BMW wolle bis dahin in allen wesentlichen Segmenten mindestens ein vollelektrisches Modell auf der Straße haben. An der Börse kamen die Pläne und der Ausblick gut an: Die Aktie legte in der Spitze 5,5 Prozent zu auf 84,89 Euro, das ist der höchste Stand seit zweieinhalb Jahren.

Schon im laufenden Jahr soll der Gewinn wieder deutlich anziehen und die operative Gewinnmarge (Ebit) sich auf sechs bis acht Prozent mehr als verdoppeln. Auch der Absatz solle steigen. BMW sei stark in das Jahr gestartet, sagte BMW-Finanzchef Nicolas Peter. "Für den weiteren Jahresverlauf erwarten wir jedoch eine zunehmend volatilere Entwicklung." So bleibe die Versorgungslage bei Halbleitern sehr angespannt. Bislang ist BMW, anders als die meisten anderen Autohersteller weltweit, ohne Kurzarbeit wegen des Chipmangels ausgekommen.

Mit BMW gehe der nächste deutsche Hersteller sehr zuversichtlich ins neue Jahr, sagte Arndt Ellinghorst, Analyst bei Bernstein. Die Zielrendite werde recht sicher am oberen Ende erreicht. Bei der Elektrostrategie komme BMW gut voran und müsse zudem weniger Risiken eingehen als Volkswagen. BMW müsse nicht im Alleingang Batteriefabriken bauen, sondern könne sich leichter auf Zulieferer verlassen, auch weil die Absatzvolumina geringer seien. Die Wolfsburger hatten Anfang der Woche massive Investitionen in Batteriezell-Fabriken angekündigt und wollen bis 2030 sechs Gigafabriken bauen.

MINI WIRD ERSTE ELEKTROMARKE


BMW hat bereits seit 2014 mit dem i3 das erste rein elektrische Auto auf dem Markt. Ende 2021 sollen es dann vier sein, bis 2023 solle diese Zahl auf 13 steigen. Zipse sagte, die E-Autos sollten in den volumenstärksten Segmenten platziert werden. "So können wir sehr schnell hochfahren und die Märkte entsprechend schnell beliefern." Dabei behalte das Unternehmen sein langfristiges Renditeziel von acht bis zehn Prozent im Blick. Er sei sehr zuversichtlich, dass dies auch bei Hochlauf der Elektromobilität erreicht werden könne, sagte Finanzvorstand Peter.

Einen weiteren Schub erhalten soll der Wandel zur Mitte des Jahrzehnts. Unter dem Namen "Neue Klasse" sei dann mit neuen Fahrzeugen zu rechnen, die über eine neue IT-Architektur und eine neu entwickelte Antriebs- und Batteriegeneration verfügten und zudem verstärkt auf Recycling setzten. Hier gelte "E-Mobility first", sagte Zipse. 2030 werde mindestens die Hälfte des weltweiten BMW-Absatzes vollelektrisch sein. Die Kleinwagenmarke Mini werde bis dahin ganz aus dem Verbrennermotor aussteigen.

Die Münchner rechnen damit, in den nächsten rund zehn Jahren etwa zehn Millionen vollelektrische Autos auf die Straße zu bringen. "Wie schnell jeder einzelne Markt vorankommt, hängt von der vorhandenen Ladeinfrastruktur ab", sagte Zipse. BMW habe die Zeichen der Zeit verstanden, sagte Marc Decker, Experte bei der Privatbank Merck Finck. "Ein glaubwürdiger Wandel in die Richtung Elektromobilität ist angestoßen worden." Dennoch sei die Ausgangsposition für VW besser, auch dank der Größe des Wolfsburger Konzerns und seiner Plattformstrategie.

VW hatte am Dienstag angekündigt, dass Fahrzeuge und digitale Dienste aller Konzernmarken auf einheitlichen Technologien aufbauen sollten, und damit sein bei Verbrennern eingeführtes Baukastenprinzip ausgeweitet. Für das laufende Jahr kündigten die Wolfsburger an, den Verkauf elektrifizierter Autos mehr als zu verdoppeln, bis 2030 sollen dann 70 Prozent Elektroautos auf den Markt kommen. Andere Autohersteller hatten sich zuletzt noch höhere Ziele gesetzt. So kündigte Volvo an, bis 2030 nur noch E-Autos auf dem Markt zu haben; Ford setzte sich dieses Ziel zumindest für die europäischen Autos.

rtr