Nach eigenen Angaben kommen dem US-Konzern die zwei Abstürze im Frühjahr 2019 und das Startverbot für die 737 Max mit rund acht Milliarden Dollar teuer zu stehen. Wie der Flugzeugbauer am Mittwoch mitteilte, sei der operative Gewinn im Kerngeschäft um fast eine Milliarde Dollar eingebrochen. Hatte im Vorjahr das Ergebnis noch 1,9 Milliarden Dollar betragen, sackte der Gewinn auf knapp 900 Millionen Dollar im dritten Quartal 2019 ab. Beim Free Cash Flow verbuchte Boeing einen Fehlbetrag von 2,9 Milliarden Dollar. Vor Jahresfrist stand noch ein Plus von über vier Milliarden Dollar.
In Indonesien, wo bei einem Absturz 189 Menschen ums Leben kamen, gaben die Ermittler am Mittwochmorgen Konstruktionsfehler als Ursache an. Den Berichten zufolge soll eine Fehlfunktion des Kontrollsystems das Unglück mitverursacht haben. Eine Boeing-Sprecherin wollte sich nicht dazu äußern. Der Abschlussbericht soll offiziell am Freitag veröffentlicht werden.
Obwohl die Unglücksmodelle nur rund drei Prozent der Flotte ausmachen, haben die anhaltenden Probleme Auswirkungen auf die Produktion. Der Standort Seattle musste die angestrebte Rekordzahl von 57 Stück im Monat zurücknehmen. Diese werde nicht vor Ende 2020 erreicht und damit Monate später als bislang angestrebt. Auch die Kunden von Boeing sind zunehmend verunsichert. So war die saudi-arabische Billigairline Flyadeal die erste Fluggesellschaft, die eine Bestellung von 50 Modellen der Max-Reihe zurücknahm.
Diese Probleme belasten auch den Aktienkurs von Boeing: Seit Jahresbeginn ist die Aktie zwar mit über sieben Prozent im Plus; die Papiere des europäischen Konkurrenten Airbus legten aber im gleichen Zeitraum um über 40 Prozent zu.
Erst am Dienstag hatte Boeing auch personelle Konsequenzen aus der Pannenserie gezogen. Der Chef der Verkehrsflugzeugsparte, Kevin McAllister, musste gehen und wurde durch den langjährigen Boeing-Manager Stan Deal ersetzt.
Gleichzeitig bekräftigte der Vorstandsvorsitzende Dennis Muilenburg den Zeitplan, die 737 Max noch im vierten Quartal 2019 wieder in Betrieb zu nehmen.
Fluggesellschaften wie Southwest Airlines und Air Canada scheinen daran aber ihre Zweifel zu haben. Sie hatten bereits im September angekündigt, die geplanten Flüge der 737 Max bis Januar 2020 zu streichen.
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