DAS IST LOS BEI BMW:
Auch wenn Krüger seiner Mannschaft bis 2020 Zeit gegeben hat, den Stuttgarter Rivalen Mercedes-Benz beim weltweiten Verkauf von Premiumautos wieder vom Thron zu stoßen: BMW muss früher liefern. Denn der Abstand zu Daimler soll schon dieses Jahr verkürzt werden, damit das Unterfangen gelingt. Denn Mercedes zieht weiter davon und hat nach fünf Monaten gut 126 000 Autos Vorsprung und damit mehr als ein Jahr zuvor.
Bei dem Kampf um Marktanteile darf Krüger die Auto-Marge nicht vergessen, die Analysten so genau im Blick haben. Sie war mehrere Jahre gesunken, bevor Finanzchef Nicolas Peter 2017 einen stabilen Wert präsentierte. Krüger betont, dass Stückzahlen nicht alles sind, dass die Rendite nicht geopfert wird. Doch in der Oberklasse zählt auch das Prestige. Daher müssen die neuen Modelle zünden, die BMW auf den Markt bringt. Vor allem mit neuen Stadtgeländewagen und teuren Luxuskarossen will Krüger punkten.
Auf der anderen Seite drohen hohe Kosten: Steigende Vorleistungen für Technologien wie das autonome Fahren und Elektroantriebe drücken aufs Ergebnis. 2018 muss Finanzchef Peter an die 7 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung bereitstellen, 2017 waren es 6,1 Milliarden.
In der Dieselaffäre steht BMW nicht mehr so unbeleckt da wie zuvor, auch wenn der Konzern sagt, eine falsche Motorsteuerung bei rund 11 700 Autos sei irrtümlich aufgespielt worden. Die Münchener Staatsanwaltschaft geht dem Anfangsverdacht des Betrugs nach. Die Umstellung auf den neuen Abgasstandard WLTP läuft zwar auch bei BMW nicht reibungslos, zu größeren Problemen wie etwa bei Volkswagen (Volkswagen (VW) vz) soll es aber nicht führen.
DAS ERWARTET DAS UNTERNEHMEN:
Heiliger Gral ist für Anleger die operative Rendite (Ebit) im Autobau. 2017 lag sie bei 9,2 Prozent (angepasster Wert wegen geänderter Bilanzregeln). Dass sie auf Jahresbasis lange nicht mehr gestiegen ist, kontert BMW mit dem Mantra, dass sie seit acht Jahren im Zielbereich von 8 bis 10 Prozent oder darüber liegt. Im Vergleich mit anderen Autobauern ist wichtig, dass BMW die lukrativen Geschäfte seines chinesischen Joint Ventures erst im Finanzergebnis ausweist - die Gewinne also nicht in der Automarge enthalten sind.
Offizielle Prognosegröße für den Konzern ist das Vorsteuerergebnis, welches das wachsende Finanzierungsgeschäft und die Beteiligungen beinhaltet. BMW will es mindestens auf Vorjahresniveau (10,7 Mrd Euro) halten. Bekommt das geplante Carsharing- und Mobilitäts-Joint-Venture mit Daimler noch 2018 die Kartellfreigabe, soll das Vorsteuerergebnis wegen eines Bewertungseffektes "leicht" zulegen, das heißt um bis zu 5 Prozent. Die Auto-Auslieferungen sollen weltweit leicht steigen und mit ihnen auch der Umsatz in der Kernsparte.
Wie stark der drohende Handelskrieg zwischen den USA und China, aber auch mögliche Zölle der USA auf aus der EU importierte Autos bei BMW ins Gewicht fallen, wird sich noch zeigen. Konkurrent Daimler hatte unter anderem wegen angekündigter chinesischer Zollerhöhungen für Autos aus US-Produktion zuletzt seine Gewinnprognose gesenkt. BMW ließ den aktuellen Ausblick unverändert, prüft aber die möglichen Auswirkungen laufend. Das kann auch heißen, dass bei den aktuellen Prognosen genug Puffer für solche Belastungen enthalten ist.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Analysten sind beim Vorsteuerergebnis skeptisch. Aktuell rechnen die 8 von Bloomberg in den vergangenen vier Wochen befragten Experten 2018 mit einem Gewinn vor Steuern von 10,5 Milliarden Euro - und das wäre weniger als die 10,7 Milliarden aus dem Vorjahr. Der Umsatz dürfte von 98,3 auf knapp 100 Milliarden Euro zulegen.
Insbesondere der aufziehende Handelskrieg macht den Analysten Sorgen. Die USA prüfen derzeit Zölle auf EU-Importautos, was laut Hans-Peter Wodniok vom Analysehaus Alphavalue zu Belastungen für BMW führen dürfte. Auch die Importzölle Chinas für US-Autos sollten den Konzern betreffen. 2017 lieferte BMW aus den USA gut 81 000 Autos nach China, das war rund ein Drittel aller Exporte aus dem US-Werk in Spartanburg. Der nun auch in China produzierte X3 dürfte BMW aber helfen, den Effekt abzufedern, schrieb Experte Stephen Reitman von der Societe Generale. Die Modelloffensive insgesamt sei beeindruckend.
HSBC-Experte Horst Schneider verweist hingegen auf sinkende Zölle der chinesischen Regierung für Autos aus EU-Produktion, auch wenn der Einfluss begrenzt sei. Mit kurzfristigen positiven Überraschungen sollten Anleger nicht rechnen, eher verstärke sich die Unsicherheit.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Wie auch die Papiere der Auto-Konkurrenz sind die Aktien von BMW am Markt niedrig bewertet, weil den Anlegern die große Wachstumsphantasie im traditionellen Geschäft fehlt und die Branche hohe Investitionen in Anlagen schultern muss. BMW ist an der Börse derzeit mit einem Aktienkurs von 77,52 Euro gut 50 Milliarden Euro wert bei einem Umsatz von annähernd 100 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Dax-Primus SAP (SAP SE) bringt 121 Milliarden Euro Marktkapitalisierung auf die Waage, bei gerade einmal 23,5 Milliarden Euro Umsatz.
In diesem Jahr hat die Stammaktie gut 10 Prozent verloren, ebensoviel wie der europäische Branchenindex der Autohersteller und -zulieferer. Immerhin liegen die Münchener damit besser im Rennen als Daimler mit mehr als 20 Prozent Kursverlust. Ob das die Anleger tröstet, darf bezweifelt werden. Angesichts von Rekorden im operativen Geschäft dürften sich viele mehr erhoffen. Der Dax hat im bisherigen Jahresverlauf 4 Prozent verloren.
Im Januar hatte die BMW-Aktie ihr Jahreshoch bei 97,50 Euro, seitdem sind rund 20 Prozent Börsenwert flöten gegangen. Vom Rekordhoch bei 123,75 Euro aus dem März 2015 sind die Papiere ohnehin weit entfernt. Immerhin gibt es Analysten, die den BMW-Stämmen eine Rückkehr zu alter Stärke zutrauen: Credit Suisse hat ein Kursziel von 129 Euro ausgerufen, weil die Markterwartungen an Autobauer viel zu niedrig seien. Das niedrigste Kursziel im dpa-AFX-Analyser stammt von der Citigroup, die 77 Euro auf dem Zettel hat. Zehn Analysten empfehlen den Kauf, jeweils sechs raten zum Halten und zum Verkaufen der Aktien. Das durchschnittliche Kursziel von 21 Analysten beträgt 96,10 Euro./men/jha/