Das Umfeld, in dem sich die Branche bewegt ist dabei auch im Inland relativ positiv. Die Analysten bei der Baader Bank gehen jedenfalls davon aus, dass der im Vorjahr um 0,9 Prozent gestiegene private Verbrauch auch in diesem Jahr einigermaßen robust ausfallen wird. Dafür dürfte unter anderem ein stabiler Arbeitsmarkt mit einer rekordtiefen Arbeitslosigkeit sorgen sowie nominale Lohnsteigerungen von 2,5 Prozent, woraus dank einer niedrigen Inflationsrate von geschätzten 1,6 Prozent auch ein reales Lohnplus resultieren sollte. Auf den Konsum bezogene Konjunkturindikatoren sind zuletzt jedenfalls sehr ermutigend ausgefallen und bewegen sich auf oder nahe an ihren Höchstständen.
Ganz besonders gut in Schuss ist der Online-Handel. Dessen Anteil an den gesamten Einzelhandelsumsätzen könnte von 6,5 Prozent im Jahr 2012 bis 2025 auf 20-25 Prozent steigen. Für die Branche bringt das massive Veränderungen und Herausforderungen mit sich, die auch bei Investmententscheidungen zu beachten sind. Das gilt auch für die Entwicklung des Euro und der Rohstoffpreise, die bei jeweils steigenden Notierungen einen bremsenden Einfluss auf die Geschäftszahlen der Konsumaktien haben könnten. Zudem muss man wissen, dass viele deutsche Branchenvertreter derzeit über ihrer durchschnittlichen historischen Bewertungsspanne gehandelt werden.
Die Analysten der Baader Bank haben in dem von ihnen beobachteten Universum dennoch fünf deutsche Konsumaktien gefunden, die sie mit einem Kaufurteil versehen. Wobei deren Kursziele in der Spitze bis zu 33 Prozent über den aktuellen Kursen liegen. Wir stellen diese fünf Werte nachfolgend im Einzelnen vor.
Baader-Konsum-Favorit Nummer eins: Gerry Weber International NA (WKN: 330410, 36,13 Euro)
Von bisher Halten auf Kaufen hochgestuft wurde unlängst Gerry Weber. Der Aktienkurs des Modekonzerns aus Ostwestfalen trat zwar einige Zeit lang nur auf der Stelle. Das hatte damit zu tun, dass es im Geschäftsjahr 2012/13 nicht richtig rund lief. Vorläufigen Zahlen zufolge sank das operative Ergebnis um rund 10 Millionen auf knapp 106 Millionen Euro. Der Umsatz des MDAX-Vertreters stieg aber um rund sechs Prozent auf 852 Millionen Euro, was auch der Eröffnung von 68 in Eigenregie geführten Niederlassungen zu verdanken war.
Zuletzt war aber von einem sehr guten Start in das Geschäftsjahr 2013/14 die Rede und diese Aussage hat den Aktienkurs auch bereits etwas beflügelt. Auf vergleichbarer Fläche sollen die Umsätze im November und im Dezember jedenfalls stärker gestiegen sein als im Branchendurchschnitt. Nach zwei Quartalen, in denen es nicht so lief, ist das ein ermutigendes Signal. Die vom Vorstand abgegebene Jahresprognose von mindestens 900 Millionen Euro beim Umsatz und von mindestens 120 Millionen Euro beim Gewinn vor Steuern und Zinsen dürfte etwas zu konservativ angesetzt sein. Die Baader Bank rechnet jedenfalls mit 918 Millionen und mit 124 Millionen Euro. Das Unternehmen erzielt rund 58 Prozent des Konzernumsatzes in Deutschland und dürfte somit von dem hierzulande soliden Konsumklima begünstigt werden. Wobei zuletzt auch von Verbesserungen in den anderen europäischen Standorten die Rede war.
Neben der Einstufung hat die Baader Bank auch das Kursziel von 32 auf 38 Euro erhöht. Auf Basis der für 2014/15 erwarteten Gewinne wird der Titel derzeit mit einem KGV von 17,0 gehandelt. Erst bei einem KGV von 18 wäre die eigene historische Bewertungsspitze erreicht. Allerdings ist der Kurs in den vergangenen Tagen bereits deutlich gestiegen. Zusammen mit einer für das abgelaufene Jahr erwarteten Dividende von 0,75 Euro je Aktie beträgt das Renditepotenzial hier somit nur noch 7,3 Prozent.
Baader-Konsum-Favorit Nummer zwei: Metro Stammaktien (WKN: 725750, 32,48 Euro)
Ebenfalls im MDax enthalten ist mit den Stammaktien von Metro der zweite Kaufkandidat. Hier beruht die Empfehlung vor allem auf das bei dem Handelskonzern vorhandene Restrukturierungs- und Umbaupotenzial. Allerdings sind auch hier ähnlich wie bei Gerry Weber die zuletzt vorgelegten Ergebnisse nicht so toll ausgefallen. Das gilt sowohl für das abgelaufene Geschäftsjahr als auch für das erste Quartal. Denn für diesen Zeitraum wurden nach einem enttäuschend verlaufenden Weihnachtsgeschäft maue Umsatzzahlen und ein schwaches operatives Ergebnis vorgelegt.
Doch woraus es hier letztlich ankomme sei die Turnaround-Story, die der neue Vorstand umzusetzen versucht. Zu den Umbaumaßnahmen zählt unter anderem der noch in der ersten Jahreshälfte anvisierte Versuch, bis zu 25 Prozent der russischen Tochter an die Börse zu bringen, um dadurch den finanziellen Spielraum für die weitere Expansion zu erhöhen. Helfen würden den Plänen auch die sich abzeichnende wirtschaftliche Erholung in Europa und die Gewinnrevisionen durch Analysten haben bereits Mitte 2013 ihren Boden gefunden, was eine wachsende Zuversicht der Experten signalisiert. Mittelfristig könne außerdem die Tochter MediaMarkt/Saturn auf dem Konsumelektronikmarkt eine führende Rolle übernehmen.
Risiken ergeben sich allerdings durch die jüngsten Einbrüche des russischen Rubel und der türkischen Lira. Auch die Baader Bank hat deshalb schon die Schätzung für 2013/14 nach unten genommen. Der Aktie wird dennoch einen Anstieg auf 41,00 Euro zugetraut, wobei der Titel selbst auf dieser Basis noch mit einem Abschlag zu den Vergleichswerten gehandelt würde. Weil keine Dividende gezahlt wird ergibt sich das Potenzial rein aus dem Kursziel und daraus errechnet sich die Chance auf ein Plus von 26,2 Prozent.
Baader-Konsum-Favorit Nummer drei: Adler Modemärkte AG (WKN: A1H8MU, 10,051 Euro)
Überzeugt hat zuletzt die Adler Modemärkte AG, was sich auch an einem seit November 2012 deutlich gestiegenen Aktienkurs ablesen lässt. Börsianer finden Gefallen an dem Wert, weil sich die Textil-Einzelhandelskette mit der Ausrichtung auf die Kundengruppe der über 45-Jährigen auf ein attraktives und wachsendes Segment fokussiert hat. Der demographische Wandel zusammen mit einer hohen Kundenbindung sorgt hier für Wachstumspotenzial, wobei das flächenbereinigte Plus bereits zuletzt de Marktdurchschnitt übertroffen hat. Rund 90 Prozent der in den 169 Verkaufszentren erzielten Umsätze stammen dabei von der hauseigenen Kollektion. Positiv hervorzuheben sind zudem eine hohe Markenbekanntheit, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis sowie fehlende Bankschulden.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr dürfte es dem Textilhändler gelungen sein, die eigenen Prognosen zu übertreffen und auch den Branchenschnitt zu übertrumpfen. Auch die Gewinnspanne dürfte deutlich zugenommen haben. Zwei Trends, bei denen der Vorstand auch 2014 mit weiteren Verbesserungen rechnet. Die Baader Bank hält ein Umsatzplus von vier Prozent sowie eine Margenverbesserung auf Ebitda-Basis von 40 Basispunkten für möglich. Auf aktueller Bewertungsbasis weise der Titel noch immer einen Abschlag gegenüber den Wettbewerbern auf, Hinzu komme bei einer für 2013 erwarteten Dividende von 0,40 Euro je Aktie eine Rendite von vier Prozent. Zusammen mit dem Kursziel von 11,50 Euro errechnet sich daraus ein potenzielles Plus von 18,4 Prozent.
Baader-Konsum-Favorit Nummer vier: Adidas AG (WKN: A1EWWW, 86,73 Euro)
Die zweite Kern-Kaufempfehlung der Baader-Bank im Konsumsektor ist Adidas AG. Diese positive Sichtweise fußt nicht zuletzt auf erhofft positiven Effekten durch die bevorstehende Fußball-WM in Brasilien. Das Unternehmen selbst geht von Umsätzen im Fußball-Bereich von mehr als zwei Milliarden Euro aus, nachdem es bei der vergangenen WM in Südafrika im Jahr 2010 noch 1,5 Milliarden Euro waren. So soll alleine der Spielball mehr als 13 Millionen Mal verkauft werden. Positive Effekte werden zudem von einer neuen Samba-Schuh-Kollektion, einem neuen Laufschuhkonzept und Verbesserungen bei den Töchtern Reebok und TMaG erwartet.
Ein wichtiger Fingerzeig, ob alles das realistisch ist, wird von der Bekanntgabe der nächsten Zahlen am 05. März erwartet. Da wird es dann auch spannend sein zu hören, wie hoch nach Einschätzung der Verantwortlichen beim weltweit zweitgrößten Sportartikelhersteller die Belastungen über die Währungsschiene ausfallen dürften. Die Baader Bank hat deswegen bereits die Umsatz- und Gewinnprognosen nach unten angepasst. Deswegen wurde auch das Kursziel leicht von 102 auf 100 Euro gesenkt, was aber selbst bei Zielerreichung noch einen Bewertungsabschlag im Vergleich mit dem Marktführer Nike darstellen würde. Für 2013 wird mit einer Dividende je Aktie von 1,65 Euro und zusammengerechnet ergibt sich daraus ein Potenzial für die Aktie von 17,2 Prozent.