Nach Gesprächen von Topmanagern der Autobranche mit US-Botschafter Richard Grenell am Mittwochnachmittag war in Industriekreisen von positiven Signalen die Rede. Laut einem "Handelsblatt"-Bericht bot der Diplomat gar an, dass die USA zu einem kompletten Verzicht auf Einfuhrzölle bereit wären, wenn auch Europa darauf verzichte. Unternehmenssprecher wollten sich hierzu nicht äußern. Die Nachricht nähre Hoffnungen auf eine Lösung dieses Problems, erklärte ein Börsianer. Allerdings müsse sich dann die gesamte EU bewegen.
Jefferies-Analyst Philippe Houchois reduzierte derweil wegen der Risiken durch den Handelskonflikt, der Kostenentwicklung sowie Sorgen mit Blick auf die CO2-Regulierung zwar seine Gewinnerwartungen für die Autobauer. Bei BMW scheine aber nach den jüngsten Kursverlusten bereits eine Gewinnwarnung eingepreist, so der Experte. Er senkte zwar das Kursziel für die Aktie, blieb aber bei seiner Kaufempfehlung. Bei Daimler gab er seine bisherige Verkaufsempfehlung aus Bewertungsgründen auf. Inzwischen sei hier nach einer Gewinnwarnung ein suboptimales Szenario bereits eingepreist. Volkswagen zählt Houchois weiter zu seinen Branchenfavoriten.
Die Aktien von BMW, Volkswagen und Daimler gehörten mit Kursgewinnen zwischen knapp vier und fünf Prozent zu den Favoriten der Anleger im deutschen Leitindex Dax (DAX 30). Die Papiere des Zulieferers und Reifenherstellers Continental verteuerten sich um fast drei Prozent.
Im MDAX der mittelgroßen deutschen Unternehmen ging es für die Titel der Conti-Konkurrenten Leoni, Dürr, Schaeffler und Hella ähnlich klar bergauf wie für die des stark von der Autobranche abhängigen Beleuchtungsspezialisten OSRAM sowie des Zulieferers und Rüstungskonzerns Rheinmetall. Auch die Aktionäre der Autohersteller PSA und Renault, des Zulieferers Valeo und der Reifenherstellers Michelin und Pirelli konnten sich über klare Kursgewinne freuen./gl/ag