"In dieser relativ kurzen Zeit ist es der höchste Quartalsverlust", sagte Finanzvorstand Nicolas Peter am Mittwoch mit Blick auf die mehr als 100-jährige Firmengeschichte. Insgesamt schrieb BMW mit einem Fehlbetrag von 300 Millionen Euro von April bis Juni seinen ersten Vorsteuerverlust seit der Finanzkrise vor elf Jahren.
Trotz der monatelangen Produktionsstopps und Absatzeinbrüche infolge der Pandemie erwarten Peter und Vorstandschef Oliver Zipse bis Jahresende schwarze Zahlen sowohl im Autogeschäft als auch im Gesamtkonzern, der auch Motorräder und Finanzdienste anbietet. Eine Belebung der Nachfrage in China und Korea sowie die Senkung der Mehrwertsteuer in Deutschland lassen bei den Managern Hoffnung keimen. Im Juli habe der Konzern mehr Autos verkauft als im Vorjahresmonat, sagte Zipse. "Wir blicken mit vorsichtiger Zuversicht auf das zweite Halbjahr."
Die Umsatzrendite der Autosparte, zu der die Marken BMW, Mini und Rolls-Royce zählen, solle in diesem Jahr bei null bis drei Prozent liegen, bekräftigten die Manager. Im Quartal von April bis Juni waren es minus zehn Prozent. Der Jahresgewinn des Konzerns vor Steuern werde zwar deutlich schrumpfen. "Wir erwarten ein positives Ergebnis", stellte Peter jedoch klar.
An der Börse blieben die Anleger jedoch skeptisch. Die Aktie war mit einem Minus von rund 3,5 Prozent einer der größten Verlierer im Leitindex Dax.
Während BMW sich mit seinen Verlusten neben weiteren traditionellen Autoherstellern wie Daimler, Volkswagen und Renault einreiht, stach der Rivale Tesla im vergangenen Vierteljahr mit seinem vierten Quartalsgewinn in Folge hervor. Der aufstrebende Elektroauto-Pionier aus den USA, der künftig auch in Deutschland produzieren will, verdiente von April bis Juni trotz eines Umsatzrückgangs 104 Millionen Dollar.
BMW befürchtet, dass der globale Markt für Oberklassefahrzeuge auf Jahressicht um ein Fünftel einbricht. "Im Premiumsegment erwarten wir trotz der aktuellen Erholungstendenzen für das Gesamtjahr einen deutlichen Rückgang des Absatzes von knapp 20 Prozent", sagte Peter. Für sich selbst gehen die Münchener unverändert von einem Absatz "deutlich unter Vorjahr" aus. Das bedeutet in der Terminologie des Konzerns ein Minus von mehr als zehn Prozent. Andere Autobauer rechnen ebenfalls mit Absatzeinbrüchen im zweistelligen Prozentbereich. So geht Volkswagen für Westeuropa von einem Marktrückgang von rund 25 Prozent aus.
BMW verkaufte im zweiten Quartal ein Viertel weniger Autos als im Vorjahreszeitraum, wie der Konzern bereits vor vier Wochen mitgeteilt hatte. Die Zahl der ausgelieferten Fahrzeuge brach von April bis Juni um 25,3 Prozent auf rund 485.000 ein. Dementsprechend schrumpfte der Konzernumsatz um 22 Prozent auf knapp 20 Milliarden Euro.
rtr