Ohne Dieselautos seien die schärferen CO2-Ziele ab 2020 nicht erreichbar, sagte der BMW-Chef. Je mehr Fahrzeuge auf die Straßen kämen, die die strengere Euro-6-Norm erfüllten, desto weniger seien Diesel-Pkw in Summe an Feinstaub und Stickoxid-Emissionen beteiligt.
Volkswagen-Chef Matthias Müller hatte zuvor bereits erkennen lassen, dass er sich eine Kampagne für Diesel vorstellen könne. Die "Automobilwoche" zitierte ihn mit den Worten, die Vorteile des Selbstzünders müssten stärker hervorgehoben werden. "Der moderne Diesel ist Teil der Lösung, nicht des Problems." Dabei kündigte Müller auch an, das Angebot an Erdgasfahrzeugen auszubauen.
Seit dem im Herbst 2015 ausgebrochenen Skandal um die Manipulation von Abgaswerten bei VW wächst der politische Druck, die Diesel-Technologie zurückzudrängen. Für Verunsicherung bei Autokäufen sorgt zudem die Diskussion um Fahrverbote in einigen Großstädten. Die Hersteller bekommen dies in sinkenden Verkaufszahlen zu spüren. Im April brachen die Neuzulassungen von Diesel-Pkw um fast ein Fünftel ein, während der Gesamtabsatz nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes um acht Prozent sank. Ihr Marktanteil liegt inzwischen nur noch bei 41,3 Prozent. Zum Vergleich: Vor der Dieselkrise hatte zeitweise jedes zweite neu zugelassene Auto einen Dieselmotor.
Der Branchenverband VDA hatte deshalb seinen Ton in der Diesel-Debatte verschärft und Fahrverbote für sozialpolitisch fragwürdig erklärt. Die Politik solle überlegen, ob bei derart massiven Eingriffen in die Eigentums- und Vermögensverhältnisse vieler Menschen noch die Verhältnismäßigkeit gewahrt sei.
KRISE? WIESO KRISE?
BMW-Chef Krüger machte deutlich, dass sich der Rückgang der Dieselverkäufe bei dem Münchner Autobauer selbst in Grenzen halte. Weltweit habe der Dieselanteil bei der BMW-Gruppe im ersten Quartal unverändert bei 37 Prozent gelegen. Lediglich in Deutschland habe es binnen Jahresfrist einen leichten Rückgang um einen Prozentpunkt auf 64 Prozent gegeben. Im März habe der Dieselanteil im Auftragseingang sogar wieder leicht angezogen. Angaben zur Entwicklung im April machte Krüger nicht.
Angesichts der Unsicherheit über die Zukunft des Diesels sowie hoher Investitionen in neue Modelle und Technik fällt der Geschäftsausblick von BMW verhalten optimistisch aus. Auch der Umstieg in die Elektromobilität und selbstfahrende Autos verschlingt viel Geld. Im Gesamtjahr will der Konzern den Vorsteuergewinn leicht steigern und peilt damit eine operative Rendite zwischen acht und zehn Prozent an. Im ersten Quartal lag die Marge im Autogeschäft bei neun Prozent nach 9,4 Prozent vor Jahresfrist. Der Überschuss sprang zu Jahresbeginn um 31 Prozent auf fast 2,2 Milliarden Euro nach oben.
Der Dauerrivale Daimler hatte BMW im vergangenen Jahr vom Thron als größten Premiumhersteller gestoßen. Den Vorsprung wollen sich die Stuttgarter in diesem Jahr nicht nehmen lassen und haben kürzlich ihre Prognose für Absatz, Umsatz und Gewinn heraufgesetzt. Der Autoanalyst Marc-Rene Tonn vom Bankhaus M.M. Warburg rechnet bei der Profitabilität der beiden Autobauer mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem Mercedes die Nase am Ende 2017 vorn haben werde.
rtr