Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel erschien am 29.06.2017 in Heftausgabe 26/2017

Kaum zu glauben, aber wahr: In der längsten Hausse des DAX in diesem Jahrhundert geht die Aktienquote bei deutschen Privatanlegern zurück. 2016 sank die Zahl der Aktionäre um weitere rund 400 000. Damit ist das Interesse an der Börse hierzulande so gering wie selten zuvor in den vergangenen zwei Jahrzehnten.

Dabei marschieren die Kurse stramm nach oben. Seit dem Tief im Frühjahr 2009 legten die Bluechips um mehr als 350 Prozent zu. In sieben von acht Jahren stand am Ende ein Wachstum.

Darüber hinaus schnitt der DAX im Zeitraum Juli bis Dezember in fünf Fällen besser ab als in der ersten Hälfte. Dies macht auch für das laufende Jahr Mut, zumal die 30 Großkonzerne bis dato bereits um mehr als ein Zehntel avancierten (siehe Grafik).



Kein Spaziergang



Aber nicht nur der DAX befindet sich aktuell auf Rekordjagd, auch internationale Pendants wie der S & P 500 oder der Euro Stoxx 50 klettern beharrlich nach oben. Die bislang positive Entwicklung an den Börsen war allerdings kein Sparziergang, eine Fülle an Unsicherheitsfaktoren bestimmte das Tagesgeschehen. Sorgen bereiteten den Europäern zum Beispiel die Wahlen in den Niederlanden und Frankreich, wo die Euroskeptiker auf dem Vormarsch waren. Aber auch in den USA und China ging das erste Halbjahr nicht reibungslos vonstatten. Während die anfängliche Euphorie um den neuen US-Präsidenten Donald Trump bald abebbte, war im Reich der Mitte die Angst vor einer harten Landung stets präsent.

Die Befürchtungen waren allerdings überzogen. So legte China zuletzt sogar wieder an Tempo zu. Nachdem das BIP 2016 "nur" noch um 6,7 Prozent expandiert war, zeigte sich in den vergangenen beiden Quartalen wieder eine leichte Beschleunigung. Im Schlussviertel 2016 betrug das Plus 6,8 Prozent, beim Jahresauftakt 2017 waren es dann sogar 6,9 Prozent.

Auch aus den europäischen Wahllokalen kam Entwarnung. So scheiterten die Rechtspopulisten bei den Urnengängen in den Niederlanden und in Frankreich.

Einzig aus den USA schwappten zuletzt nur gemischte Nachrichten über den großen Teich. Zwar sind die Erwartungen weiterhin hoch, dass Präsident Donald Trump seine wirtschaftlichen Versprechen wahr macht, doch bestimmen derzeit eher Skandale um seine eigene Person die Schlagzeilen.

Derweil fiel das Wachstum mit annualisiert 1,2 Prozent zu Beginn des Jahres sogar hinter Europa zurück. "Die Eurozone übertrifft derzeit die Erwartungen: Die Exporte laufen gut, die zurückgehende Arbeitslosigkeit stützt den Konsum", erklärt Martin Moryson, Chefvolkswirt von Sal. Oppenheim. Ins gleiche Horn stößt auch die Commerzbank. Ihrer Ansicht nach kommt das billige Geld der EZB mittlerweile in der Realwirtschaft an. So legen die Bankkredite aufgrund der niedrigen Zinsen seit zwei Jahren zu, nachdem sie drei Jahre zuvor gesunken sind. "Vor uns liegen mehrere Jahre mit einem ordentlichen Wachstum von eineinhalb bis zwei Prozent", zeigt sich Chefökonom Jörg Krämer optimistisch.

Europe first



Dies dürfte auch den Aktien im Euroraum zugutekommen, zumal sie gegenüber der Wall Street deutliches Aufholpotenzial haben. Seit den Tiefständen von 2009 kommen US-Aktien auf eine Rendite von rund 18 Prozent pro Jahr, der Euro Stoxx 50 schaffte im selben Zeitraum nur eine annualisierte Gesamtrendite von etwa zwölf Prozent.

Darüber hinaus sind die Bluechips aus der Eurozone auch deutlich günstiger. Die derzeit attraktivsten Bewertungsrelationen weisen die Titel aus dem DAX auf. Das KGV beträgt bei einem erwarteten Gewinnwachstum von 14,5 Prozent für dieses Jahr lediglich 14. Der S & P 500 ist im Vergleich dazu mit einem Wert von 18,6 deutlich teurer, zumal auch das prognostizierte Ergebnisplus mit einem Zehntel niedriger ausfällt. Die Analysten von Warburg Research errechnen aus dem aktuell günstigen Verhältnis für den DAX ein Kurspotenzial bis auf 13 400 Punkte. Sollte der Markt den deutschen Bluechips eine um einen KGV-Punkt höhere Bewertung gewähren, wären theoretisch sogar Kurse von 14 600 Punkten möglich.

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Tops und Flops im ersten Halbjahr







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Keine Chance ohne Risiko



Doch auch im zweiten Halbjahr werden die Börsen vor verschiedenen Nagelproben stehen. Während die Wahlen im September in Deutschland keine großen Überraschungen bringen dürften, könnte es in Italien deutlich holpriger werden. Planmäßig finden dort zwar erst 2018 die nächsten Wahlen statt, doch drängen die Eurogegner der Fünf-Sterne-Bewegung auf Neuwahlen noch in diesem Jahr. Risiken drohen zudem seitens der Notenbanken, allen voran aus den USA.

Die Fed hat im Juni erneut an der Zinsschraube gedreht und könnte es dieses Jahr noch einmal wagen. Zudem wurden auf dem letzten Treffen auch unkonventionelle Mittel diskutiert, die Zügel anzuziehen. "Dabei hat die Fed deutlich erkennen lassen, dass sie einen Kurswechsel in ihrer Geldpolitik vollziehen will, was auf die Finanzmärkte nach der Sommerpause erhebliche Auswirkungen haben könnte", warnt Nordea-Stratege Witold Bahrke.

Ähnliche Fragen muss sich derzeit die EZB stellen. Angesichts der mittlerweile florierenden Wirtschaft könnte es auch hier bald zu einer Veränderung der Politik kommen. Eine Zinswende ist in Europa zwar derzeit noch kein Thema, doch gehen Experten davon aus, dass die Zentralbank im Herbst über ein Abschmelzen der Anleihekäufe entscheiden wird.

Inwieweit die Ereignisse die Anlegerstimmung trüben werden, bleibt abzuwarten. Doch selbst wenn die Volatilität im zweiten Halbjahr etwas zunehmen mag, wollen wir an dieser Stelle erneut eine Lanze für die Aktie als attraktive Anlageform brechen. Das Auf und Ab an den Börsen wird langfristig immer wieder ausgeglichen. "Bei einem Anlagehorizont von fünf Jahren sinkt das Verlustrisiko deutlich, bei einem Anlagehorizont von gut zehn Jahren geht es - auf der Basis historischer Erfahrungen - gegen null", stellt Warburg Research fest.

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Die wichtigsten Termine im zweiten Halbjahr



7. September: Die EZB könnte im Herbst über ein Abschmelzen der Anleihekäufe nach dem Jahresende entscheiden.

14. September: Bis 24. September findet die IAA statt. Das weltgrößte Treffen der Autobranche ist für BMW & Co von entscheidender Bedeutung. Nicht nur zahlreiche Weltpremieren stehen in Frankfurt im Rampenlicht, auch die Zukunftsthemen E-Mobilität und automatisiertes Fahren werden die Messe prägen.

20. September: Die Fed könnte weiter an der Zinsschraube drehen. Eventuell ersetzt Präsident Trump die aktuelle Fed-Chefin Janet Yellen durch einen Kandidaten seiner Wahl.

24. September: Kanzlerin Merkel und Herausforderer Schulz sind auf Werbetour für die Bundestagswahl. Ob die große Koalition bestehen bleibt, ist fraglich.

Sept./Oktober: In Italien haben sich die großen Parteien unter Führung des neuen Premiers Paolo Gentiloni auf die Einführung des Verhältniswahlrechts geeinigt. Damit könnte das Parlament statt 2018 bereits im Herbst neu gewählt werden.

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Im Eiltempo zum Erfolg



Outperformance: Setzen Sie erneut auf die Gewinnertitel. Wir stellen zehn aussichtsreiche Aktien für die zweite Halbzeit vor

Exakt vor einem Jahr haben wir Ihnen an dieser Stelle eine aussichtsreiche Auswahl von zehn Aktien vorgestellt. Acht dieser Titel weisen bis heute eine positive Performance auf, lediglich zwei legten den Rückwärtsgang ein. Der ertragreichen Entwicklung des Gesamtportfolios konnten die beiden Verlierer aber nichts anhaben: Im Durchschnitt errechnet sich ein Kursgewinn von 23,3 Prozent. Am stärksten entwickelte sich die Aktie von S & T mit einem knappen Verdoppler. Hier ging unsere Spekulation auf einen TecDAX-Aufstieg auf. Die rote Laterne trägt dagegen die Kosmetik-Aktie Coty, die zwischenzeitlich ausgestoppt wurde.

Auch heute präsentieren wir Ihnen auf Seite 6 - 8 eine bunte Mischung aus nationalen und internationalen Titeln, denen wir in den kommenden Monaten aufgrund eines anstehenden positiven Newsflows eine besondere Performance zutrauen. In der diesjährigen Auswahl befinden sich Bluechips wie Apple und VW neben hochspekulativen Titeln wie Paion und Pferdewetten.de.





Apple-Aktie - auf dem Weg zur Billion



2007 veränderte Apple mit dem Launch des ersten iPhones die Welt. Die bahnbrechende Innovation jährt sich nun zum zehnten Mal, und Marktteilnehmer erwarten, dass sich der Konzern zum Jubiläum etwas Besonderes einfallen lässt. Spätestens im Herbst dürfte Apple das Geheimnis lüften. Dies könnte auch dem Aktienkurs ordentlich Dampf machen. Superinvestor Warren Buffett traut Apple langfristig sogar eine Marktkapitalisierung von einer Billion US-Dollar zu - rund ein Drittel mehr, als derzeit an der Börse gezahlt wird.

CTS Eventim-Aktie - Profit mit Topacts



Europas größter Ticketvermarkter, CTS Eventim, gehört zu den absoluten Wachstumsstars am deutschen Börsenhimmel. Allein in den vergangenen zehn Jahren hat sich der Umsatz mehr als verdoppelt, der Gewinn gar verdreifacht. Ein Ende dieses Trends ist nicht in Sicht. Derzeit touren zahlreiche Topacts wie Coldplay oder Depeche Mode durch ausverkaufte Stadien. Im September startet dann die erfolgreichste deutsche Künstlerin, Helene Fischer, mit ihren Liveshows. In der CTS-Kasse dürfte es also weiterhin kräftig klingeln.

CompuGroup-Aktie - Digitalgewinner



Das Gesundheitswesen in Deutschland wird für die Zukunft fit gemacht. Am Start stehen die elektronische Patientenakte und die Gesundheitskarte. E-Health-Spezialist Compu-Group hat dafür bereits zahlreiche Testinstallationen durchgeführt. Aufgrund der schnellen Erfolge könnte die bundesweite Einführung der Telematik-Infrastruktur schon im dritten Quartal 2017 und nicht, wie ursprünglich geplant, Anfang 2018 beginnen. Das würde Umsatz und Gewinn - und damit auch den Aktienkurs - des TecDAX-Titels deutlich ankurbeln.



HeidelDruck-Aktie - Leuchtturm



Eine Zeitenwende hat der neue Vorstandschef bei Heidelberger Druck eingeläutet. Er will den Maschinenbauer zu einem "Leuchtturm der Branche" machen und gibt ehrgeizige Wachstumsziele vor. Das Digitalgeschäft und Zukäufe sollen den Weg ebnen. 2017 bringt das noch nichts, doch die neue Strategie soll sich langfristig auszahlen. Vor zehn Jahren stand die Aktie bei knapp 25 Euro - davon ist sie Lichtjahre entfernt. Weitsichtige Anleger sehen das Nachholpotenzial. Auch charttechnisch wirkt der Titel attraktiv.

Hypoport-Aktie - neuer Milliardenmarkt



Nach Baudarlehensfirmen will Hypoport die Versicherungsvermittlung digitalisieren. Die neue Plattform hilft Maklern, ihre Kosten um bis zu 70 Prozent zu senken. Jährlich werden Policen im Wert von 200 Milliarden Euro abgeschlossen. Hypoport erhebt eine Vermittlungsgebühr und will in zehn Jahren 150 Millionen Euro Umsatz bei einer Ebit-Marge von 40 bis 50 Prozent erzielen. 2016 lag der Gesamtumsatz bei 156 Millionen Euro. Auch das Darlehensgeschäft wächst weiter. Bewertung ist hoch, nur für risikobereitere Anleger.

Monsanto-Aktie - Wette auf Übernahme



Bayer will den Kauf des US-Konkurrenten Monsanto noch in diesem Jahr abschließen. Laut Firmenchef Werner Baumann sei eine erfolgreiche Übernahme 2017 "realistisch". Noch im Juni will der DAX-Konzern die Genehmigung des Deals bei der EU-Kommission beantragen. Ein Entscheid sei im Oktober zu erwarten. Wer Ausdauer und Mut besitzt, kann im Erfolgsfall der Übernahme noch eine Rendite von über neun Prozent erzielen. Bayer bietet 128 Dollar (114,30 Euro) je Aktie, der Kurs liegt jetzt bei 117 Dollar (104,50 Euro).



Paion-Aktie - kurz vor dem Durchbruch



Nach einer Durststrecke sind die US-Biotechaktien wieder auf dem Vormarsch. Davon dürften auch die deutschen Branchenvertreter profitieren - vor allem, wenn sie wie Paion über eine attraktive Story verfügen. Die Firma forscht am Wirkstoffkandidaten Remimazolam - ein ultrakurz wirkendes Anästhetikum, das im Vergleich zum Konkurrenzmittel Midazolam klare Vorteile hat. Dank positiver Studiendaten sind die Chancen auf eine Marktzulassung gestiegen. Bestenfalls winken dreistellige Millionenumsätze pro Jahr.

Pferdewetten.de-Aktie - heißer Ritt



Als heißer Tipp fürs zweite Halbjahr wird in der Nebenwerteszene Pferdewetten.de herumgereicht. Chef Pierre Hofer will das Sportwettengeschäft wiederbeleben und als zweites Standbein etablieren. Zeitnah sollen diverse Aktiengattungen zusammengelegt werden. Auch Wettprofis wie Jochen Dickinger hoffen auf einen Erfolg des neuen Businessmodells. Der Mitgründer der Wettspielgesellschaft Bet-at-home hat sich an Pferdewetten.de mit über fünf Prozent beteiligt. Spekulative Anlegernaturen wetten mit kleinem Einsatz mit.

Swatch-Aktie - der Glanz kehrt zurück



Die Uhren bei Swatch gehen wieder richtig: Nach einem desaströsen Jahr 2016 befindet sich der Luxusgüterkonzern auf Erholungskurs. Zum Jahresstart zeigte sich Vorstandschef Nick Hayek überaus zufrieden mit den Verkäufen, die nicht zuletzt in Asien wieder erfreulich anzogen. Dieser Trend dürfte sich fortgesetzt haben, denn auch im Mai legten die Schweizer Uhrenexporte um neun Prozent zu. Am 19. Juli wird Swatch seine Halbjahreszahlen präsentieren. Dann könnte der SMI-Titel endlich die 400-Euro-Marke knacken.

VW-Aktie - erhöhte Prognose möglich



Noch hat Volkswagen den Dieselskandal von 2015 nicht ganz überwunden - aber die Aussichten bessern sich. Operativ läuft es ebenfalls wieder rund. Nach leicht rückläufigen Verkaufszahlen zum Jahresauftakt stiegen die Auslieferungszahlen zuletzt wieder. Im Mai wurde ein sattes Verkaufsplus von 3,1 Prozent erzielt. Die gute Entwicklung könnte zu einer positiven Überraschung auf der Ergebnisseite führen. Bereits bei Vorlage der Halbjahreszahlen am 27. Juli besteht die Chance, dass VW sein Margenziel erneut anheben wird.