In der zentralen Autosparte schrumpfte das Betriebsergebnis überraschend stark, zudem blieb pro verkauftem Pkw deutlich weniger Geld hängen als bei den Dauer-Konkurrenten Mercedes und Audi. Noch nicht einmal 100 Tage im Amt, muss Krüger immer mehr Hindernisse umkurven, will aber eigentlich weitere Rekorde einfahren. "Wir halten unseren Kurs", sagte er am Dienstag, verwies aber zugleich auf Risiken fürs Geschäft, ob in China, Russland oder Brasilien. An einer neuen Strategie für BMW's digitale Zukunft arbeitet er.
Der bayerische Autobauer verkaufte zwar im zweiten Quartal deutlich mehr Fahrzeuge seiner drei Marken BMW, Mini und Rolls-Royce. In China, wo BMW rund ein Fünftel seiner Autos absetzt, sanken die Auslieferungen im Mai jedoch das erste Mal seit mehr als einem Jahrzehnt. Vor allem Rolls-Royce leidet darunter, dass zahlreiche wohlhabende Chinesen wegen der Konjunkturschwäche, Börsenturbulenzen und Korruptionsermittlungen vom Kauf von Luxusautos zurückschrecken. Weil der Konzern zudem weltweit mehr kleine und kompakte Modelle auslieferte, und die Preise wegen der scharfen Konkurrenz in den weltgrößten Pkw-Märkten China und USA fielen, schrumpfte der Gewinn. Im zweiten Quartal sank der Gewinn vor Steuern um 2,7 Prozent auf 2,58 Milliarden Euro.
KONKURRENZ SCHLÄFT NICHT
In der Autosparte sackte die Rendite von zuletzt 11,7 auf 8,4 Prozent ab. Mercedes glänzte dank einer Flut neuer Modelle mit 10,7 Prozent Marge, Audi kam auf 9,9 Prozent. "Die Konkurrenz schläft nicht", sagte Frank Schwope von der NordLB. Krüger, der Mitte Mai auf dem Chefsessel Platz genommen und Norbert Reithofer nach achteinhalb Jahren abgelöst hatte, werde aber mit hervorragenden Zahlen glänzen wollen, besonders im Jubiläumsjahr 2016, wenn BMW 100 Jahre alt wird. Mindestens bis dahin werde sich der Konzern an der Spitze des Oberklasse-Segments halten. Mercedes und Audi haben es schon lange auf diesen Platz abgesehen.
Krüger sagte, BMW bleibe die Nummer 1. Er bekräftigte die Prognose für 2015, wonach die Rendite im Autogeschäft zwischen acht und zehn Prozent liegen soll. Das Konzernergebnis vor Steuern soll zwischen fünf und 9,9 Prozent zulegen. Der Absatz soll 2015 auf einen neuen Bestwert klettern. Allerdings ist bei dieser Zielsetzung keine Verschlechterung der Situation in China berücksichtigt. Audi, in der Volksrepublik besonders vom Erfolg verwöhnt, dampfte wegen der dortigen Schwäche zuletzt seine Absatzprognose ein. Der nach Volkswagen weltweit zweitgrößte Autobauer Toyota räumte am Dienstag ein, in China gebe es derzeit wenig Möglichkeiten, noch Geld zu verdienen.
AUF DER BREMSE
BMW trat in der Volksrepublik bereits auf die Bremse und drosselte die Produktion, wie Finanzchef Friedrich Eichiner erläuterte. Neue und überarbeitete Modelle wie der absatzstarke 3er und der teure 7er sollen den Absatz anschieben. Wachstum sei zwar möglich, aber "definitiv nicht zweistellig". Krüger sagte, in China würden künftig wie geplant sechs statt wie bisher drei Modelle gefertigt. "China ist für uns ein wichtiger Markt, auch in Zukunft." Der Konzern setze nach wie vor darauf, den Absatz ausgewogen global zu verteilen. In Europa, wo BMW immer noch 44 Prozent seiner Autos verkauft und einen Großteil des Gewinns einfährt, ging die Erholung weiter. Im Heimatmarkt Deutschland brummte der Pkw-Markt im Juli, allerdings schwächelte die Marke BMW auch hier.
Zu seiner neuen Strategie hielt sich Krüger recht bedeckt. Er wolle BMW auf die digitale Zukunft ausrichten, die Firma bis 2025 noch stärker vom bloßen Autohersteller zum Anbieter von Mobilität wandeln, sagte der noch nicht ganz 50-jährige, der schon wegen seines Alters als Manager der neuen Generation gilt. Der gemeinsame Kauf von Europas größtem Kartendienst Nokia Here, den BMW, Audi und Daimler am Montag angekündigt hatten, sei ein wichtiger Baustein. Offen blieb, ob Krügers Strategie auch ein Sparprogramm samt Jobabbau beinhaltet. Vorgänger Reithofer hatte kurz nach seinem Amtsantritt mehr als 10.000 Stellen gestrichen.