Seit der Wahl Donald Trumps ist der Dow Jones jeden Monat gestiegen. Das gab es in der Geschichte noch nie. Eine Korrektur war damit längst überfällig. Doch die Geschwindigkeit, mit der sie jetzt abläuft, überrascht viele. Giles Keating, Präsident des Werthstein Instituts, äußert sich im aktuellen Werthstein Index Update zu den Gründen: "Weil Alternativen fehlten, haben Investoren auf der Suche nach Rendite die Bewertungen der Aktien immer weiter nach oben getrieben. Nun steigen die Zinsen und machen Anleihen wieder attraktiver, während die Risiken am Aktienmarkt steigen. Damit ist jetzt das Szenario eingetreten, vor dem wir im Werthstein Institut schon länger gewarnt haben."
Keating sieht allerdings auf Sicht von zwölf Monaten noch keinen Abschwung am Aktienmarkt: "Zwar steigen die Zinsen, aber noch nicht besonders stark. Gleichzeitig sieht die Konjunktur aber nach wie vor sehr dynamisch aus, sowohl in den USA als auch in Europa. Aktien bleiben damit weiter klar im Vorteil gegenüber festverzinslichen Wertpapieren. Nicht ohne größere Schwankungen, aber sie bleiben vorn."
Valérie Plagnol, Mitglied des Werthstein Instituts, sieht sich dagegen in ihrem Pessimismus der vergangenen Monate bestätigt: "Die jüngsten Kursverluste an den Börsen waren wahrscheinlich zu heftig. Aber sie signalisieren den Beginn einer längst überfälligen Korrektur. In den kommenden Monaten wird die US-Notenbank in ihrer Geldpolitik vermutlich aggressiver auftreten. Es ist daher Zeit, bei Aktien Gewinne mitzunehmen."
Sanjit Talukdar, Pionier im Hedgefonds-Geschäft und Finanzmarktexperte aus London, sieht ebenfalls die Notenbanken als Spielverderber: "Die positive Dynamik vom Anfang des Jahres hat sich komplett umgekehrt. Das passiert immer dann, wenn die Geldpolitik in das Geschehen eingreift. Gerade in der US-Notenbank haben die Falken an Einfluss gewonnen. Wenn die Fed das Inflationsziel von zwei Prozent in Sichtweite sieht, könnte sie die Geldpolitik schneller straffen und damit wäre die Party an den Börsen dann endgültig vorbei."
Daueroptimist in Sachen Aktien und Mitglied des Werthstein Instituts, Robert Halver, gibt Anlegern folgenden Rat: "Solange die Zutaten positiv sind - eine wachsende Weltwirtschaft und steigende Unternehmensgewinne - habe ich keinen Grund, an meinem Optimismus zu zweifeln. Allerdings sollten Anleger im Moment noch darauf warten, dass die Turbulenzen an den Aktien- und Rentenmärkten nachlassen. Es ist wie bei Kindern in der Pubertät: Erst ausschreien lassen und dann wieder mit ihnen reden."
Der Werthstein Index fällt im Februar auf 4,0 Punkte, nach 5,7 Punkten im Januar. Der Index drückt die durchschnittliche Einschätzung der Mitglieder des Werthstein Instituts über die Entwicklung der globalen Aktienmärkte für die kommenden drei Monate aus. Mögliche Wertungen liegen zwischen "1" (extrem negativ) und "10" (extrem positiv).
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