BMW-Chef Norbert Reithofer verabschiedet sich mit einem Rekordgewinn von der Konzernspitze. Unter seiner Führung fuhr der erfolgsverwöhnte Oberklasse-Autobauer 2014 ein Ergebnis vor Steuern (EBT) von 8,7 Milliarden Euro ein. Das sind 10,3 Prozent mehr als im Jahr zuvor und sogar noch etwas mehr als das bis dato angekündigte Plus. Die Bayern profitieren davon, dass sie viele neue Pkw-Modelle am Start hatten, für die Kunden mehr Geld bezahlen. Außerdem sind große Limousinen und Geländewagen gefragt, die ebenfalls mehr abwerfen als kleine Autos. Reithofer sagte am Donnerstag, BMW habe trotz vieler Marktschwankungen neue Bestmarken bei Absatz, Umsatz und Konzernergebnis erzielt. Nach fünf Rekordjahren in Folge liegt für Nachfolger Harald Krüger, der sein neues Amt Mitte Mai antritt, die Latte hoch.
Wie hoch genau, das dürfte sich bei der Bilanzpressekonferenz nächste Woche zeigen - dort gibt BMW meist eine konkrete Prognose für das laufende Jahr. Vorerst bekräftigte Reithofer lediglich, dass der Absatz 2015 dank 15 neuer und überarbeiteter Modelle erneut auf einen Höchstwert steigen soll. Im vergangenen Jahr lieferte der Konzern weltweit mehr als zwei Millionen Fahrzeuge seiner drei Marken BMW, Mini und Rolls-Royce aus. Pro verkauftem Pkw blieb zudem mehr Geld hängen: In der Autosparte zog die Rendite (Ebit-Marge) auf 9,6 (9,4) Prozent an. Damit lagen die Münchner genau gleichauf mit dem Ingolstädter Rivalen Audi, der als Teil des riesigen Volkswagen -Konzerns leichter Kosten sparen kann und meist mit der höchsten Marge unter den drei Oberklasse-Konkurrenten brilliert. Daimler wies für 2014 eine Gewinnspanne von 8,1 Prozent in der Pkw-Sparte aus.
Der scheidende BMW-Chef Reithofer versäumte es nicht, die Erfolge der - von ihm aufgesetzten - Strategie "Number One" zu loben. Dazu zählt unter anderem der Einsatz von mehr gleichen Teilen in verschiedenen Fahrzeugen. So lässt sich Geld beim Einkauf wie beim Einbau sparen. Dank steigender Effizienz bleibt dem Konzern Geld für teure Innovationen wie Elektroautos. Hohe Ausgaben sind zudem für den Auf- und Ausbau von Werken in aller Welt und die Entwicklung immer neuer Modelle nötig. An der Rendite zehrten zuletzt auch Rabattschlachten. Im weltgrößten Automarkt China, wo das Geschäft nur noch gut und nicht mehr sagenhaft läuft, machen sich die Pkw-Bauer mit Preisnachlässen gegenseitig das Leben schwer. Zudem schreckt der Streit mit den dortigen Autohändlern über ehrgeizige und teils unerreichbare Verkaufsziele die gesamte Branche auf. BMW zahlt seinen Händlern fast 700 Millionen Euro, um sie zu befrieden.
Analysten fragten sich, ob das Gemeinschaftsunternehmen der Münchner in China Verlust macht. BMW weist Details dazu im Finanzergebnis aus; diese werden am 18. März im Geschäftsbericht veröffentlicht. Mehrere Experten äußerten sich enttäuscht über das vierte Quartal 2014, in dem die Rendite in der Autosparte von 9,2 auf 8,2 Prozent fiel. Dies sei der niedrigste Wert seit Anfang 2010, als BMW nach dem Krisenjahr 2009 in der Autosparte wieder schwarze Zahlen schrieb. An der Börse lag die am Vortag noch stark gelaufene Aktie des Autobauers rund zwei Prozent im Minus. Die Aktionäre dürfen sich trotzdem freuen: Die Dividende soll um je 30 Cent auf den neuen Höchstwert von 2,90 Euro je Stammaktie und 2,92 je Vorzugsaktie steigen. Davon profitiert vor allem die Familie Quandt mit Mutter Johanna, Sohn Stefan und Tochter Susanne Klatten - ihnen gehören fast 47 Prozent des Autobauers.
Wie BMW weiter mitteilte, ist ein Nachfolger für den designierten Vorstandschef und bisherigen Produktionsvorstand Krüger gefunden. Oliver Zipse übernimmt das Schlüsselressort - er kam 1991 als Trainee zu BMW und stieg über Stationen als Werksleiter in Oxford und Leiter der technischen Fertigungsplanung auf bis zum Chef der Konzernplanung und Produktstrategie. Nach der Hauptversammlung am 13. Mai übernimmt Krüger den Posten als Vorstandsvorsitzenden. Amtsinhaber Reithofer wechselt dann nach achteinhalb Jahren an der Firmenspitze auf den nächsten Chefsessel: Er soll den Aufsichtsrat lenken
Reuters