Die Ungewissheit über den weiteren Kurs der US-Notenbank hat die Investoren am Mittwoch in Schach gehalten. Anleger rätselten, ob die Fed nach ihrer zweitägigen Zinssitzung am Abend ihre Wortwahl ändern und damit eine baldige Zinserhöhung signalisieren könnte. Es dürfte fast jedes Wort des Sitzungsprotokolls der US-Währungshüter auf die Goldwaage gelegt werden, sagte Analyst Christian Henke von IG Market.

Der Dax verlor am Nachmittag 0,4 Prozent auf 11.937 Punkte und entfernte sich damit weiter von der 12.000-Zähler-Marke, die er zum Wochenauftakt erstmals in seiner Geschichte durchbrochen hatte. Der EuroStoxx50 gab um 0,2 Prozent nach. An der Wall Street fielen Dow-Jones und S&P500 zu Handelsbeginn um 0,5 und 0,3 Prozent.





EURO KAUM BEWEGT

Sollte die US-Notenbank tatsächlich schon bald die Zinswende einleiten, dürfte der Euro seine Talfahrt noch einmal beschleunigen, denn höhere Zinsen machen den Dollar für Investoren attraktiver. Die Gemeinschaftswährung hat seit Jahresbeginn zeitweise mehr als 13 Prozent ihres Wertes eingebüßt. Vor dem Zins-Entscheids hielt sich der Euro knapp über der Marke von 1,06 Dollar.

Profiteur einer anhaltenden Euro-Schwäche wäre dagegen der Dax, da ein niedriger Euro die Geschäfte der deutschen Exportindustrie ankurbelt. "Nur wenn die Gemeinschaftswährung auf Erholungskurs geht, sollte der Dax-Rally die Puste ausgehen," sagte ein Händler. Der deutsche Leitindex kommt seit Jahresbeginn auf ein Plus von rund 22 Prozent. Der Dax eilte zuletzt von einem Rekordhoch zum nächsten. Anleger suchen ihr Heil zunehmend in Aktien, da die Renditen am Anleihemarkt aufgrund der Bondkäufe der EZB zuletzt stark gefallen sind.

Auf Seite 2: AUTOWERTE UNTER DRUCK



AUTOWERTE UNTER DRUCK

Zu den schwächsten Dax-Werten zählten die zuletzt stark gelaufenen BMW-Aktien mit einem Abschlag von zeitweise sechs Prozent. Das Management strebt im laufenden Geschäftsjahr bei Absatz und Konzernergebnis vor Steuern "solide Zuwächse auf jeweils neue Bestmarken an". "Die Ansprüche sind inzwischen so hoch, das reicht den Investoren nicht mehr," sagte ein Händler. Auf dem hohen Kursniveau der Aktien strichen Anleger dann lieber ihre Gewinne ein. BMW-Aktien haben seit Jahresbeginn um über 30 Prozent zugelegt. Bergab ging es auch für die übrigen Autowerte im Dax: Volkswagen, Continental und Daimler verloren jeweils rund drei Prozent.

SAP hielten sich gegen den Markttrend im Plus. Die Aktien legten um 0,8 Prozent zu. Händlern zufolge hofften Anleger darauf, dass der schwache Euro die Geschäfte des Softwarekonzerns ankurbelt. Der US-Rivale Oracle litt zuletzt unter dem starken Dollar. Der Umsatz stagnierte im dritten Geschäftsquartal bei 9,3 Milliarden Dollar und verfehlte damit die Expertenprognosen knapp. Positiv kam aber die höhere Dividende an. Oracle-Titel verteuerten sich in New York daher um vier Prozent.

Auf Seite 3: ÖLPREISE SETZEN TALFAHRT FORT



ÖLPREISE SETZEN TALFAHRT FORT

Unter Druck standen erneut die Ölpreise. Spekulationen auf eine Ölschwemme ließen den WTI -Preis um bis zu 3,2 Prozent auf 42,05 Dollar je Fass abrutschen. Damit war US-Leichtöl so billig wie zuletzt vor sechs Jahren. Das Nordseeöl Brent wurde mit 52,81 Dollar je Fass 1,3 Prozent niedriger gehandelt. Experten zufolge lastete ein erneuter massiver Anstieg der US-Rohöllagerbestände auf den Preisen. "Die Ölpreise dürften vorerst unter Druck bleiben", hieß es bei der Commerzbank.

Reuters