Viele Anleger wittern nach den jüngsten Kursverlusten eine günstige Gelegenheit zum Nachkaufen. Börsen-Experte Stefan Risse warnt jedoch eindringlich davor: „Die richtige Panik fehlt noch.“ Warum Optimismus jetzt fehl am Platz ist – und worauf Investoren wirklich achten sollten.
Aktien: Zu früh für Schnäppchenjäger
Nach zwei aufeinanderfolgenden Tagen mit mehr als 5 Prozent Kursverlust herrschte bei vielen Anlegern überraschend schnell wieder Aufbruchstimmung. In sozialen Netzwerken und WhatsApp-Gruppen wurde der Crash bereits als Kaufgelegenheit gefeiert. Stefan Risse, Kapitalmarktstratege bei der Fondsgesellschaft ACATIS, sieht das kritisch: „Auch ich bekam WhatsApp-Nachrichten, wo man die günstigen Kurse zum Nachkaufen nutzen solle, als sei das eben so ein ganz logischer Reflex.“ Doch genau das sei gefährlich, denn viele würden viel zu früh einsteigen – ohne ein Gewinnpolster, das Rückschläge abfedern könne. „Wenn das alle machen, sind das natürlich die ersten, die, wenn die Kurse weiterfallen, auch sofort Verluste haben.“
Risse erkennt in der Marktstimmung noch immer zu viel Optimismus – und genau das sei das Problem: „Mir ist da auch noch zu viel gute Stimmung. Alle glauben so: ‚Na ja gut, das ist doch jetzt toll, alles billiger.‘“ Doch eine nachhaltige Erholung an den Börsen sei erst dann zu erwarten, „wenn der letzte Optimist zum Pessimisten geworden ist.“
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Stefan Risse: Darum bleibt die Börse schwierig
Dass es kurzfristig keine neuen Höchststände geben wird, steht für Risse außer Frage. Die Gründe dafür liegen vor allem in der US-Wirtschaftspolitik: „Wir haben auf der einen Seite steigende Preise durch Zölle, auf der anderen Seite eine Wirtschaft, die mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Rezession rutschen wird.“ Die Folge: Stagflation – also eine Mischung aus Inflation und wirtschaftlicher Stagnation.
Hinzu komme die Unsicherheit durch innenpolitische Maßnahmen wie geplante Einsparungen im öffentlichen Dienst. Risse warnt: „Jeder Staatsbedienstete, der seinen Job verliert, wird weniger konsumieren. Jeder, der Angst hat, seinen Job zu verlieren, wird im Vorfeld schon weniger konsumieren.“ Für ihn ist klar: „Der Crash wird erst dann enden, wenn wirklich alle Hoffnung aus dem Markt gewichen ist.“ Bis dahin sollten Anleger Geduld zeigen – und nicht zu früh ins fallende Messer greifen.
Wie Stefan Risse jetzt selbst sein Geld investiert und bei welchen aussichtsreichen Aktien Anleger früher zuschlagen sollten als bei anderen, das erfahren Sie hier.
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