Der britische Chipdesigner kehrt fulminant an die Börse zurück. Die Bewertung preist viel Zukunft ein und schürt so große Erwartungen

Fulminantes Comeback: Mit dem bislang größte Börsengang des Jahres kehrte der britische Chipdesigner ARM Holdings an die Börse zurück. Nach massivem Kursanstieg kam die Aktie mittlerweile etwas zurück. ARM gilt als Chipunternehmen, stellt selbst jedoch keine Halbleiter her. Es verkauft die Baupläne, die zur Entwicklung der Mikroprozessoren erforderlich sind. Darüber hinaus lizensiert das Unternehmen Befehlssätze, die vorgeben, wie Softwareprogramme mit diesen Chips kommunizieren. 

Das Unternehmen mit Sitz in Cambridge flog bis zu seiner spektakulären Rückkehr an die Börse wohl unter dem Radar. Dabei hat jeder Technologie des Unternehmens täglich in der Hand: Halbleiter-Architektur von ARM steckt beispielsweise in nahezu jedem Smartphone weltweit. Weitere Märkte neben der Unterhaltungselektronik sind Chipdesigns für die Automobilindustrie, IT-Infrastruktur sowie das Internet of Things. Bei Letzterem werden Geräte miteinander vernetzt.

Bewertung preist viel ein

Einen Großteil der Lizenzeinnahmen generiert ARM noch durch Chips für Smartphones und andere Elektrogeräte. Der Markt zeigte zuletzt nur langsames Wachstum. Das macht sich bemerkbar: Im abgelaufenen Geschäftsjahr (bis Ende März) erzielte Arm einen Umsatz von 2,68 Milliarden Dollar, ein Prozent weniger als im Vorjahr. Davon blieben Nettogewinne von 524 Millionen Dollar, ebenfalls ein Rückgang.

Vor diesem Hintergrund wirkt die Bewertung ambitioniert: Der Ausgabepreis von 51 Dollar (umgerechnet etwa 47,90 Euro) hat das Unternehmen mit 54,5 Milliarden Dollar bewertet, mehr als das 100-fache des letztjährigen Nettogewinns. Masayoshi Sun hatte dennoch auf eine noch höhere Bewertung gehofft. Er gründete und führt den japanischen Technologie- und Beteiligungskonzern Softbank, der ARM 2016 für 32 Milliarden Dollar erwarb und von der Börse nahm. Nach enttäuschenden Börsengängen und Milliardenverlusten beim hauseigenen Risikokapitalfonds Vision Funds setzte Son jedoch auf Sicherheit und einen Ausgabepreis, der zum Auftakt einen Kurssprung erwarten ließ. Die Nachfrage war hoch, das IPO mehr als zehnfach überzeichnet. Jeder Dollar mehr pro ausgegebener Aktie hätte dem Unternehmen rund 100 Millionen Dollar zusätzlich beschert. 

Nach einem kräftigen Kurssprung zum Auftakt näheren sich die Anteilsscheine inzwischen wieder dem Ausgabekurs. Auf Basis einer Bewertung von 64 Milliarden Dollar hatte Softbank kürzlich den übrigen 25-prozentigen Anteil an ARM von Vision Fund erworben, hält nach dem Börsengang rund 90 Prozent der Anteile. Namhafte Kunden und Partner, darunter Nvidia, TSMC, Samsung, Google und Apple, investieren als Ankerinvestoren mehr als 700 Millionen Dollar. Mit dem iPhone-Konzern verlängerte ARM zudem eine Partnerschaft über das Jahr 2040 hinaus

Besserung voraus

Nach der Wachstumsschwäche erwartet das Management im laufenden Geschäftsjahr Besserung. Unternehmenschef Rene Hass stellt ein Wachstum von elf Prozent in Aussicht, berichtet Finanzdienst Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen. Ein Jahr darauf soll der Anstieg im mittleren 20-Prozent-Bereich liegen. Als Treiber sieht ARM Chips für Rechenzentren und künstliche Intelligenz. Nach der Börsenrückkehr werden Investoren beim ARM nun genauer hinsehen.

Fazit

In der Bewertung scheint bereits viel Zukunftsfantasie eingepreist. Ein Kauf drängt sich daher noch nicht auf. Anleger packen den Börsenrückkehrer auf die Watchlist.

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Dieser Artikel erschien zuerst in Euro am Sonntag 38/2023. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.