Der Euro hat zum Dollar in den vergangenen Wochen spürbar nachgegeben. Beim aktuellen Kurs von 1,2828 Dollar beträgt das Minus seit Mai bereits acht Prozent. Das ist eine Entwicklung, die von der Europäischen Zentralbank ausdrücklich so gewollt ist. Denn die Exporte der Eurozone werden durch die Abwertung des Euros wettbewerbsfähiger und die geldpolitisch Verantwortlichen versprechen sich davon positive Wachstumsimpulse.

Allerdings dürfte der Wirtschaft in der Euro-Zone ein schwächerer Euro nur bedingt helfen. Zumindest behaupten das die Analysten der französischen Investmenbank Natixis. Nach ihrem Verständnis werden die daraus resultierenden positiven Export-Effekte abgeschwächt durch negative Effekte über teurer werdende Importe. Alles gegeneinander aufgerechnet dürfte demnach selbst bei einer Abschwächung des Euro gegenüber allen Währungen nur ein das Bruttoinlandsprodukt steigernder Effekt von 0,2 Prozent resultieren.

Größer dürfte der Effekt dagegen bei ausgewählten Einzelunternehmen ausfallen. Europäische Unternehmen, die lokal produzieren und in die USA exportieren, dürften über den Transaktionseffekt am meisten von einem stärkeren Dollar-Euro-Wechselkurs profitieren, erklärt Romano Monsch, Analyst bei der Credit Suisse. Ein Paradebeispiel dafür sei die deutsche Automobilindustrie, die Fahrzeuge der Oberklasse ausschließlich in Deutschland produziert und diese in die ganze Welt, vor allem in die USA und nach China, exportiert, sowie die europäische Luftfahrtindustrie, die Flugzeuge in US Dollar verkauft, wogegen die Kosten in Eu-ro gerechnet werden. In anderen Bereichen, wie im Finanzsektor oder in den Konsumbranchen, werde vermutlich eine Verbesserung der negativen Währungs-Translationseffekte zum Tragen kommen.

Wie stark sich eine Abwertung des Euro um zehn Prozent auf die Gewinne der europäischen Unternehmen genau auswirken dürfte, haben die Analysten der UBS berechnet. Ihren Daten zufolge stammen 47 Prozent der von europäischen Gesellschaften erzielten Umsätze von außerhalb Europa. Das bedeutet, ein Fall des handelsgewichteten Euro um zehn Prozent würde die Umsätze um rund fünf Prozent erhöhen. Auf die Gewinne dürfte dies dann letztlich in einem Anstieg von rund sechs Prozent resultieren.

Die deutschen Exporte bewegen sich ohnehin bereits auf Rekordniveau, ein Umstand der sich positiv in den Ergebnisausweisen der Exporteure niederschlagen dürfte. Insbesondere dann, wenn die jüngste Schwäche des Euro kein kurzfristiges Phänomen sondern ein langfristiger Trend sein sollte. Genau das ist aber das Ziel der Europäischen Zentralbank und auch Devisenanalysten gehen inzwischen in einer immer größere werdenden Zahl von einer anhaltenden Schwäche der Europäischen Einheitswährung aus. So sieht beispielsweise die UBS den Euro bis Ende 2015 weiter auf 1,20 Dollar fallen.

Vor diesem Hintergrund macht es aus Anlegersicht Sinn, sich die Gesellschaften etwas näher anzuschauen, die laut der US-Investmentbank J.P. Morgan den höchsten Umsatzanteil außerhalb Westeuropas aufweisen. Mit Blick auf Deutschland haben wir fünf solcher Unternehmen herausgepickt, die zudem gleichzeitig mit einer Kaufempfehlung der Börse Online-Redaktion ausgestattet sind. Vier dieser Unternehmen stammen aus dem DAX und einer aus dem MDAX. Lesen Sie auf den nachfolgenden Seiten, welche kaufenswerte deutschen Aktien Rückenwind über die Währungsschiene verspüren dürften.

Profiteur Nummer eins eines schwachen Euro: BMW AG (WKN: 519000, 86,77 Euro)

Mit 54 Prozent weist BMW unter den hier besprochenen fünf Werten zwar den geringsten Umsatzanteil außerhalb Westeuropas aus. Diese Quote sollte aber ausreichen, um die Gewinne ebenfalls positiv zu beeinflussen. Bleibt der Euro schwach, könnten am Ende in den Jahren 2014 und 2015 etwas mehr als die derzeit laut Börse Online Datenbank erwarteten Gewinne von 9,02 und 9,41 Euro je Aktie herausspringen. Aber auch schon auf dieser Basis bewegt sich das KGV für 2015 bei 9,2. Für den weltgrößten Premium-Automobilhersteller scheint das eine relativ moderate Bewertung zu sein. Zumal für das Geschäftsjahr 2014 auch noch eine Dividendenrendite von immerhin 3,2 Prozent winkt.

Wie gut die Geschäfte schon jetzt laufen, haben die Zahlen für das zweite Quartal unterstrichen. BMW hat da nicht nur erneut mehr Autos verkauft sondern auch pro Fahrzeug deutlich mehr verdient. Der Gewinn stieg dadurch um mehr als ein Viertel, was deutlich besser war als von Analysten erwartet. Für das Gesamtjahr wurde zudem beim Konzernergebnis vor Steuern ein deutlich über dem Niveau des Vorjahres liegender Wert in Aussicht gestellt. Etwas zurückhaltender gab sich der Vorstand bei der Ergebnisvorlage allerdings mit Blick auf die voraussichtliche Umsatzentwicklung. Unter Verweis auf dämpfende Währungseinflüsse war nur etwas vage von solide zulegenden Umsatzerlösen die Rede. Diese Bedenken dürften sich inzwischen aber etwas verflüchtigt haben.

Für die weitere Entwicklung des Aktienkurses von BMW wird auch viel vom China-Geschäft abhängen. Leider machen dort die Behörden den ausländischen Autobauern inklusive BMW mit dem Vorwurf das Leben schwer, zu hohe Preise verlangt zu haben. Damit verbunden ist die Gefahr von Strafzahlungen. Dem gegenüber steht eine Studie der Boston Consulting Group, wonach 90 Millionen Chinesen in den kommenden Jahren ein neues Auto kaufen werden und dabei vor allem Modelle deutscher Hersteller auf den Wunschzetteln haben. Zusammen mit dem chinesischen Partner Brilliance China Automotive Holdings scheint BMW gut positioniert zu sein, um sich von diesem Kuchen ein großes Stück zu sichern. Das Kursziel der Börse Online-Redaktion für die BMW-Aktie beträgt jedenfalls 105 Euro, woraus sich theoretisch ein Potenzial von 21 Prozent ergibt.

Profiteur Nummer zwei eines schwachen Euro: Infineon Technologies AG (WKN: 623100, 8,80 Euro)

Beim Halbleiter-Hersteller Infineon beläuft sich der außerhalb Westeuropa erzielte Umsatzanteil auf 59 Prozent, wobei nach dem jüngst verkündeten Kauf des US-Wettbewerbers International Rectifier dieser Anteil künftig sogar noch etwas höher ausfallen dürfte. Dem Aktienkurs hat die Euro-Schwäche zuletzt aber nicht geholfen, vielmehr trat die Notiz in den vergangenen vier Wochen nur auf der Stelle. Das hat zum einen mit den Meldungen rund um ein von der EU-Kommission verhängtes Bußgeld in Höhe von 82,8 Millionen Euro zu tun. Zum anderen sehen Analysten in dem erwähnten Zukauf neben Chancen auch Risiken, nicht zuletzt weil der Kaufpreis mit drei Milliarden Dollar als relativ hoch eingestuft wird. Außerdem hat Infineon in der Vergangenheit nicht immer das beste Händchen bei der Integration von Zukäufen bewiesen.

Als Glücksgriff würde sich der strategisch gesehen durchaus sinnvolle Neuzugang allerdings dann erweisen, wenn sich die vom Vorstand angestrebten Verbesserungen bei der Profitabilität einstellen sollten. Die Analysten bei der Credit Suisse halten das nicht für ausgeschlossen und rechnen mit einer operativen Marge, die sich von 2014 bis 2016 von 14 auf 16 Prozent erhöhen soll.

Die Börse Online-Datenbank weist derzeit für die Jahre 2014 und 2015 einen Gewinn je Aktie von 0,45 und 0,53 Euro aus. Auf dieser Basis ergibt sich für 2015 ein KGV von 16,6. Das ist bereits relativ anspruchsvoll, doch wenn alles läuft wie geplant, wird das kompensiert durch deutliche Gewinnsteigerungen. Die Börse Online-Redaktion hält derzeit jedenfalls Kurse von 11 Euro für erreichbar. Wird die Vorgabe erfüllt, wäre dies gleichbedeutend mit einem Kursanstieg von 25 Prozent.

Profiteur Nummer drei eines schwachen Euro: GEA AG (WKN: 660200, 33,55 Euro)

Der dritte Profiteur eines schwachen Euro stammt mit GEA aus dem MDAX. J.P. Morgan beziffert hier den außerhalb Westeuropa erzielte Umsatzanteil auf 63 Prozent. Dem Aktienkurs hat der fallenden Euro bisher noch nichts gebracht und auch allgemein ist die Notiz in diesem Jahr noch nicht richtig in die Gänge gekommen.

Weitgehend verpufft ist auch die Meldung vom 21. August, wonach der auf die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie spezialisierte Anlagenbauer bis 2017 enorme finanzielle Vorteile aus einer Neuorganisation der Geschäftsbereiche verspricht. Unter dem Namen "Fit for 2020" ist unter anderem der Abbau von 1.000 Vollzeitstellen vorgesehen und insgesamt sollen mindestens 100 Millionen Euro im Jahr eingespart werden. Allerdings wird die Umsetzung dieser Vorhaben zunächst einmal Geld kosten.

Geht es nach den Analysten, dann sind die Maßnahmen positiv einzustufen, Zuletzt meldeten sich jedenfalls gleich mehrere Analysten mit höheren Kurszielen zu Wort. Lob erhielten die Umbaupläne unter anderem von Berenberg, auch weil dadurch mittelfristig eine Verbesserung der Marge von zwölf Prozent auf 14 Prozent drin sei. Das Kursziel wurde darauf aufbauen von 38 auf 43 Euro erhöht.

Auf ebenfalls 43 Euro hat auch Kepler Cheuvreux das Kursziel angehoben. Hier verspricht man sich außerdem wie in den Jahren zuvor positive Kursimpulse vom Kapitalmarkttag am 13. Oktober. Außerdem heißt es in einer Studie, der Spezialmaschinenbauer verfüge bis zum Jahresende 2015 über rund 1,6 Milliarden Euro, die sowohl für Aktienrückkäufe als auch für Fusionen und Übernahmen eingesetzt werden könnten.

Gemäß der Börse Online-Datenbank kann derzeit beim Gewinn je Aktien in den Jahren 2014 und 2015 mit 1,89 Euro und 1,95 Euro kalkuliert werden. Daraus würde sich für das kommende Jahr ein KGV von 17,2. Das ist relativ hoch und erklärt vermutlich auch, warum die Notiz zuletzt eine Auszeit genommen hat. Die Börse Online-Redaktion bleibt aber ebenfalls optimistisch und glaubt wegen der guten Geschäftsaussichten ebenfalls an einen Kursanstieg bis auf 43 Euro.

Profiteur Nummer vier eines schwachen Euro: Daimler AG (WKN: 710000, 62,73 Euro)

Wieder aus dem DAX kommt mit Daimler der vierte Profiteur einer schwachen europäischen Einheitswährung. Für den Autobauer veranschlagt J.P. Morgan den außerhalb Westeuropa erzielten Umsatzanteil auf 65 Prozent. Das scheint genug zu sein um damit bei einem anhaltenden festen Dollar zumindest etwas Ergebnisphantasie zu verbinden. Angepasst werden die internen Geschäftsvorgaben aber vermutlich nicht so schnell erneut, nachdem jüngst erst die Absatz- und Umsatz-Prognose für 2014 präzisiert wurde. Den Angaben zufolge sollen im laufenden Jahr mehr als 2,4 Millionen Fahrzeuge verkauft und damit ein Umsatz von mehr als 120 Milliarden Euro erwirtschaftet werden. Im Vorjahr wurden rund 2,35 Millionen Fahrzeuge verkauft und damit knapp 118 Milliarden Euro umgesetzt.

Positiv zu werten sind strategisch gesehen auch die zahlreichen Aktivitäten, welche der Stuttgarter Autokonzern außerhalb des bisherigen Stammgeschäfts verfolgt. Über die 100-prozentige Tochter Moovel hat man einige Unternehmen gegründet, die aktiv am Ende des Autos in Privathand arbeiten. Hinzu kommen Beteiligungen am Taxi-Vermittler Mytaxi, dem Car-Sharing-Dienst Car2go, dem Mitfahrzentralen-Betreiber Carpooling.com, der Fernbus-Linie Flixbus und dem Chauffeurservice Blacklane. Erklärtes internes Ziel ist es, das "Amazon der Mobilität" zu werden. Das könnte sich langfristig noch bezahlt machen, wenn in einer urbanisierten Welt ein eigenes Auto tatsächlich seine Stellung als Statussymbol verlieren sollte.

Viel davon ist allerdings noch Zukunftsmusik. Handfester sind aber die Gewinnprognosen für das laufende und das kommende Jahr. Laut Börse Online-Datenbank bewegen sich diese bei 6,66 Euro und 6,89 Euro. Für 2015 ergibt sich daraus ein KGV von 9,1. Das ist moderat und beinhaltet bereits einen gewissen Abschlag auf bestehende Risiken wie etwa den drohenden Strafzahlungen in China. Die Börse Online-Redaktion rät bei Daimler zum Kauf und nennt als Kursziel 80 Euro. Das entspricht einem Kurspotenzial von 27,5 Prozent.

Profiteur Nummer fünf eines schwachen Euro: Adidas AG (WKN: A1EWWW, 60,91 Euro)

Als fünften und letzten Profiteur eines schwachen Euro stellen wir in diesem Artikel Adidas vor. Mit 74 Prozent weist der Sportartikel-Hersteller dabei den höchsten Umsatzanteil außerhalb Westeuropas auf. Den Aktienkurs haben aber zuletzt nicht das, sondern vor allem zwei andere Einflussfaktoren bewegt. Gehörig unter Druck geriet die Notierung drastische Korrekturen bei den Gewinnprognosen, die unter anderem mit Problemen im Golfsegment und Russland zu tun haben. Konkret wurde die Vorgabe für das Nettoergebnis von 830 bis 930 Millionen Euro auf 650 Millionen Euro gesenkt.

Vorstandschef Herbert Hainer räumte bei der Ergebniskorrektur auch Managementfehler ein und er muss sich unter anderem fragen lassen, woher er angesichts der vielen Baustellen in seinem Konzern die Zeit nimmt um zusätzlich auch noch die Rolle als Aufsichtsratsvorsitzender beim Fußballclub Bayern München auszufüllen. Ob sich konkret daran auch Großinvestoren stören ist unklar, allerdings haben sich zuletzt aus dieser Ecke Kritiker zu Wort gemeldet, die Hainer und Finanzvorstand Robin Stalker für die Schwierigkeiten persönlich verantwortlich machen. Teilweise sei dabei in Gesprächen auch eine frühzeitige Absetzung der Adidas-Spitze ins Spiel gebracht worden.

Nicht ausgeschlossen, dass der dienstälteste Vorstandsvorsitzende eines DAX-Unternehmens noch stärker unter Druck geraten wird. Dem Aktienkurs kann etwas frischer Wind allerdings nicht schaden. Sollten aggressive Großinvestoren wie Hedge Fonds dafür sorgen, dass an den bestehenden Schwachstellen erfolgreicher als bisher geschraubt wird, könnte das auch den gestrauchelten Aktienkurs wieder in die Spur bringen.

Eine wieder größere Gewinndynamik wäre dabei auch deshalb wichtig, weil das KGV auf Basis des für 2015 erwarteten Gewinns je Aktie von 3,63 Euro mit 16,8 absolut betrachtet eher hoch ist. Im Branchenvergleich ist diese Kennziffer allerdings sogar eher moderat und zusammen mit der Annahme, dass bereits viel negatives im Kurs steckt, hält die Börse Online-Redaktion den mit einem Kursziel von 70 Euro versehenen Titel für kaufenswert.