"Wenn der Konkurrent mehr erreichen kann, signalisiert das, dass Restrukturierungsbedarf besteht", sagte Analyst Frank Schwope von der NordLB. BMW-Chef Harald Krüger müsse zeigen, dass er das Ergebnis in den nächsten Jahren steigern und "mit Mercedes wirklich konkurrieren kann".

Während die Schwaben den Betriebsgewinn im Pkw-Geschäft im vergangenen Jahr steigerten, ging in der Autosparte der Bayern das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 1,8 Prozent zurück auf knapp 7,7 Milliarden Euro und lag damit unter den Erwartungen. Vor allem der Modellwechsel beim absatz- und renditestarken 5er schlug laut BMW zu Buche. Zudem kosteten der Preiskampf und der Hochlauf neuer Technologien rund um Elektromobilität und Vernetzung viel Geld. Analysten waren vor allem von Rückgängen im - ohnehin saisonal schwächeren - Schlussquartal enttäuscht. "Im vierten Quartal müssen einige Probleme zusammengekommen sein", sagte Schwope. Das spreche dafür, "dass es nicht rund läuft im Unternehmen". Arndt Ellinghorst vom Analysehaus Evercore ISI äußerte sich überrascht, dass Konsolidierungen rund ums Leasinggeschäft so deutliche Auswirkungen gehabt hätten. Zudem rechnete er damit, dass BMW im Schlussquartal besonders vorsichtig bilanziert habe, auch mit Blick auf Restwerte von Leasingfahrzeugen.

An der Börse fiel die BMW-Aktie zeitweise um vier Prozent. Die Anleger können sich trotzdem freuen: Sie bekommen für 2016 mehr Dividende. Weil der Konzern insgesamt das siebte Rekordjahr in Folge einfuhr und noch dazu im vergangenen Jahr 100-jähriges Bestehen feierte, soll die Dividende auf neue Höchstwerte steigen. Für 2016 wollen Vorstand und Aufsichtsrat je Stammaktie 3,50 (Vorjahr: 3,20) Euro ausschütten und 3,52 (3,22) je Vorzugsaktie. Damit zahlt BMW ein Drittel seines Gewinns an die Anteilseigner aus. Unterm Strich erwirtschafteten die Münchner 2016 ein Ergebnis von 6,91 Milliarden Euro, ein Plus von acht Prozent. Damit habe BMW die Erwartungen übertroffen, sagte Schwope.

Vor Steuern legte der Gewinn auf einen neuen Spitzenwert zu: Er wuchs um 4,8 Prozent auf 9,67 Milliarden Euro. Der Umsatz der BMW-Gruppe stieg um 2,2 Prozent auf 94,16 Milliarden Euro. Die konzernweite EBT-Marge, ab 2017 eine zusätzliche Steuerungsgröße, betrug damit 10,3 Prozent. BMW will künftig mehr Geld mit digitalen Diensten und außerhalb des klassischen Autogeschäfts verdienen und hat sich dafür das neue Ziel einer Vorsteuerrendite von mindestens zehn Prozent gesetzt. "Wir fokussieren uns auf die konsequente Umsetzung unserer Strategie", sagte Vorstandschef Harald Krüger. Der Autobauer werde auf die Zukunftsfelder Automatisierung, Vernetzung, Elektromobilität und Sharing ausgerichtet.

Für 2017 äußerte sich der BMW-Chef angesichts neuer Modelle wie 5er oder Mini Countryman vorsichtig optimistisch: "Wir streben im laufenden Jahr einen leichten Zuwachs der Auslieferungen auf einen neuen Höchstwert an." Details nannte er nicht. Eine konkretere Prognose wird zur Bilanz-Pressekonferenz am 21. März erwartet.

Im vergangenen Jahr hatten die Münchner nach zwölf Jahren an der Spitze den Titel des größten Oberklasse-Autobauers der Welt an Mercedes abgeben müssen. Die Premiummarke aus dem Hause Daimler verkaufte dank zahlreicher neuer Modelle gut 2,08 Millionen Pkw weltweit, BMW kam mit der weiß-blauen Kernmarke auf rund 2,0 Millionen Fahrzeuge. VW-Ableger Audi, der Dritte im Bunde der Dauerrivalen, lag mit 1,87 Millionen ausgelieferten Wagen auf Platz 3. BMW betonte erneut, dass der Konzern mit seinen drei Marken - dazu gehören auch Mini und Rolls-Royce - weltweit der führende Hersteller von Premiumautos bleibe. Insgesamt erzielten die Münchner 2016 beim Absatz den Bestwert von knapp 2,4 Millionen Autos, Daimler kam mit Mercedes und Smart auf gut 2,2 Millionen.

rtr