Wer im abgelaufenen Jahr die Ruhe bewahrte, für den gab es in vielen Anlageklassen gutes Geld zu verdienen. Der überraschende Schwenk der Notenbanken hin zu einer Lockerung der Geldpolitik schob die meisten Anlageklassen kräftig an. Wo 2019 am meisten zu holen war und wie die Perspektiven für 2020 sind, zeigt die folgende Übersicht.

Länder:


Unter den weltweiten Aktienmärkten ragt im zurückliegenden Jahr besonders die Börse Griechenlands hervor. Um annähernd 50 Prozent kletterte der Athener Leitindex Athex in den vergangenen zwölf Monaten. Verantwortlich dafür ist vor allem der politische Kurswechsel im Land. Im Juli löste der konservativ-liberale Kyriakos Mitsotakis den Linkspopulisten Alexis Tsipras als Premierminister ab und versprach eine wirtschaftsfreundliche Politik. Tatsächlich setzte Mitsotakis gleich nach der Wahl die von ihm versprochenen Steuersenkungen um.

Generell hat sich die Stimmung in dem einstigen Krisenland stark verbessert. Das zeigt sich auch in den deutlich gesunkenen Finanzierungskosten für den Staat und die Unter­nehmen. Weitere positive Impulse sind in diesem Jahr möglich, sofern die Rating­agenturen die Kreditwürdigkeit Athens weiter heraufstufen.

Mit Griechenland wetteiferte auch Russland um die beste Wertentwicklung am Aktienmarkt. Um knapp 45 Prozent legte der Leitindex RTS im vergangenen Jahr zu. Mehrere Treiber waren für den starken Anstieg verantwortlich. Zum einen blieb Russland von weiteren Sanktionen des Westens verschont, was die Stimmung gegenüber russischen Aktien verbesserte. Zum anderen wertete der Rubel auf: Gegenüber dem Euro gab es ein Plus von mehr als 15 Prozent. Hinzu kam ein höherer Ölpreis, der starke Auswirkungen auf die Wirtschaft der Rohstoffnation Russland hat. Ein Fass der Nordseesorte Brent verteuerte sich 2019 um rund 30 Prozent.

Die Risiken geopolitischer Spannungen mit dem Kreml und die Abhängigkeit vom Ölpreis werden Russlands Aktienmarkt auch 2020 begleiten. Experten rechnen jedoch nicht damit, dass der Ölpreis deutlich fällt. Außerdem erwarten sie ein zwar mäßiges, aber stabiles Wirtschaftswachstum von zwei Prozent. Auch leichte strukturelle Reformen werden positiv hervorgehoben. Zusammen mit der traditionell hohen Dividendenrendite und der niedrigen Bewertung spricht das für ein solides Jahr für russische Aktien.

Ganz anders das Bild bei Argentinien: Das südamerikanische Land ist 2019 tief in die Krise gerutscht. Der Leitindex Merval musste im Sommer einen heftigen Einbruch verkraften, hat sich mittlerweile aber wieder kräftig erholt. Der argentinische Peso jedoch steht weiter unter Druck. Er ist bei den Devisen der Jahresverlierer. Angesichts der schwachen Währung flohen viele Anleger in den "Sachwert" Aktien - deshalb die gute Entwicklung des Merval-Index in Lokalwährung. Als Euroanleger hätte man mit argentinischen Titeln 2019 jedoch Verluste eingefahren.

Sektoren:


Bei den Sektoren zeigt sich ein vertrautes Bild: Die Technologiebranche ist wieder einmal für die höchsten Zugewinne des Jahres verantwortlich. Einen maßgeblichen Anteil daran hat der US-Konzern Apple. Die Aktie des Unternehmens konnte ihren Wert 2019 beinahe verdoppeln. Auch der Softwareriese Microsoft legte deutlich um rund 60 Prozent zu. Die beiden Unternehmen stehen sinnbildlich für die Dominanz der IT-Branche in der globalen Wirtschaft.

Der Technologiesektor lockt Investoren sowohl mit harten Fakten als auch mit Visionen. Viele Konzerne aus diesem Segment liefern das, was Anleger händeringend suchen: Wachstum in Zeiten einer schwächelnden Konjunktur mitsamt der Aussicht, dass dieses anhält. Technologischer Fortschritt im Bereich künstliche Intelligenz oder 5G-Mobilfunk sorgen für weitere Fantasie.

Die Bewertungen vieler IT-Aktien sind zwar sehr hoch, doch noch sind die Anleger bereit, für das Potenzial viel zu bezahlen. Es fällt schwer, Gründe zu finden, warum ausgerechnet der Technologiesektor in den kommenden zwölf Monaten nicht erneut überdurchschnittlich wachsen wird.

Rohstoffe:


Auch für die Preisentwicklung bei Rohstoffen erwies sich 2019 als sehr positiv. Ansehnliche Zuwächse von rund 20 Prozent auf Eurobasis gab es zum Beispiel bei Edelmetallen wie Gold und Platin. Der absolute Highflyer in den vergangenen zwölf Monaten war allerdings Palladium mit einer Preissteigerung von fast 60 Prozent. Das Edelmetall wird hauptsächlich in der Abgasreinigung bei Benzinmotoren eingesetzt und profitiert aktuell von der hohen Nachfrage aus Asien, insbesondere China. Im Reich der Mitte haben mehrere große Städte ihre Abgasnormen verschärft, weshalb für Katalysatoren in Kraftfahrzeugen mehr Palladium benötigt wird.

Die starke Nachfrage nach dem Weißmetall dürfte anhalten, denn auch in kleineren ­chinesischen Städten gelten zunehmend strengere Emissionsvorschriften. Preis­unterstützend wirkt zudem die Tatsache, dass der globale Palladiumbedarf die Produktion übersteigt und die weltweiten Vorräte an dem Edelmetall voraussichtlich auch in diesem Jahr schrumpfen werden.

Anleihen:


Zehn Prozent mit Anleihen von Unternehmen schlechterer Bonität und sieben Prozent mit Bonds von Unternehmen mit gutem Rating - die Erträge aus Kursgewinnen und Kuponzahlungen liegen deutlich über dem mehrjährigen Schnitt in diesen Segmenten des Euro-Anleihemarkts. Contingent Convertible Bonds, tief nachrangige Bankanleihen, brachten mit 15,5 Prozent noch mehr. Ebenso italienische Staatsanleihen, deren Kurse vom Regierungswechsel profitierten.

Die für Neuinvestments gebotenen Risikoprämien schrumpften somit ungeachtet der wirtschaftlich zeitweise düsteren Aussichten in der Eurozone. Angetrieben wurden die Anleihekurse von der Aussicht auf ein neues Kaufprogramm der EZB.

Ein Großteil der Erträge stammte 2019 aus Kursgewinnen. Ähnlich hohe Renditen sind nach Ansicht von Anlagestrategen 2020 kaum möglich. Zu den Favoriten der Experten gehören Unternehmensanleihen, die von den EZB-Käufen gestützt werden, außerhalb des Euro-Anleihemarkts zudem Schwellenländerbonds, auf die Anleger ebenfalls mit ETFs setzen können. Mit Dollar-Staatsanleihen der Emerging Markets waren 2019 in Euro umgerechnet rund 19 Prozent drin.