Die deutschen Ausfuhren fielen im August um 5,2 Prozent - mehr als vier Mal so stark wie erwartet. "Die Schwierigkeiten der Schwellenländer machen sich auch bei der europäischen Konjunkturlokomotive Deutschland bemerkbar", sagte Andreas Paciorek, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. "Das könnte die euphorische Erwartungshaltung an eine Jahresendrally wieder etwas dämpfen." Die Zahlen schürten allerdings die Hoffnung auf weitere Geldspritzen der großen Notenbanken. Hinweise auf weitere Stimuli erhofften sich Anleger von den Protokollen der jüngsten Sitzungen von Europäischer Zentralbank (EZB), Bank of England (BoE) und Federal Reserve Bank, fügte Paciorek hinzu.
Commerzbank-Analyst Lutz Karpowitz warnte aber vor überzogenen Erwartungen an die Mitschriften der US-Notenbank. Diese dürften darauf hindeuten, dass sich die Fed im September nur knapp dagegen entschieden habe, die Zinswende einzuleiten. Die Kurse am Terminmarkt signalisierten allerdings, dass Anleger die Wahrscheinlichkeit einer Verschiebung der Zinserhöhung auf März 2016 bei 60 Prozent sehen. Dies trieb den Euro kurzzeitig über die Marke von 1,13 Dollar. Der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Bundesanleihe basiert, legte 45 Ticks auf 156,62 Punkte zu.
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ERLEICHTERUNG ÜBER OFFENBAR AUSBLEIBENDE KAPITALERHÖHUNG
Die Titel der Deutschen Bank, die vorbörslich zeitweise um mehr als zehn Prozent eingebrochen waren, gehörten mit einem Kursplus von 1,5 Prozent zu den Favoriten im Dax. "Die wichtigste Ankündigung war diejenige, die nicht gemacht wurde: Der Konzern hat keine Kapitalerhöhung angekündigt", sagte Analyst Amit Goel von der Bank Exane BNP. Andere Börsianer werteten die milliardenschweren Abschreibungen als Vorboten des nahenden Verkaufs der Postbank und eines radikalen Konzernumbaus. Der neue Deutsche Bank-Chef John Cryan will seine Strategie am 29. Oktober präsentieren. Im abgelaufenen Quartal verbuchte das Geldhaus einen Verlust von rund sechs Milliarden Euro - so viel wie noch nie. Aus diesem Grund will das Geldhaus die Dividende für 2015 kürzen oder sogar ganz streichen.
Im Rampenlicht stand außerdem weiter Volkswagen. Die Papiere des Wolfsburger Konzerns bauten ihr siebenprozentiges Vortagesplus um 2,1 Prozent aus, obwohl dem Rechercheverbund aus ARD und Süddeutscher Zeitung (SZ) zufolge VW nicht nur in den USA, sondern auch in Europa Diesel-Abgaswerte manipuliert hat. Offenbar seien Anleger davon überzeugt, dass VW diese Krise meistern könne, sagte ein Börsianer. Außerdem müssten diejenigen, die auf einen weiteren Kursrutsch gewettet hatten, sich mit VW-Papieren eindecken, um ihre Verluste zu begrenzen.
Reuters