Eine ganze Reihe prominenter Investoren und Analysten, beispielsweise Jeff Gundlach, David Rosenberg und auch Ed Yardeni, haben in jüngster Zeit davor gewarnt, dass ein ganz bestimmter Indikator eine baldige Rezession in den USA anzeige: das Konsumentenvertrauen. Berechnet wird der Indikator in ähnlichen Varianten von zahlreichen Organisationen, etwa vom Conference Board, von der Uni Michigan oder vom NFIB, dem Verband für die kleineren Unternehmen.

Und alle zeigen an, dass die amerikanischen Konsumenten mit der aktuellen Situation noch ganz zufrieden sind, aber nicht mehr recht an eine rosige Zukunft im Shoppingparadies USA glauben mögen. Anders ausgedrückt: Irgendwann in naher Zukunft werde man den Gürtel dann doch etwas enger schnallen (müssen). Genau dies bewerten Gundlach und Co als ziemlich eindeutigen Hinweis auf eine kommende Rezession in den Staaten. Was natürlich auch ein fatales Signal für den Rest der Welt wäre.

So muss es aber nicht kommen. Denn die bei den US-Verbrauchern beobachtete Diskrepanz zwischen Gegenwart und Zukunft gibt es eigentlich schon seit 2014. Gleichzeitig laufen die Konsumaktien an der Börse nach wie vor gut, und auch die tatsächlichen Umsätze im Einzelhandel zeigen weiter nach oben - was wichtig ist, denn US-Rezessionen ging in der Vergangenheit immer eine Topbildung bei dieser Kennzahl voraus.

Das Problem Quartalszahlen



Man darf also durchaus optimistisch bleiben. Vor allem längerfristig. Dies bedeutet aber nicht, dass man die Risikofaktoren ausblenden darf. Börse ist keine Einbahnstraße, vor allem kurzfristig sind jetzt doch einige Wackler möglich. Das hat insbesondere mit den Quartalszahlen der amerikanischen Unternehmen zu tun. Die Prognosen für die kommenden zwölf Monate werden seit einiger Zeit schon stetig nach unten angepasst. Zwar hat das die Börse bislang ganz gut verdaut, aber dieses negative fundamentale Momentum könnte sich doch irgendwann durchsetzen und den Kursen zusetzen.

Aktuell sind es vermutlich die guten makroökomischen Daten, die den Börsen Halt geben: Vor allem die neue zurückhaltende Zinspolitik der US-Notenbank Fed unter ihrem Chef Jerome Powell sowie die anscheinend positiv verlaufenden sino-amerikanischen Verhandlungen rund um das Dauerthema Handelsstreit.

Allerdings zeigen auch technische Faktoren, dass die Märkte noch nicht in einen längerfristigen Aufwärtstrend zurückgefunden haben. Beispiel Wall Street: Hier notiert der breite S & P-Index der 500 größten Unternehmen noch immer unter wichtigen Gleitenden Durschnittslinien, sowohl unter der 100- wie auch unter der 200-Tage-Linie. Solange das der Fall ist - dies hat die Vergangenheit immer wieder gezeigt -, ist auch das Risiko recht hoch, dass das Tief vom Dezember noch einmal angelaufen wird.

Viel Pro, viel Contra



Es gibt also gute Argumente, dass die Kurse noch einmal abtauchen, allerdings ebenso gute, dass das Tief schon durchschritten ist. Wer noch nicht investiert ist, läuft also Gefahr, dem Markt irgendwann hinterherzuhecheln. Interessant ist jedenfalls, dass zuletzt Sektoren wie Energie und auch Minenwerte überdurchschnittlich gut abschnitten, also Aktien aus konjunkturabhängigen Bereichen. Das ist ein positives Zeichen. Ähnliches gilt für den Hausbau. Hier steigen die Aktien wieder, seit klar ist, dass die Powell-Fed vom strikten Zinserhöhungskurs abgekommen ist.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com