Das war deutlich: Die amerikanische Notenbank Fed gab bekannt, dass sie schneller aus ihrer extrem lockeren Geldpolitik aussteigen wird als bisher angenommen. Maßnahme 1: Die Wertpapierkäufe, die einst eingeführt wurden, um die Konjunktur wegen der Corona-Krise zu beleben, werden deutlich zurückgefahren. Maßnahme 2: Schon im kommenden Jahr wird die Fed damit beginnen, die Leitzinsen anzuheben. Notenbankchef Jerome Powell hat dafür zwei Argumente: Da ist zum einen der steigende Inflationsdruck - zuletzt legte die Geldentwertung um 6,8 Prozent zu, so deutlich wie seit 1982 nicht mehr. Und zum anderen gibt es gute Nachrichten vom Arbeitsmarkt. Kurz gesagt: Es gibt mehr Jobs und bessere Löhne.
"Die Wirtschaft braucht daher diese Unterstützung nicht mehr in diesem Ausmaß", sagte Powell. Konkret: Die 150 Milliarden Dollar schweren Käufe von Wertpapieren werden bis März auf null heruntergefahren. In der ersten Jahreshälfte ist dann mit der Erhöhung des Leitzinses um 0,25 Punkte zu rechnen. Zwei weitere solche Schritte dürften bis Ende 2022 folgen. Der US-Leitzins könnte in einem Jahr also zwischen 0,75 und einem Prozent liegen.
An der Börse wurde das zunächst positiv aufgenommen. Der Dow Jones, der marktbreite S & P 500 und der Nasdaq Composite legten anfangs deutlich zu, kamen danach aber ins Trudeln - vor allem der Techbereich. Wer anfangs noch dachte, dass eine schlechte Nachricht ihren Schrecken verliert, wenn sie einmal ausgesprochen ist, wurde also prompt eines Besseren belehrt.
Für Anleger ist das jetzt eine spannende Phase: Klar ist, dass die ultralockere Geld- und Fiskalpolitik der zurückliegenden Jahre zu einem Großteil für die enormen Kursgewinne am Aktienmarkt verantwortlich war. Dieser Katalysator entfällt jetzt. Gleichzeitig notieren die Kurse wie auch die Bewertungen an der Wall Street auf sehr hohem Niveau. Das hat dazu geführt, dass der Bullenmarkt zwar intakt ist, in den vergangenen Monaten jedoch deutlich an Momentum verloren hat - deutlich spürbare Korrekturen inklusive. Ein Zeichen für Unsicherheit. Und ein Zeichen dafür, dass das Pendel zum Jahreswechsel in beide Richtungen ausschlagen kann. Auch eine deutliche Korrektur ist inzwischen denkbar.
Die Kennzahlen müssen stimmen
In so einer Konstellation ist es nicht verkehrt, sich nach Aktien umzuschauen, die einerseits vernünftig bewertet sind und gleichzeitig eine hohe Kapitalrendite aufweisen - letztere Kennzahl gibt an, wie viel Gewinn ein Unternehmen in Relation zum Eigenkapital erwirtschaftet. Das Problem dabei ist, dass Aktien mit diesen Eigenschaften an den Börsen bisweilen ignoriert werden. Zu wenig Sex-Appeal. Gut zu sehen im laufenden Jahr, in dem vor allem die hoch bewerteten Aktien bisher einen unglaublichen Run hatten.
Einen guten Lauf hat auch Goldman Sachs. Gute Kennzahlen ebenso, etwa eine Eigenkapitalrendite von 24 Prozent bei einem knapp zweistelligen Kurs-Gewinn-Verhältnis. Es läuft ja auch wieder: Fusionen, Übernahmen, Börsengänge, Aktienhandel - die Einnahmen sprudeln. Schon nach drei Quartalen verdiente die Investmentbank mehr als je zuvor in einem Jahr. Rund elf Milliarden Dollar an Gebühren wurden vereinnahmt - das ist spitze in den USA. Daher greift Goldman Sachs in den Bonustopf: Die Zahlungen für Topmitarbeiter steigen um 50 Prozent.
Auch bei IBM passen die Bewertung - knapp zweistellig - und die Kapitalrendite mit 27 Prozent. Doch gilt der Schöpfer des ersten PC an der Börse als "langweilig". Das soll sich ändern. "Big Blue" hat den größten Umbau in der 110-jährigen Firmengeschichte in die Wege geleitet. Der Verlustbringer IT-Dienstleistungen wurde abgespalten. Künftiges Kerngeschäft sind die margenstarken Bereiche Software und Beratung. Nach zehn Jahren mit Umsatzrückgängen sind ab 2022 wieder Zuwächse drin. Weil IBM zudem seit 24 Jahren seine Dividende kontinuierlich erhöht hat, wird der Konzern bald in den Kreis der Dividendenaristokraten aufrücken.
Interessant ist auch Caterpillar mit einer Eigenkapitalrendite von 33 Prozent. Der weltgrößte Hersteller von Baumaschinen profitiert dank des Investitionsprogramms der Regierung vom Auftragsboom in den USA. Für Straßen- und Brückenbau hat Caterpillar das passende Gerät: Planierraupen, Muldenkipper, Radlader und Bagger. Daneben produziert der Konzern Diesel- und Verbrennungsmotoren sowie Baumaschinen fürs Militär. Wie IBM zahlt auch Caterpillar zuverlässig Dividenden und hebt sie seit drei Jahrzehnten an.
Coca-Cola schafft es wegen der erhöhten Bewertung nur mit etwas gutem Willen auf die Liste. Dafür liegt die Eigenkapitalrendite bei 43 Prozent. Der Konzern hat gerade den Sportgetränkehersteller Bodyarmor für 5,6 Milliarden Dollar komplett übernommen. Coca-Cola greift damit Marktführer Gatorade des Rivalen Pepsico an. Insgesamt laufen die Geschäfte gut. Weil in den USA viele Bars und Clubs wieder geöffnet haben, hat der Konzern trotz steigender Kosten sein Gewinnziel in die Höhe geschraubt. Im dritten Quartal legte der Umsatz um 16 Prozent auf zehn Milliarden Dollar zu. Für das Gesamtjahr rechnet der Vorstand nun mit einem Umsatzplus von 15 bis 17 Prozent. Zuletzt legte die Aktie deutlich zu. Die bisherigen Kurswiderstände sind geknackt, jetzt sind deutlich höhere Notierungen möglich.