Warum die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt dennoch ein Motor für die Weltwirtschaft bleibt.

Die chinesische Wirtschaft kommt nach dem Ende der Corona-Restriktionen schleppender voran als erwartet. Der sogenannte Post-Corona-Boom ist bislang ausgeblieben. Im zweiten Quartal wuchs die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt zum Vorquartal nur um 0,8 Prozent — für chinesische Verhältnisse ein ungewöhnlich niedriger Wert. Zum Vorjahreszeitraum betrug der Zuwachs zwar immerhin 6,3 Prozent, doch wegen der harten Lockdown-Maßnahmen stand die Wirtschaft damals praktisch still. Die schwachen Wachstumszahlen belasteten die Finanzmärkte und Aktienkurse in Asien, den USA und Europa. Analysten bezweifeln, dass das von der Regierung angestrebte Jahreswachstum von fünf Prozent noch erreicht werden kann.

Dafür keimen neue Sorgen vor einem sogenannten Double-Dip-Szenario auf, einer erneuten Konjunktureintrübung. Ursache für die schwache Entwicklung ist einerseits die anhaltende Konsumzurückhaltung der chinesischen Bevölkerung, aber auch die schwache globale Nachfrage.

An der Börse gerieten vor allem die Aktien von Luxusfirmen unter die Räder, die von chinesischen Käufern bevorzugt werden. LVMH, Hermès, Moncler mussten Federn lassen. Mit einem Kurseinbruch von zehn Prozent erwischte es das Schweizer Branchenschwergewicht Richemont am schwersten.

Evergrande schürt Unruhe

Für zusätzliche Unruhe am Markt sorgten die Geschäftszahlen des chinesischen Immobilienentwicklers China Evergrande für die Jahre 2021 und 2022. Das Unternehmen hat demnach binnen zwei Jahren umgerechnet 72 Milliarden Euro Verlust angehäuft und ringt mit seinen Gläubigern weiter um den Abbau seines gigantischen Schuldenbergs von rund 300 Milliarden Euro — ein globaler Rekordwert für ein einzelnes Immobilienunternehmen. Zudem haben die Wirtschaftsprüfer davor gewarnt, dass das Überleben von Evergrande keineswegs gesichert sei. Sie äußerten vielmehr „erhebliche Zweifel“ daran.

Im März hatte das Unternehmen seinen Gläubigern eine Umschuldung vorgeschlagen, die Verhandlungen laufen noch. Die Aktie von China Evergrande ist bereits seit März 2022 vom Handel ausgesetzt.

Unterdessen schürten die schwachen Wachstumszahlen am Markt auch Hoffnungen auf ein neues, breit angelegtes staatliches Unterstützungsprogramm für die Wirtschaft. „In China gibt es andere Marktmechanismen als in der westlichen Welt“, erläutert Aktienexperte Folker Hellmeyer. „Das Land kann seine Probleme allein lösen.“ So verfüge man dort mit 3,2 Billionen Dollar über die weltweit höchsten Devisenreserven. Hellmeyers Fazit: "China wird auch mit schwächeren Wachstumsraten ein entscheidender Motor für die Weltwirtschaft bleiben."

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