Wegen des Absturzes der Boeing 737 MAX 8 am Wochenende soll nun auch der deutsche Luftraum für Maschinen dieses Flugzeugtyps gesperrt werden. "Sicherheit geht absolut vor. Bis alle Zweifel ausgeräumt sind, habe ich veranlasst, dass der deutsche Luftraum für die Boeing 737 Max ab sofort gesperrt wird", erklärte Verkehrsminister Andreas Scheuer nach einem Bericht des TV-Senders n-tv am Dienstag. In Deutschland gebe es zwar keine Starts und Landungen, aber zahlreiche Überflüge dieser Maschine.
Mehrere Länder haben bereits ein Startverbot gegen den Flugzeugtyp Boeing 737 Max 8 oder die gesamte Serie der 737 Max-Flieger verhängt. Darunter sind Großbritannien, China, Indonesien, Singapur, Australien, Malaysia und der Oman. Allein in China sind von dem Verbot knapp 100 Flugzeuge betroffen.
So erklärte auch der Reisekonzern TUI am Dienstag, alle Flüge mit diesem Flugzeugtyp würden eingestellt, nachdem die britische Flugaufsicht einen Betriebsstopp verhängt hätte. Seit Montag haben sich mehrere Fluggesellschaften entschieden, die Maschinen vorsichtshalber am Boden zu lassen. Mehr als 60 Flugzeuge vom Typ Boeing 737 Max 8 sind daher zeitweise nicht im Betrieb. Dazu gehören neben Tui mit 15 Flugzeugen: Norwegian (18 Flugzeuge), die mexikanische Airline Aeroméxico (6), Aerolíneas Argentinas (5), Ethiopian Airlines (4), Cayman Airways (2) aus der Karibik, die südkoreanische Airline Eastar (2), die brasilianische Gol (7) und Südafrikas Comair (1). Andere Airlines wie die US-Fluggesellschaften Southwest Airlines, American Airlines und auch die kanadische Air Canada halten bisher an den Flugzeugen fest.
Die europäische Flugaufsicht EASA erteilte dem Boeing-Flugzeugmodell 737 MAX 8 ein Flugverbot. Die Behörde habe entschieden, alle Flüge mit den betroffenen Modellen zu untersagen, teilte die Europäische Agentur für Flugsicherheit am Dienstag mit. Die US-Luftfahrtbehörde FAA, in deren Aufsichtsbereich 74 der Boeing 737 Max 8 im Einsatz sind, hat kein Startverbot ausgesprochen.
Das Modell wird erst seit 2017 eingesetzt. Der Absturz in Äthiopien, bei dem 157 Menschen ums Leben kamen, war der zweite mit diesem Modell nach einem Flugzeugunglück in Indonesien im Oktober. In beiden Fällen ist die Unglücksursache unklar.
Der US-Flugzeugbauer will selbst den Vorfall untersuchen, gibt aber zu bedenken, dass sich diese Untersuchungen in einem frühen Stadium befinden. Allerdings ist der Schaden für das Image des Unternehmens schon jetzt enorm. Entsprechend verliert die Boeing-Aktie, die mit Abstand schwerste Aktie im Dow Jones, massiv an Wert. So fiel die Aktie am Dienstag in New York um mehr als fünf Prozent. Seit Wochenbeginn ist der Börsenwert von Boeing um 21 Milliarden Dollar geschrumpft. Das entspricht fast dem Doppelten der Marktkapitalisierung der Lufthansa.
Einschätzung der Redaktion
Sollte sich herausstellen, dass der Absturz nicht an der Maschine liegt, dürfte die Aktie den Dämpfer allerdings wieder aufholen. Denn bei zivilen Flugzeugen gibt es nur zwei wirklich relevante Anbieter weltweit: den US-Konzern Boeing und seinen europäischen Konkurrenten Airbus. Dieses Duopol sorgt bei beiden Unternehmen regelmäßig für volle Auftragsbücher, weil die zivile Luftfahrt dank des stetig wachsenden Tourismus boomt. Einstweilen drängt sich aber kein schneller Einstieg bei Boeing auf, Anleger warten die weitere Entwicklung ab.
Insgesamt sind die Aktivitäten von Boeing sind in drei Geschäftsbereiche unterteilt: 1. Verkehrsflugzeuge (hier gehören die großen Airlines zu den Kunden); 2. Verteidigung, Weltraum und Sicherheit (BDS) - hier zählen vor allem das US-Verteidigungsministerium und die Weltraumbehörde NASA zu den wichtigen Abnehmern; 3. die Geschäftseinheit Boeing Global Services (BGS), die Mitte 2017 ihren Betrieb aufnahm und eine breite Kundenbasis hat. Sie bietet zahlreiche Dienstleistungen rund um die Fliegerei an. Die Boeing-Aktie beeindruckte zuletzt mit ihrer starken Performance: Im Schnitt lag ihre Gesamtrendite vor dem Absturz in den vergangenen zehn Jahren bei 33,5 Prozent pro Jahr.
mf/fh/rtr/dpa-AFX