Mit dem US-Fahrdienstes Uber ist am Freitag einer der weltweit größten Börsengänge der vergangenen Jahren über die Bühne gegangen. Bei einer Gesamtbewertung von 82 Milliarden Dollar lag das Emissionsvolumen bei rund acht Milliarden Dollar, etwas weniger als geplant. Erst Ende März hatte der kleinere Rivale Lyft seine Premiere an der Wall Street.

Vor allem der Boom sogenannter Einhörner (Unicorns), also Start-ups mit einem Börsenwert von mehr als einer Milliarde Dollar, dürfte 2019 zu einem neuen Rekord an der Wall Street führen. Experten rechnen damit, dass die Einnahmen aus US-IPOs den bisherigen Höchstwert von 108 Milliarden Dollar aus dem Jahr 1999 übertreffen werden. Zu den größten Kandidaten zählen der Datenaufbereiter Palantir (41 Milliarden Dollar Börsenwert), der Unterkunftsvermittler Airbnb (31), der Messagingdienst Slack (10) und der Heimtrainerhersteller Peloton (4).

Dabei hat sich gegenüber dem Börsenboom Ende der 90er-Jahre mit Unternehmen wie Yahoo (1996), Amazon (1997) oder Ebay (1999) einiges geändert. Wagten damals die Unternehmen im Schnitt vier bis fünf Jahre nach der Gründung den Schritt aufs Parkett, so vergehen heute in der Regel zwölf Jahre. Jeff Bezos beispielsweise brachte Amazon bereits drei Jahre nach der Gründung an die Börse, Uber startet erst nach zehn Jahren. Dafür brachte Amazon 1997 lediglich 0,7 Milliarden Dollar Börsenwert auf die Waage, Uber dagegen über 82 Milliarden. Um eine ähnliche Wertsteigerung wie Amazon zu erzielen, müsste Uber laut einer Studie der University of Florida im Jahr 2041 rund 240 Billionen Dollar wert sein.

Für Privatanleger ist die Zeichnung von US-Börsenneulingen angesichts hoher Kursausschläge riskant. Eine Alternative bietet ein ETF des Fondsanbieters First Trust auf den IPOX-100 US Index. Das Prinzip: Die Aktien der 100 Debütanten im Index werden am jeweils sechsten Handelstag gekauft und scheiden nach vier Jahren aus (WKN: A14 X88). Der Index liefert im Zehnjahresvergleich pro Jahr vier Prozent mehr Rendite als der S & P 500.

Deutschland: Hoffen auf den Herbst


Im Gegensatz zum IPO-Boom an der Wall Street ist das Geschäft mit Börsengängen in Europa in diesem Jahr noch sehr dünn, insbesondere in Deutschland. "Im IPO-Markt gibt es immer wieder Wellen", erläutert JPMorgan-Experte Stefan Weiner die Lage. "2018 war ein sehr gutes Jahr für Börsengänge in Deutschland. Mit Knorr-Bremse oder auch Siemens Healthineers lag das Volumen bei rund zehn Milliarden Euro. In diesem Jahr gab es von der Makroseite einige Gründe zu warten."

Dennoch sei die IPO-Pipeline auch in Deutschland gut gefüllt. "Wir sollten bis Ende des Jahres ein halbes Dutzend bis Dutzend Börsengänge sehen." Zu den größten heimischen Kandidaten zählen die VW-Lastersparte Traton sowie die Antriebssparte von Conti. Beide Börsengänge werden jedoch voraussichtlich frühestens 2020 stattfinden.