Der Münchner BMW-Konzern holt nach dem Verlust der Spitzenposition im Premium-Segment zum Gegenschlag aus. "2017 starten wir die größte Modelloffensive unserer Geschichte", sagte BMW-Chef Krüger auf der Bilanzpressekonferenz am Firmensitz. Alleine bis Ende 2018 will BMW insgesamt 40 neue oder überarbeitete Modell auf den Markt bringen.
Offensive im Luxus-Segment
Neben weiteren Elektro-Fahrzeugen will der Konzern sein Angebot vor allem im Luxus-Segment weiter ausbauen. Dort soll es künftig zusätzlich zum 7er und dem für Ende 2018 angekündigten Highend-SUV X7 weitere Modelle geben, deutete der Konzern an. In den vergangenen Monaten war wiederholt über ein Coupé-Version des 7er sowie über eine Cabrio-Version spekuliert worden.
Mit der Modelloffensive vor allem im margen-trächtigen Luxus-Segment will BMW den Grundstein für höhere Gewinne und damit wachsende Profitabilität legen. Zugleich wollen die Bayern den Druck auf den Erzrivalen Mercedes-Benz erhöhen. "Unser Anspruch, die Nummer 1 zu sein, gilt uneingeschränkt", sagte Krüger. Angetrieben von einer komplett überarbeiteten Modellpalette waren die Schwaben im Vorjahr sowohl beim Absatz als auch bei der Profitabilität an BMW vorbeigezogen. In der Konzernzentrale hatte dies für Kritik gesorgt. Auch BMW-Aufsichtsratschef Norbert Reithofer hatte seinem Unmut über die Entwicklung unlängst Luft verschafft.
BMW hatte im vergangenen Jahr mit einem Umsatz-Plus von 2,2 Prozent auf 94,2 Milliarden Euro zwar einen weiteren Rekordwert erreicht. Allerdings war der operative Gewinn im Kerngeschäft um 2,2 Prozent auf 9,39 Milliarden Euro zurückgegangen. Wegen teurer Modellwechsel, einem Absatz-Rückgang von zehn Prozent in den USA sowie hoher Kosten für die E-Auto-Offensive war die operative Marge im vergangenen Jahr um 0,3 Prozentpunkte auf 8,9 Prozent abgebröckelt.
Analysten hatten sich bei der Vorlage der Eckzahlen Anfang März entsprechend enttäuscht gezeigt. "Wenn der Konkurrent mehr erreichen kann, signalisiert das, dass Restrukturierungsbedarf besteht", hatte etwa NordLB-Analyst Frank Schwope moniert. BMW-Chef Harald Krüger müsse zeigen, dass er das Ergebnis in den nächsten Jahren steigern und "mit Mercedes wirklich konkurrieren kann".
Auf Seite 2: Einschätzung zur BMW-Aktie
Einschätzung zur BMW-Aktie
BMWist im vergangenen Jahr im Premium-Segment von Mercedes-Benz überholt worden. Öffentlich versuchen die Bayern das Thema zwar klein zu reden und verweisen dabei immer wieder darauf, dass man einschließlich der Marken Mini und Rolls-Royce weiterhin der weltweit führende Anbieter im Premium-Segment bleibt. Aber intern ist bei BMW keiner glücklich über die Entwicklung. Nur: Eine Änderung ist für das laufende Jahr derzeit wohl kaum in Sicht. Denn der volumen-starke X3 kommt erst in der zweiten Jahreshälfte in die Showrooms. Auch viele andere Modelle werden erst in der zweiten Jahreshälfte verfügbar sein, machte der neue Finanzchef Nicolas Peter deutlich.
Auch bei der Rendite dürfte es im laufenden Jahr wohl keinen allzu großen Schub geben. Die operative Marge werde "stabil" bleiben, dämpfte Peter am Dienstag schon mal vorsorglich die Erwartungen.
Anleger sollten sich davon aber dennoch nicht beunruhigen lassen. Denn mit der Modell-Offensive schaffen die Bayern die Grundlage für weiteres Wachstum. Das belastet angesichts hoher Investitionen und der Modellwechsel zunächst den Gewinn, verbessert langfristig aber die Absatz- und Ertragschancen. Dazu plant der Konzern für 2016 eine Rekord-Dividende von 3,50 (Vj.: 3,20) Euro je Aktie. Das entspricht einer Dividendenrendite von sehr ordentlichen 4,2 Prozent. Investoren waren zufrieden. Im Tagesverlauf legte die BMW-Aktie spürbar zu.
Auch charttechnisch sieht es nicht schlecht aus. Aktuell notiert das Papier oberhalb der 200-Tage-Linie von rund 80 Euro. Das Momentum für das Papier ist positiv. Nach oben wird die Luft allerdings dünn. Bei 90 Euro lauert ein starker Widerstand. Fällt die Marke, ist Luft für weitere Kursgewinne. Wir bleiben zuversichtlich.
Empfehlung: Kaufen.
Stopp: 78,00 Euro
Ziel: 90,00 Euro