Die Bärenmarktrally beim Bitcoin ist zunächst einmal ins Stocken geraten. Nach dem schnellen Anstieg bis über 24 000 Dollar in der Vorwoche gab es zu Wochenbeginn trotz eines stabilen Aktienmarkts wieder einen Dämpfer. Ein nicht unwesentlicher Faktor für den Rückschlag dürfte der Tesla-Quartalsbericht gewesen sein. Demnach wurden im Laufe des zweiten Quartals 75 Prozent der Bitcoinbestände gegen US-Dollar wieder verkauft. Als Grund führt Tesla-Chef Elon Musk die Notwendigkeit des Aufbaus von Bargeld wegen des anhaltenden Lockdowns in China an. Obwohl dieser Verkauf also kein Misstrauensvotum gegen den Bitcoin ist, kam die Meldung am Kryptomarkt dennoch nicht gut an. Denn danach ging der Kurs in wenigen Tagen von 24 000 auf 21 000 Dollar zurück. Die negative Reaktion auf die Meldung erscheint übertrieben. Denn die Bitcoinverkäufe von Tesla sind bereits umgesetzt und vom Markt absorbiert. Außerdem weisen Beobachter darauf hin, dass derzeit wegen der weltweiten Rezessionsgefahr auch einige andere Unternehmen Bargeld aufstocken und Risikopositionen abbauen.
Allerdings haben sich durch diese jüngste Entwicklung auch einige Indikatoren verschlechtert. So war im Gegensatz zu den Altcoins beim Bitcoin bisher die Mehrzahl der Anleger im Gewinn. Durch den jüngsten Kursrückgang ist nach Daten von IntoTheBlock die Zahl der Bitcoin-Adressen, deren Bestände in der Gewinnzone liegen, unter 50 Prozent gefallen. Das ist eigentlich ein bearishes Zeichen. Aber die kurzfristigen Richtungsindikatoren beim Bitcoin ändern sich mit den großen Kursschwankungen immer wieder plötzlich und schnell. So sprangen beim jüngsten Anstieg viele Indikatoren auf Grün, als der Widerstand bei 22 000 Dollar und auch die 50-Tage-Linie übersprungen wurden.
Entscheidend bleiben die langfristigen Perspektiven. Experten verweisen darauf, dass es seit Bestehen von Bitcoin häufig Rückschläge bis zu 80 Prozent gab. Aktuell beträgt der Rückgang "nur" knapp 70 Prozent. Daneben lohnt auch ein Blick über den Tellerrand: Die Amazon-Aktie litt in den ersten zwölf Jahren nach dem Börsengang 1997 ebenfalls unter Kursschwankungen, wie man sie eher dem Bitcoin zuschreiben würde. Einer Versiebzigfachung in zwei Jahren folgten Verluste von 95 Prozent in eineinhalb Jahren. Auch in den Folgejahren gab es wilde Schwankungen, bevor der Kurs ab 2009 in einen stabilen Aufwärtstrend einschwenkte.
Beim Bitcoin wird es ähnlich sein. Er existiert seit 2009, wobei ein vernünftiger Handel erst seit etwa 2011 stattfindet. Bitcoin befindet sich etwa da, wo Amazon 2009 stand. Experten von Coinshares, Europas größtem Manager von digitalen Vermögenswerten, sehen kurzfristig die Durststrecke beim Bitcoin zwar andauern. Bereits 2024 wird das aktuelle Kursniveau aber nur eine ferne Erinnerung sein, neue Allzeithochs werden erreicht werden. Vom Zyklus her würde das passen. Denn im März 2024 steht das vierte Halving beim Bitcoin an. Bisher waren die Halvings immer der Startschuss für eine Megahausse beim Bitcoin.