An der Börse gerieten die Aktien der Autokonzerne BMW, Daimler und VW am Montag stark unter Druck, auch wenn Trump Details seiner Pläne schuldig blieb. Der Branchenverband VDA ging in Verteidigungsstellung: "Mit dem Aufbau von Zöllen oder anderen Handelsbarrieren würden sich die USA langfristig ins eigene Fleisch schneiden", sagte Matthias Wissmann, Chef des Branchenverbands VDA. Auch der Industrieverband BDI warnte vor Protektionismus. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel appellierte an Trump, die angedrohten Strafzölle nicht einzuführen. "Die amerikanische Autoindustrie wird dadurch schlechter, schwächer und teurer", sagte der Vize-Kanzler zu "Bild".

Trump hatte zuvor ebenfalls die "Bild"-Zeitung für seinen Rundumschlag gewählt. Im Interview drohte er den deutschen Autobauern darin - wie schon Herstellern in den USA und Japan - hohe Einfuhr-Zölle an: "Ich würde BMW sagen, wenn sie eine Fabrik in Mexiko bauen und Autos in die USA verkaufen wollen ohne eine 35-Prozent-Steuer, dann können sie das vergessen." Wie viele andere Autobauer und Zulieferer investieren die Münchner Milliarden in Mexiko, wo die Lohnkosten niedrig sind. Zudem ist der zweitgrößte Automarkt der Welt nahe: die USA.

Dort haben die deutschen Autobauer in den vergangenen sieben Jahren die Produktion auf 850.000 Einheiten vervierfacht, wie der VDA erklärte. Mehr als die Hälfte davon gingen in den Export. "Wir nehmen die Äußerungen ernst", betonte Wissmann mit Blick auf Trump. Allerdings bleibe abzuwarten, ob und wie Trump seine Ankündigungen am Ende auch umsetze. Im US-Kongress sei erheblicher Widerstand gegen Importsteuern zu erwarten.

70.000 JOBS



BMW-Vorstandsmitglied Peter Schwarzenbauer sagte, an den Plänen für ein neues Werk in Mexiko ändere sich trotz Trump nichts. "Wir werden an dieser Entscheidung festhalten. Wir werden 2019 das Werk eröffnen und dort den 3er bauen." BMW-Chef Harald Krüger sagte der "Welt": "Ich bin überzeugt, dass man in den USA zur Kenntnis nimmt, dass BMW auch in Amerika einer der größten Automobilhersteller ist und dort direkt und indirekt rund 70.000 Menschen beschäftigt." Das weltgrößte BMW-Werk steht in den USA: in Spartanburg in South Carolina. Von den jährlich über 400.000 produzierten Pkw werden mehr als 70 Prozent ins Ausland exportiert.

Trump hatte zuletzt auch dem japanischen Autobauer Toyota und der amerikanischen Opel-Mutter General Motors mit hohen Strafzöllen gedroht, sollten sie Autos für den US-Markt in Mexiko herstellen. Der US-Konzern Ford strich nach dessen Kritik eine geplante Milliardeninvestition in Mexiko und steckt stattdessen 700 Millionen Dollar in ein US-Werk. Autoanalyst Gerhard Wolf von der Landesbank Baden-Württemberg sagte: "Die deutschen Hersteller sind schon in der Bauphase, das ist schwieriger zu stoppen." Sie könnten jedoch die geplanten Kapazitäten stutzen. Die VW-Tochter Audi lässt ihr neues Mexiko-Werk gerade hochlaufen. Auch eine gemeinsame Fabrik von Daimler und Renault -Nissan soll noch in diesem Jahr in Aguascalientes die Produktion aufnehmen.

Die deutschen Autobauer bemühten sich unisono, die Bedeutung des US-Marktes hervorzuheben. BMW-Chef Krüger sagte: "Wir werden definitiv auch in den nächsten Jahren weiter in den USA investieren, neue Produkte sind geplant und werden auf den Markt kommen." VW verwies ebenfalls auf das starke Standbein in den USA, das Werk in Chattanooga. "Wir investieren weitere 900 Millionen US-Dollar in das Automobilwerk."

"NICHT MITTEN IM SPIEL DIE REGELN ÄNDERN"



Schützenhilfe kam auch von anderen Verbänden: "Trump wird der eigenen Wirtschaft schaden, wenn er versucht, die Autobauer aus Mexiko zu drängen", sagte BDI-Präsident Dieter Kempf. Außenhandelspräsident Anton Börner sagte: "Was gar nicht geht, ist mitten im Spiel die Regeln zu ändern, wie Strafzölle auf Produkte, die bislang in völligem Einklang mit den bestehenden Regelwerken gehandelt werden". Der Präsident der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland (AmCham Germany), Bernhard Mattes, der bis vor Kurzem Ford-Chef in Deutschland war, sagte: "Die Firmen produzieren dort, wo es für sie die besten Standortbedingungen gibt."

Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) fürchtet um Grundsätzliches: "Mit seinen Äußerungen stellt Donald Trump sowohl die bestehende Handelsarchitektur als auch die bisherige Form der wirtschaftlichen Zusammenarbeit infrage", sagte Eric Schweitzer.

rtr