Der Bitcoin-Kurs befindet sich derzeit - was für eine Kryptowährung nicht untypisch ist - auf einem Zick-Zack-Kurs. Bis Mittwochabend sind die Umsätze bei der ältesten Cyber-Devise wieder sehr stark angestiegen. Die Bitcoin-Dominanz - also der Anteil von Bitcoin an der gesamten Marktkapitalisierung - stieg auf über 64 Prozent, auf den höchsten Stand seit April 2017. Zugleich erreichte die Hashrate - die Anzahl der Rechenoperationen eines Netzwerks pro Sekunde - ein Allzeithoch. Dennoch ging es dann nach unten: um ganze zehn Prozent. Grund sollen massive Auflösungen von Bitcoin-Long-Futures an der Kryptobörse BitMEX gewesen sein.
Die Auflösung dieser größeren Bitcoin-Long-Positionen könnte auch im Zusammenhang mit Äußerungen der US-Notenbank Fed zum geplanten Facebook-Coin Libra stehen. Es gab bereits bei Veröffentlichung des Projekts vor einigen Wochen negative Stellungnahmen von US-Politikern. Nun äußerte sich Fed-Chef Jerome Powell bei einer Anhörung im US-Kongress sehr skeptisch zu dem Facebook-Coin. "Libra wirft ernsthafte Bedenken hinsichtlich Datenschutz, Geldwäsche, Verbraucherschutz und finanzieller Stabilität auf", sagte er.
Bei Libra handelt es sich um einen Stable Coin, also eine Digitalwährung mit Bindung an herkömmliche Währungen wie den US-Dollar, Euro oder Yen. Im Fall von Libra soll es sich dabei ja um einen Korb von Währungen handeln. Dies könnte sich aus Sicht des Zentralbankers zu einer Bedrohung für das internationale Währungssystem auswachsen. Die Angst vor einer neuen Weltreservewährung, die den Dollar ablösen oder dessen Position zumindest aufweichen könnte, könnte bei diesen Aussagen auch mitschwingen. Aufgrund dieser schwerwiegenden systemischen Bedenken will sich die Fed, die zu diesem Thema eine eigene Arbeitsgruppe eingerichtet hat, nicht unter Zeitdruck setzen lassen.
Der Bitcoin könnte von einer möglichen Einführung des Libra im nächsten Jahr stark profitieren, weil er zu einer erheblichen Verbreiterung der Nutzerbasis von Digitalwährungen führen würde. Von daher ist der deutliche Rückschlag beim Bitcoin am Donnerstag nachvollziehbar. Allerdings gab es derartige Bedenken auch in der Vergangenheit immer wieder - die meist nur kurze Beine hatten.
Die sogenannten "Altcoins" sind noch tiefer in das Jammertal gestiegen. Bitcoin verlor im Tagesvergleich zehn Prozent. Die Verluste der meisten Altcoins liegen deutlich darüber. Den größten Kursverlust unter den zwanzig größten Kryptowährungen erlitt am Donnerstag EOS mit einem Minus von rund 20 Prozent. EOS leidet zusätzlich zur Marktschwäche derzeit unter einer Meldung des amerikanischen Finanzforschungsunternehmens Weiss Ratings. Dieses hat sein Rating für EOS wegen schwerwiegender Zentralisierungsprobleme der Blockchain herabgestuft.