Dax und EuroStoxx50 fielen um bis zu vier und 3,6 Prozent auf 9810 und 3027 Punkte. Der deutsche Leitindex rutschte damit erstmals seit vergangenem Oktober wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Punkten. Zudem gab er in nur vier Handelstagen fast seinen gesamten zehnprozentigen Vorjahresgewinn ab. "Die Stimmung nimmt vor allem bei Kleinanlegern allmählich panische Züge an", sagte ein Börsianer. Experten der DZ Bank rieten allerdings, die niedrigeren Kurse zum Einstieg zu nutzen. Der Kursrutsch des Dax sei anders als der Absturz der chinesischen Börsen nicht gerechtfertigt.
An der Wall Street fielen der Dow-Jones - und der S&P500 -Index zunächst um je rund zwei Prozent. Die Entscheidung der chinesischen Börsen, die automatische Unterbrechung des Handels ab Freitag vorläufig auszusetzen machte den Anlegern aber etwas Mut. Im Schlepptau der New Yorker Aktienmärkte grenzten Dax & Co daraufhin ihre Verluste etwas ein.
Am Montag waren Chinas Börsen schon einmal um sieben Prozent abgestürzt und der Handel von den Behörden per Notbremse gestoppt worden. Das hatte von Tokio bis New York für kräftige Kursabschläge gesorgt und dem Dax in Frankfurt den schwärzesten Jahresauftakt seiner Geschichte eingebrockt.
Auf Seite 2: QUO VADIS, PEOPLE'S BANK OF CHINA?
QUO VADIS, PEOPLE'S BANK OF CHINA?
Auslöser für die jüngste Verkaufswelle war die erneute Abwertung des chinesischen Yuan: Zum achten Mal in Folge hob Chinas Notenbank (PBOC) den Referenzwert des Dollar an, den der Wechselkurs maximal zwei Prozent über- oder unterschreiten darf. Damit schürte sie die Furcht vor einer weiteren Abkühlung der nach den USA weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft. Mitte Januar legt China Zahlen zum Wirtschaftswachstum im vierten Quartal vor. Börsianer befürchten, dass das von der Regierung angepeilte Ziel von sieben Prozent erneut verfehlt wurde.
Unklar sei, wie stark die People's Bank of China (PBoC) die eigene Währung abwerten lassen wolle, erklärten die Experten der Oversea-Chinese Banking Corporation. Die Analysten der ANZ Bank warnten, mit der Erwartung eines weiter fallenden Yuan werde die Kapitalflucht aus China noch verstärkt, was zu starker finanzieller Instabilität führe.
Im weniger stark regulierten sogenannten Offshore-Handel an den Börsen in Hongkong oder Frankfurt stieg der Dollar-Kurs auf bis zu 6,7511 Yuan und markierte so den zweiten Tag in Folge ein Rekordhoch. Ein sinkender Wechselkurs macht Waren chinesischer Unternehmen auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger, erhöht gleichzeitig aber die Gefahr eines Abwertungswettlaufs vor allem mit anderen asiatischen Exportnationen wie Japan oder Südkorea.
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ÖL BILLIG WIE SEIT JAHREN NICHT MEHR
Die Furcht vor einer schwächeren China-Nachfrage schlug auch an den Rohstoffmärkten voll durch : Der Preis für Brent rutschte um bis zu sechs Prozent ab. Mit 32,16 Dollar kostete ein Fass (159 Liter) der richtungweisenden Rohöl-Sorte aus der Nordsee so wenig wie zuletzt im April 2004. Das "schwarze Gold" leidet neben den Konjunktursorgen unter einer weltweiten Überproduktion. Am Nachmittag stabilisierten sich die Preise etwas.
Bei den Industriemetallen geriet der Preis für Kupfer mit einem Abschlag von vier Prozent auf 4430 Dollar je Tonne besonders unter Druck. Kein Land fragt so viel von diesem vor allem in der Baubranche verwendeten Metall nach wie China. Gold war dagegen als "sicherer Hafen" gefragt und legte 0,8 Prozent auf 1102,80 Dollar je Feinunze zu.
Am Aktienmarkt warfen die Anleger vor allem Autowerte aus ihren Depots; die Branche hatte zuletzt stark vom Boom in China profitiert. So verloren die Titel von Volkswagen, BMW und Daimler fünf bis sechs Prozent. Der Preisverfall an den Rohstoffmärkten setzte den Aktien von Ölkonzernen wie BP oder Total zu, die je vier Prozent verloren.
Reuters