Der DAX geht angeschlagen in die neue Woche. Von der Euphorie rund um das Rekordhoch vor wenigen Tagen ist nicht mehr viel übrig. Wie tief der DAX jetzt fallen kann und was die Gründe dafür sind.
Steigende Zinsen und kein Ende in Sicht - am deutschen Aktienmarkt könnte sich die Stimmung Strategen zufolge deshalb weiter verschlechtern. In der alten Woche rutschte der DAX unter die psychologisch wichtige Marke von 16.000 Punkten und verlor bei einem Stand von 15.870 Punkten am Freitagnachmittag rund drei Prozent. Damit entfernte er sich weiter von seinem jüngsten Rekordhoch.
Von der erhofften Zinspause oder gar Wende könne keine Rede mehr sein, sagt Helaba-Strategin Claudia Windt. Die Bank of England hatte ihren Straffungskurs im Kampf gegen die Inflation forciert, auch in der Schweiz, Norwegen und der Türkei wurden die Zinsen angehoben. US-Notenbank-Chef Jerome Powell stellte zudem weitere Anhebungen in Aussicht und ließ mögliche Zinssenkungen in größere Ferne rücken lassen, als manchem Anleger lieb sein dürfte. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) sendete Signale für ein erneutes Drehen an der Zinsschraube.
So tief kann der DAX jetzt fallen
Schauen sich Anleger den Chart des DAX an, so fallen ein paar Dinge auf:
- Der DAX hat seine 50-Tage-Linie verloren und könnte deswegen weiter sinken
- Der Aufwärtstrend ist noch intakt und der DAX könnte die blaue Linie antesten
- Zudem wäre eine Korrektur bis auf das 0,236er Fibonacci-Level bei 15.340 Punkten sehr denkbar
- Im schlimmsten Fall testet er sogar das nächste Fibo-Level oder vorher die 200-Tage-Linie an
- Die 200-Tage-Linie wäre dann ein idealer Einstiegszeitpunkt
Konjunktursorgen trüben Börsenumfeld
Damit dürfte die Angst um das Wirtschaftswachstum an den Börsen wieder in den Vordergrund rücken. "Die lang erwartete Konjunkturabschwächung ist eindeutig im Anmarsch", sagt Ben Laidler, Marktstratege beim Broker eToro. Die Anleihemärkte sendeten am Freitag bereits das stärkste Rezessionssignal seit 1992: Investoren wetteten auf einen Konjunktureinbruch und warfen vor allem kürzer laufende Bonds aus ihren Depots. Dies trieb deren Renditen in die Höhe. So rentieren zweijährige Bundesanleihen etwa 3,3 Prozent und damit nur knapp unter dem Niveau vom Herbst 2008. Die zehnjährigen werfen dagegen nur rund 2,4 Prozent ab. Experten sprechen hier von einer "inversen Renditekurve", weil üblicherweise kürzer laufende Titel niedriger verzinst werden als Langläufer.
"In einem sich eintrübenden konjunkturellen Umfeld lastet die Aussicht auf weitere Leitzinsanhebungen auf der Stimmung an den Finanzmärkten", sagte Helaba-Strategin Windt. Es sind berechtigte Sorgen, dass die gegenwärtigen fundamentalen Schwächesignale verstärkt werden." Bei den Unternehmen hagelte es bereits eine Reihe von Gewinnwarnungen, wie etwa zuletzt vom Laborausrüster Sartorius und dem Chemiekonzern Lanxess. Allerdings seien auch einige Sektoren trotz eines Dax-Anstieges um rund 15 Prozent in diesem Jahr noch niedrig bewertet, sagt Commerzbank-Stratege Markus Wallner. "Das sind insbesondere Unternehmen aus den Sektoren Immobilien, Chemie und Automobil, was auch zum Teil dem konjunkturellen Umfeld geschuldet ist."
Und lesen Sie auch: Krise immer deutlicher: Anleihemarkt sendet schärfstes Rezessionssignal seit 1992
oder: Tagesgeld: Diese Bank bietet ab heute die mit Abstand höchsten Zinsen auf dem Tagesgeldkonto
(Mit Material von Reuters)