In der vergangenen Woche markierte der Bitcoin im Zuge seiner Abwärtsbewegung neue Tiefststände bei rund 6600 US-Dollar. In der zweiten Wochenhälfte drehte dann der Markt, die Preise schossen in der Spitze bis auf 7900 Dollar. Nach dieser ersten substanziellen Aufwärtsbewegung seit Ende Oktober bröckelten die Preise aber schon wieder ab. Es spricht weiterhin viel dafür, dass der große Widerstand um die 6000 Dollar noch getestet wird. Allerdings ist der Bitcoin auch jederzeit für eine Überraschung in die andere Richtung gut. Trotzdem erscheint es aktuell weiter opportun, sich mit Neuengagements zurückzuhalten.
Dies gilt auch für die Altcoins, die sich nach der Trendvorgabe durch den Bitcoin richten. Die durchschnittliche Wochenperformance der großen Altcoins bewegte sich in der Größenordnung des Bitcoin mit seinem Plus von rund fünf Prozent. Es gab aber auch Ausreißer. So sprang der vor zwei Wochen hier erwähnte China-Coin VET von VeChain um rund 30 Prozent nach oben.
Bitcoin-Handel über deutsche Banken
Der neue Gesetzentwurf zum Kryptohandel hat mit dem Beschluss des Bundestags das komplette Gesetzgebungsverfahren durchlaufen. Er soll durch den Wegfall des Trennungsverbots den Kryptohandel über deutsche Banken ermöglichen. Bisher durften Banken Kryptowährungen sowie eigene Wallets nicht anbieten. Nun soll den Banken auch die Aufbewahrung der Coins gestattet werden. Der Bundesverband deutscher Banken hat dies bereits positiv bewertet. Einige Banken sehen in der Beteiligung am Kryptohandel große Chancen für zusätzliche Einnahmen. Es bleibt aber abzuwarten, welche Banken dies annehmen. Für die Anleger in Deutschland dürfte jedenfalls die Hemmschwelle gegenüber Bitcoin und anderen Kryptowährungen dadurch weiter zurückgehen. Überhaupt könnte Deutschland in Sachen Kryptofreundlichkeit nach langem Zögern nun verstärkt die Rolle als Zugpferd übernehmen. Auch in anderen Ländern wird der regulatorische Rahmen verbessert. So gibt es in dem sehr kryptoaffinen Südkorea ein neues Gesetz, das den Rahmen für digitale Vermögenswerte wie Kryptowährungen schafft.
Social-Media-Coins weiter mit Gegenwind
Vor fast einem halben Jahr elektrisierte die Ankündigung des Facebook-Coins Libra nicht nur die Kryptowelt. Auch Regierungen und Zentralbanken weltweit gerieten in Aufruhr, weil sie den Verlust der staatlichen Währungshoheit und eine Destabilisierung des internationalen Finanzsystems befürchteten. Mit mehr oder minder unverhohlenen Drohungen wurden in den USA wichtige Mitglieder des Libra-Konsortiums wie Mastercard, Visa, Paypal oder Ebay gezwungen, das Konsortium zu verlassen. Dem ohnehin durch Skandale angekratzten Image von Facebook hatte dies weiter zugesetzt.
Zwar wird die Entwicklung des Libra-Projekts weiterverfolgt. Nun legt der amerikanische Gesetzgeber aber die regulatorische Latte noch höher und stuft Libra als Wertpapier ein. Damit müsste Facebook allen Anforderungen des sehr strengen US-Wertpapierrechts genügen. Die Belastungen durch eine Unmenge von Vorschriften könnten das Projekt dann sehr schwerfällig werden lassen. Dabei war es mit der Hoffnung gestartet, genau diese lästigen regulatorischen Anforderungen umgehen zu können. Deshalb wird es immer fraglicher, ob Libra überhaupt jemals an den Start gehen kann.
Auch das Projekt mit dem Telegram-Token GRAM wurde von amerikanischen Behörden gestoppt. Dieses wurde zwar mit viel weniger Getöse als Libra vorangetrieben. Kurz vor dem geplanten Start am 31. Oktober grätschte aber dennoch die US-Wertpapieraufsicht SEC dazwischen. Sie klassifizierte die GRAM-Token ebenfalls als Wertpapier. Diese hätten deshalb dann nicht bei dem gigantischen Coin-Offering in Höhe von 1,7 Milliarden Dollar an US-Investoren verkauft werden dürfen. Allerdings widerspricht Telegram dieser SEC-Einstufung. Nach Meinung von Telegram handelt es sich um ein Produkt oder eine Währung. Deswegen reichte Telegram eine Gegenklage gegen die SEC ein. Der Gerichtstermin ist für Februar 2020 angesetzt. Kommen die Coins der beiden großen sozialen Netzwerke doch noch, könnte das eine erhebliche Stimulierung von Bitcoin und Co bewirken.