Von Januar bis Oktober wurden EU-weit gut sechs Prozent mehr Neuwagen zugelassen als im Vorjahreszeitraum. Das Niveau von vor der Krise hat der Markt damit jedoch längst noch nicht erreicht. In absoluten Zahlen beträgt die Differenz zum Vergleichszeitraum 2008 nach Berechnungen der Beratungsfirma EY mehr als 1,8 Millionen Autos. Damit habe der Neuwagenmarkt den Krisenmodus noch nicht verlassen, sagte deren Autoexperte Peter Fuß.
Im vergangenen Monat kletterte der Absatz in vier der fünf größten EU-Länder. In Deutschland wurden 3,7 Prozent mehr Neuwagen zugelassen. In Spanien und Großbritannien wuchs die Pkw-Nachfrage sogar zweistellig. In Italien legte sie mit neun Prozent sogar überraschend stark zu. Lediglich in Frankreich schrumpften die Pkw-Verkäufe um 3,8 Prozent.
Dabei festigten die deutschen Hersteller ihre Position: Zusammen legten VW, BMW und Daimler laut EY im bisherigen Jahresverlauf um sechs Prozent zu und konnten ihren Marktanteil auf dem Rekordwert des Vorjahres von knapp 37 Prozent halten. Marktführer Volkswagen baute seine Stellung weiter aus, inzwischen kommt jeder vierte in der EU verkaufte Wagen von einer Marke des Wolfsburger Konzerns. Dagegen büßten BMW und Daimler jeweils geringfügig ein.
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KARTEN NEU GEMISCHT
Wie stark die Krise am europäischen Automarkt die Gewichte zwischen den Herstellern verschoben hat, zeigt eine langfristige Analyse: Demnach baute der Volkswagen-Konzern seinen Marktanteil seit 2007 um 5,9 Prozentpunkte aus. Anteile verloren haben dagegen der französische Zwei-Markenkonzern PSA Peugeot Citroen , die Opel-Mutter General-Motors und Ford. Lediglich Renault konnte dank der Billigmarke Dacia etwas zulegen. Auch die beiden koreanischen Hersteller Hyundai und Kia steigerten ihren Anteil.
"In den vergangenen Jahren wurden die Karten in der europäischen Autoindustrie neu gemischt: zugunsten der deutschen und zulasten der US-Hersteller", fasste Fuß zusammen. Vom Wachstum in den kommenden Jahren dürften die deutschen Autobauer daher überdurchschnittlich profitieren.
In den nächsten Monaten rechnet EY allerdings mit einem schwächeren Wachstum: "Die Konjunkturaussichten haben sich zuletzt stark verdüstert, was auch die Autobranche belasten wird." Der Aufschwung am europäischen Automarkt sei in erster Linie auf Aufholeffekte in den Krisenländern zurückzuführen. "Er bleibt aber schwach und anfällig für einen erneuten konjunkturellen Rückschlag, der heute wieder wahrscheinlich erscheint", sagte Fuß.
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OPTIMISMUS IN DEN USA
Dagegen wuchs die Nachfrage in China und den USA in den ersten zehn Monaten kräftig. Auf dem nach der Volksrepublik weltweit zweitgrößten Pkw-Markt USA hoffen die Autohändler sogar auf etwas bessere Geschäfte als bisher erwartet, weil sich die Wirtschaft insgesamt positiv entwickelt. In China dürfte sich das Wachstum nach Einschätzung von Experten dagegen verlangsamen.
Reuters