschungen mit den entsprechenden Auswirkungen auf die Aktienkurse geben. Beim Bitcoin-Halving stehen dagegen die Änderungen schon lange vorher fest, nur der Termin kann sich geringfügig um wenige Tage ändern. Ein solches klar definiertes Ereignis dürfte eigentlich keine wirklichen Auswirkungen auf den Bitcoinpreis haben, nur weil es jetzt gerade stattfindet. Denn dem Markt sind alle Fakten bekannt und er kann sich dementsprechend schon lange vorher darauf einstellen und die Auswirkungen in den Preisen antizipieren. Überzogene Erwartungen an besondere Preisentwicklungen rund um den Termin selbst sind also fehl am Platze. Dabei spielen eher psychologische Faktoren eine Rolle. Die Marktteilnehmer sind in einem Modus der verstärkten Aufgeregtheit, dies spiegelt sich dann in einer erhöhten Volatilität wider. Die langfristigen Auswirkungen der Halvings können dagegen enorm sein, insbesondere wenn ein vermindertes Angebot auf eine verstärkte Nachfrage trifft. Die sich verstärkende Nachfrage nach dem strikt limitierten Gut Bitcoin ist der entscheidende Preistreiber. Diese dürfte angesichts der Unsicherheiten an den internationalen Finanzmärkten sogar noch stark zunehmen. Und trifft dann auf ein Angebot, das nicht erhöht werden kann. Besitzer von herkömmlichem Zentralbankgeld - also wir alle - können davon nur träumen.
Zum Abschluss unten eine Grafik mit vielen Kursprognosen von teilweise sehr bekannten Persönlichkeiten zusammenfasst. Wie man sieht, sind nach oben hin kaum Grenzen zu erkennen. Dem stehen einige wenige Untergangspropheten gegenüber, allen voran der als Dr. Doom bekannte amerikanische Wirtschaftsprofessor Nouriel Roubini. Wir bewegen uns mit unserer schon häufig geäußerten Prognose eines mittleren fünfstelligen Bitcoinpreises im Laufe des nächsten Jahres im Mittelfeld der Prognosen. Bitcoin-Preisprognosen bekannter Persönlichkeiten (Quelle: bitcoineconomics.io)