"Solange der Index nicht die 13.000 Punkte wieder klar hinter sich lässt, dürfte die Vorsicht der Anleger die Oberhand behalten", sagt Marktstratege Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Kurzfristig sei mit einer Konsolidierung zu rechnen.
Argumente haben die Bären, also die Pessimisten an der Börse, genug an der Hand: US-Präsident Donald Trump droht mit neuen Zöllen auf in die USA importierte Autos und Autoteile, was Volkswagen, BMW und Daimler empfindlich treffen dürfte. Nach der überraschenden Absage des geplanten Treffens zwischen Trump und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un stellen sich Anleger nun auch die Frage, wie es in dem Atomkonflikt weitergeht. Und über allem schwebt die Sorge vor einer neuen Euro-Krise ausgelöst durch die künftige Regierung in Italien. "An den Märkten braut sich zunehmend ein giftiger Cocktail zusammen", sagt Wolfgang Albrecht, Investmentanalyst bei der Landesbank LBBW.
Mit Blick auf Italien gehe die Unsicherheit jetzt erst richtig los, erläutert Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Es wird spannend, ob und wie die neue Regierung ihre Ankündigungen umsetzt. Und natürlich, wie diese finanziert werden." Der scheidende Vizechef der EZB, Vitor Constancio, warnte bereits vor Gefahren für die Finanzstabilität. Eine lockere Haushaltspolitik in hoch verschuldeten Ländern wie Italien könne negative Reaktionen an den Finanzmärkten auslösen.
Die künftige Regierung aus populistischer 5-Sterne-Bewegung und rechtsextremer Lega plant unter anderem höhere Sozialausgaben, Steuersenkungen und eine Rücknahme der Rentenreform, was viele Milliarden verschlingen dürfte. Außerdem ist der Euroskeptiker Paolo Savona umstritten, der neuer Wirtschaftsminister werden könnte.
"MEHR ALS EINE DELLE"
Sorgenfalten treibt den Experten auch die wirtschaftliche Entwicklung der Euro-Zone auf die Stirn. "Es sieht ganz danach aus, als ob sich der zurückhaltende Unterton beim Euroland-Wachstum im ersten Quartal auch im zweiten Quartal fortsetzen würde", sagt Marktexperte Joachim Goldberg von der Analysefirma Goldberg & Goldberg. "Die Hoffnung, dass es sich dabei nur um eine Wachstumsdelle gehandelt habe, wäre dann wohl dahin." Das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland stieg von Januar bis März nur noch um 0,3 Prozent zum Vorquartal und damit so langsam wie seit rund anderthalb Jahren nicht mehr.
Am Mittwoch bekommen Investoren neue Daten zur Inflation und zum Arbeitsmarkt in Deutschland. Am Donnerstag folgen die Verbraucherpreise für die Euro-Zone. Wie es um die US-Wirtschaft bestellt ist, zeigt der Arbeitsmarktbericht des privaten Jobvermittlers ADP am Mittwoch, am Freitag gibt die US-Regierung die offiziellen Arbeitsmarktdaten preis. Für Mai erwarten von Reuters befragte Experten einen Stellenzuwachs von 185.000 nach 164.000 im Vormonat. "Der Jobmotor erhält Schub von nahezu allen Branchen, dies dürfte sich in den nächsten Monaten weiter fortsetzen", sagt DZ-Bank-Ökonomin Christine Schäfer.
Von Seiten der Unternehmen ist in der verkürzten Arbeitswoche - am Donnerstag ist Fronleichnam-Feiertag in vielen Bundesländern - nur wenig zu erwarten. Am Mittwoch will der neue Chef der Deutschen Börse, Theodor Weimer, bei einem Investorentag seine Strategie vorstellen. Auf dem Tableau stehen zudem diverse Hauptversammlungen wie etwa von Fraport, Hapag Lloyd (beide Dienstag), Wacker Neuson, Software AG und Adler Real Estate (alle Mittwoch).
An der Börse in Frankfurt wird am Donnerstag trotz Feiertag gehandelt. Am Montag bleiben die Aktienmärkte in London und in den USA feiertagsbedingt geschlossen.
rtr