BMW-Chef Harald Krüger blieb angesichts Modelloffensive und Effizienzprogramm für das Gesamtjahr trotzdem optimistisch und setzte sogar ein höheres Gewinnziel an: Das Konzernergebnis vor Steuern soll um fünf bis zehn Prozent zulegen.



Finanzvorstand Nicolas Peter verwies auf das fast zehnprozentige Gewinnplus in den ersten neun Monaten. Alle Segmente - neben der Autosparte auch das Geschäft mit Motorrädern und Finanzdienstleistungen - trügen im Gesamtjahr zum Wachstum bei. Zudem brächten absatzstarke Modelle wie der 5er oder der X3 viel Geld in die Kasse. In der ersten Jahreshälfte profitierten die Münchner von der hohen Nachfrage nach großen Fahrzeugen: Für Geländewagen der X-Reihe, die zuletzt gut ein Drittel aller verkauften BMW-Modelle ausmachten, oder den 7er zahlen Kunden höhere Preise und bestellen zudem mehr teure Zusatzausstattung. Das ist gut für die Rendite.

ANALYSTEN VERMISSEN FRÜHEREN SCHWUNG BEI BMW



Aber im abgelaufenen Quartal ging bei BMW die Marge vor Zinsen und Steuern auf 8,3 Prozent zurück, Mercedes kam auf 9,2 Prozent. Anleger zeigten sich enttäuscht: Mit einem Minus von fast drei Prozent war die BMW-Aktie größter Verlierer im Leitindex Dax. Die Branchenanalysten von Bernstein bemängelten fehlenden Schwung bei den Münchnern, einst Speerspitze bei der Elektromobilität und anderen neuen Modellen. Auch in den nächsten zwei bis drei Jahren werde BMW vermutlich Marktanteile an Mercedes und Land Rover verlieren.

Die Schwaben hatten dank einer Aufholjagd in China den Bayern 2016 den Thron des größten Premiumherstellers weltweit abgejagt. Mittlerweile lässt das Wachstumstempo von Mercedes-Benz am größten Automarkt der Welt aber nach. Weltweit legte die Marke mit dem Stern im Oktober den dritten Monat in Folge nur noch einstellig zu mit einem Plus von 5,6 Prozent, nachdem die Verkaufszahlen längere Zeit um mehr als zehn Prozent gestiegen waren. BMW setzt darauf, pro Fahrzeug mehr Geld zu verdienen: 2018 kommen weitere große Modelle wie der 8er oder der Riesengeländewagen X7 auf den Markt. Allen Kunden sollen zudem verstärkt Extras angeboten werden, die mehr Geld einbringen.

"KNALLHARTER WETTBEWERB IN ALLEN MÄRKTEN"



Die hohe Profitabilität sei die Voraussetzung dafür, den Wandel in der Autobranche mitmachen und die Führungsrolle behaupten zu können, erläuterte BMW-Chef Krüger. Der Konzern will in den nächsten drei Jahren deutlich mehr Geld in Forschung und Entwicklung stecken als früher, um auch künftig vorn zu bleiben, wenn mehr elektrische und autonome Wagen auf den Straßen rollen, und Fahrzeughersteller verstärkt Mobilitätsdienste wie Carsharing anbieten.

Die Münchner bringen zudem 2017 und 2018 insgesamt rund 40 neue und überarbeitete Modelle der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce auf den Markt. Krüger sagte, im vierten Quartal sei deshalb "unverändert von höheren Aufwendungen" auszugehen. Zudem blieben die Preise für Neuwagen unter Druck, vor allem im weltweit zweitgrößten Pkw-Markt USA. "In allen Märkten herrscht ein knallharter Wettbewerb um jeden Kunden und jeden Leasingvertrag", sagte der Konzernchef. Der Finanzvorstand führte aus, BMW habe die Preisnachlässe in den USA und Großbritannien deutlich gesenkt. "Machen wir jedes Geschäft? Machen wir definitiv nicht."

Zudem tritt BMW auf die Kostenbremse: So werden weniger Varianten von Lenkrädern oder Sitzen angeboten, um die Produktion einfacher und günstiger zu halten. Auch beim Einkauf lässt sich so Geld sparen. Viele Teile bezieht BMW aus Kostengründen gemeinsam mit Konkurrent Daimler. Zwischen den beiden Konzernen herrschte allerdings zuletzt dicke Luft wegen der Kartellvorwürfe gegen deutsche Autobauer. Im Oktober waren Ermittler der EU zunächst bei BMW, später auch bei Daimler, VW und Audi angerückt. Ob die Gespräche mit Daimler zum Carsharing weitergehen, ließ BMW offen.