Zumindest die Corona-Krise scheint bei den deutschen Autobauern ausgestanden zu sein. Allein in Deutschland wurden im Juni 24,5 Prozent mehr PKWs zugelassen als im Vorjahresmonat. Jedoch gibt es aktuell zu wenig Halbleiterkomponenten für die Automobilproduktion. Aufgrund von Produktionsausfällen bei den Chip-Herstellern und einer hohen Nachfrage kommt es zu Engpässen. Trotzdem konnte BMW im ersten Halbjahr mehr Autos verkaufen. Der DAX-Konzern verkaufte rund 1,4 Millionen Fahrzeuge, dies ist ein Zuwachs von fast 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Noch im ersten Quartal hatte der rivalisierende Autobauer Mercedes rund 30.500 Autos mehr als BMW verkauft. Die Autoverkäufe des bayerischen Unternehmens stiegen jedoch im Laufe des zweiten Quartals stark an. So lieferten die Schwaben bis Ende Juni nur noch 4.400 PKWs mehr als BMW aus. Ein Wachstumstreiber war vor allem die anhaltend hohe Nachfrage nach Elektrofahrzeugen. Laut dem Kraftfahrzeug-Bundesamt wurden im Juni 33.420 Elektrofahrzeuge zugelassen, ganze 311,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Zusätzlich profitierte der DAX-Konzern von einer Preiserhöhung seiner Modelle.
Die Verteuerung und die starke Nachfrage führten zu einem unerwartet guten Ergebnis. Der Umsatz im ersten Halbjahr belief sich auf 55,4 Milliarden Euro, rund 12 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr. Das Vorsteuerergebnis stieg im zweiten Quartal auf fünf Milliarden Euro und übertraf damit die Analystenerwartungen von vier Milliarden Euro deutlich. Im Vorjahr hatte der Autobauer mit einem Verlust von 666 Millionen das schlimmste Quartal der Firmengeschichte erlitten. Zu dem sprunghaften Anstieg des Gewinns trug die Auflösung der Rückstellungen aus einem EU-Kartellverfahren bei. Dem Autobauer wurde vorgeworfen, mit anderen deutschen Automobilproduzenten illegale Absprachen getroffen zu haben. Dabei ging es um technische Details im Zusammenhang mit Maßnahmen zur Verringerung der Emissionen von Diesel-PKWs. Zwar soll BMW knapp 375 Millionen Euro Strafe zahlen, einige Vorwürfe blieben aber straffrei. So konnte der Münchner Automobilkonzern rund eine Milliarde Euro Rückstellungen wieder auflösen.
Ausblick für das zweite Halbjahr
Trotz der guten Zahlen bleibt BMW mit der Prognose für das zweite Halbjahr vorsichtig. Die Ebit-Marge des Automobilsegments werde voraussichtlich am oberen Ende der Spanne von sieben bis neun Prozent liegen, teilte das Unternehmen mit. Bisher war der Konzern von einer Marge von sechs bis acht Prozent ausgegangen. Die angehobene Prognose ist auf die anteilige Auflösung der Rückstellungen aus dem EU-Kartellverfahren zurückzuführen. Im Segment Motorräder sollte sich die Ebit-Marge in einem Zielkorridor von acht bis zehn Prozent bewegen. Der Ausblick verfehlte die Analystenerwartungen von zehn Prozent. Die zweite Jahreshälfte sei geprägt von Lieferengpässen bei Halbleiterbauteilen und anziehenden Rohstoffpreisen, wie das Unternehmen mitteilte. Das könnte sich in der zweiten Jahreshälfte weiter anspannen. Bisher kam der Münchner Autobauer recht ungeschoren durch die Chipkrise, stellt sich jetzt jedoch auf schwierige Monate ein. "Mit zunehmender Dauer der Liefer-Engpässe wird die Situation angespannter", sagte Finanzvorstand Nicolas Peter. Er rechne im zweiten Halbjahr mit weiteren Produktionseinschränkungen und Problemen beim Fahrzeugabsatz. Aufgrund dieser Problematik könnten im Gesamtjahr 70.000 bis 90.000 Fahrzeuge nicht produziert werden.
Auch die Belebung der Konjunktur nach der Corona-Krise führt dazu, dass die Rohstoffpreise weiter ansteigen und eine höhere Volatilität aufweisen könnten. Damit würde sich die Produktion verteuern. Insgesamt entwickelte sich das Geschäft von BMW besser als das von seiner deutschen Konkurrenz. So schaffte es der Automobilkonzern mit einer Gewinnmarge von 11,4 Prozent seinen Rivalen VW mit 8,8 Prozent abzuhängen. Die BMW-Aktie fiel jedoch aufgrund des konservativen Ausblicks um rund fünf Prozent.
Aktieneinschätzung:
Das Umfeld im weiteren Geschäftsjahr könnte einige Unsicherheiten mit sich bringen. Neben den höheren und volatilen Rohstoffpreisen, spielen auch die Lieferengpässe bei Halbleiterbauteilen eine große Rolle. Auf der anderen Seite dürfte die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen auch in Zukunft weiter ansteigen. Hier bietet sich für BMW noch deutliches Aufholpotenzial. Trotz einiger Unsicherheiten ist der BMW-Konzern damit gut für die Zukunft aufgestellt. Wir bleiben bei einer Kaufempfehlung der Aktie.