"Die Abkühlung der Weltwirtschaft verstärkt sich, der aktuelle Konjunkturzyklus ist bereits recht fortgeschritten, und die Notenbanken haben kaum noch Pfeile im Köcher, um die Wirtschaft zu stützen", sagte Wjatscheslaw Smoljaninow, Chef-Anlagestratege der Investmentbank BCS. Politische Unwägbarkeiten wie der Zollstreit zwischen den USA und China lasteten ebenfalls auf der Stimmung, fügte sein Kollege David Kelly von Vermögensverwaltung der US-Bank JPMorgan hinzu.
In den USA sollten Investoren zudem die Firmengewinne genau im Auge behalten, riet Portfolio-Manager Bob Doll vom Vermögensverwalter Nuveen. Da der Effekt der US-Steuersenkungen aus 2018 ausläuft, rechnen Experten mit einem verlangsamten Wachstum der Überschüsse. Einige warnen sogar vor einer sogenannten Gewinnrezession. Dabei gehen zwei Quartale in Folge die Überschüsse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück.
ANALYSTEN BEURTEILEN KURSAUSSICHTEN PESSIMISTISCHER
Die Aussichten für das Gesamtjahr schätzten Börsianer zurückhaltender ein als in der vorangegangenen Umfrage vor drei Monaten. Die Mehrheit der abgefragten 16 Aktienindizes werde ihre Verluste aus dem vergangenen Jahr bestenfalls wieder aufholen. Der Dax hatte 2018 gut 18 Prozent eingebüßt. Das war das erste Jahresminus seit 2011. Aktuell notiert er knapp neun Prozent über seinem Niveau von Anfang Januar.
Den breit gefassten US-Index S&P 500 sehen Analysten Ende 2019 bei 2900 Punkten. Das ist ein Plus von knapp vier Prozent im Vergleich zum aktuellen Stand von knapp 2800 Zählern. Im November hatten sie noch einen Anstieg auf 2975 vorhergesagt. Ihre Vorhersage für den Dow Jones kürzten die Befragten auf 26.500 von 26.865 Punkten. Der US-Standardwerteindex notiert derzeit bei knapp 26.000 Zählern.
Zu den wenigen Börsen, denen Experten 2019 deutliche Gewinne zutrauen, gehört die in Sao Paolo. Börsianer setzen auf wachstumsfördernde Reformen der neuen brasilianischen Regierung.
rtr