Ein weiteres Unternehmen aus der Chemiebranche wird pessimistischer: Nach BASF und Fuchs Petrolub warnt nun auch Brenntag die Anleger. Der Chemikalienhändler kappte am Dienstagabend die Gewinnprognose für 2019. Der MDax-Konzern geht nun davon aus, dass der operative Gewinn (Ebitda) nur noch um maximal vier Prozent wächst. Dieser könnte aber auch auf der Stelle treten. Bisher hatten die Essener mit einem Plus von drei bis sieben Prozent gerechnet.
Die Ursache dafür: Das makro-ökonomische Umfeld in den beiden wichtigen Märkten Europa und USA habe sich im zweiten Quartal 2019 spürbar abgeschwächt, wie Brenntag mitteilte. Darüber hinaus würden wichtige Indikatoren sowie die eigene Markteinschätzung auf ein schwieriges Umfeld für den weiteren Jahresverlauf hindeuten. Der Konzern geht dennoch davon aus, dass die Wachstumsraten im zweiten Halbjahr über denen der ersten Jahreshälfte liegen werden.
Zudem legte Brenntag vorläufige Zahlen für das zweite Quartal vor. Trotz der Rückschläge im Juni stieg das operative Ergebnis von April bis Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut 15 Prozent auf 266 Millionen Euro. Der Rohertrag lag laut vorläufigen Berechnungen bei rund 723 Millionen Euro, nach 677 Millionen im Jahr zuvor. Unter Rohertrag versteht Brenntag die Umsatzerlöse abzüglich des Wareneinsatzes.
Die endgültigen Zahlen für das zweite Quartal und eine Prognose für das Geschäftsjahr 2019 wird der MDax-Konzern am 7. August veröffentlichen. Bei den Zahlen für das Gesamtjahr sei zu beachten, dass erstmals der neue Rechnungslegungsstandard IFRS 16 zur Anwendung kommt. Dies führe den Essenern zufolge vor allem beim bereinigten EBITDA zu einer deutlichen Veränderung, da ein Großteil der Leasingaufwendungen nicht mehr enthalten sei.
Analysten zeigen sich unbeeindruckt
Analysten zeigten sich wenig überrascht über die gekappte Prognose. Der Markt habe diese Gewinnwarnung kommen sehen, sie falle nur weniger drastisch aus als zuvor gedacht, schrieb Thomas Burlton von der Berenberg Bank. Anders war es vergangene Woche bei BASF - bei dem Dax-Konzern fiel die Warnung drastischer aus als erwartet.
Auch JPMorgan-Analyst Chetan Udeshi erklärte, dass die Senkung bereits erwartet worden war. Beide bestätigten ihre Einschätzung und Kursziel für die Aktie. Markus Mayer von der Baader Bank empfiehlt Anlegern, eine Kursschwäche für Käufe zu nutzen. Brenntag sei breiter aufgestellt als Chemie-Produzenten wie BASF - Ein Vorteil. Alle drei Experten empfehlen die Aktie zum Kauf.
Im vergangenen Jahr hatte Brenntag, das als Bindeglied zwischen Chemie-Industrie und weiterverarbeitenden Branchen mit mehr als 10.000 Produkten handelt, den Betriebsgewinn um 8,4 Prozent auf einen Rekord von mehr als 875 Millionen Euro gesteigert. Auch der Umsatz erreichte mit einem Plus von gut zehn Prozent auf fast 12,6 Milliarden Euro einen Höchstwert.
Einschätzung der Redaktion
Auch die Börsianer reagierten gelassen auf die gesenkte Prognose. Nach der Gewinnwarnung von BASF hätten Anleger damit auch bei Brenntag gerechnet, erklärt Mayer. Zum Handelsstart fiel die Aktie um knapp drei Prozent. Bis zum Nachmittag schmolz das Minus auf ein halbes Prozent.
Charttechnisch betrachtet pendelt die Brenntag-Aktie derzeit zwischen 41,50 und knapp über 44 Euro. Damit durchbricht das Papier den kurzfristigen Abwärtstrend seit dem Zwischenhoch im April oberhalb von 48 Euro.
Die 200-Tagelinie bei 44 Euro stellt sich auf dem Weg nach oben als harter Widerstand heraus. Fällt diese Hürde würde das ein technisches Kaufsignal auslösen und der Kurs hätte Luft bis zum April-Hoch. Eine Unterstützung befindet sich bei rund 35,80 Euro - das Jahrestief Anfang Januar.
Wir raten bereits investierten Anlegern, die Aktie zu halten. Mutige Investoren nutzen die kleinen Kursrückschläge, um erste Positionen aufzubauen.
Einschätzung: Beobachten.
Kursziel: 48,00 Euro
Stoppkurs: 35,80 Euro
Mit Material von rtr