17.52 Uhr - Airbus-Chef Tom Enders äußert sich zuversichtlich, dass die britische Regierung einen ungeregelten Brexit vermeidet. "Es hat zwar keine Zusicherung gegeben, aber ich würde sagen, dass die Minister ein gewisses Ausmaß an Optimismus geäußert haben, dass es nicht zu einem ungeregelten Brexit kommt", sagt er nach einer Telefonkonferenz von Firmenchefs mit Regierungsmitgliedern.
16.14 Uhr - Der Brexit-Ausschuss des Unterhauses schlägt Probeabstimmungen vor, um festzustellen, ob irgendein Brexit-Vorschlag eine Mehrheit bekäme. Sollte das Parlament sich nicht auf eine Brexit-Option einigen können, sollten die Abgeordneten darüber abstimmen können, ob eine Verlängerung des im EU-Artikel 50 festgelegten Zeitraums für die Austrittsverhandlungen beantragt werden sollte, heißt es in einer Erklärung der Ausschussvorsitzenden Hilary Benn.
15.27 Uhr - IW-Chef Michael Hüther hält einen ungeordneten Brexit für nahezu unausweichlich und fordert die deutschen Unternehmen zum sofortigen Handeln auf. "Ich kann den Unternehmen nur raten: Stellt Euch auf einen harten Brexit ein, löst die Notfallpläne aus!", sagt der Chef des unternehmernahen Instituts der deutschen Wirtschafts (IW) dem "Spiegel". Es gebe in Großbritannien derzeit keine absehbare politische Mehrheit für irgendeine andere Möglichkeit als den Austritt des Landes aus der EU ohne ein Abkommen. Alle Großunternehmer hätten durchdeklinierte Notfallpläne für ihre gesamten Lieferketten. Dadurch seien auch ihre mittelständischen Zulieferbetriebe abgesichert.
15.00 Uhr - Eine vorgezogene Parlamentswahl wäre nach Einschätzung Mays das Schlechteste für Großbritannien und würde eine Verschiebung des Brexits zur Folge haben. Wahlen würden "die Spaltung vertiefen, wenn wir Einigkeit brauchen, würden Chaos schaffen, wenn wir Sicherheit brauchen, und würden zu einer Verzögerung führen, wenn wir vorangehen müssen", sagt sie in der Parlamentsdebatte über den Misstrauensantrag der Labour-Opposition.
14.00 Uhr - Ein harter Brexit könnte nach Einschätzung des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall zu einer Wirtschaftskrise führen. Ein ungeregelter Austritt Großbritanniens müsse mit allen Mitteln verhindert werden, die Austrittsfrist müsse deutlich verlängert werden. "Ein harter Brexit würde die Wirtschaft auf beiden Seiten des Ärmelkanals massiv beschädigen. Das könnte sogar in eine Wirtschaftskrise münden."
12.52 Uhr - Der CDU-Wirtschaftsrat spricht sich für eine Verschiebung des britische Austrittsdatum aus der EU aus. "Eine Verlängerung der Austrittsfrist nach Artikel 50 der EU-Verträge würde uns mehr Zeit geben über die notwendigen Reformen in Europa zu sprechen und die Briten von einem Verbleib in der EU zu überzeugen", sagt Wirtschaftsrat-Generalsekretär Wolfgang Steiger zu Reuters. "Dann würde ein mögliches zweites Referendum auch auf einer ganz anderen Grundlage fußen."
12.41 Uhr - Die EU zeigt sich offen für eine Verschiebung des Brexit-Datums, sollte die Regierung in London einen solchen Schritt gut begründen. Nach Angaben der EU-Kommission hat Großbritannien nicht um eine Verlängerung des Artikel 50 gebeten. Sollte das Vereinigte Königreich darum bitten, müssten die 27 EU-Mitglieder einstimmig darüber befinden, sagt ein Sprecher der EU-Kommission.
12.20 Uhr - Der europapolitische Sprecher der Union, Florian Hahn, hält nur eine begrenzte Verschiebung des Brexit-Datums für möglich. Grund sei die Europawahl Ende Mai, sagt der CSU-Politiker. Die Abstimmung im britischen Unterhaus lasse alle ratlos zurück. "Die Zeit läuft ab und es droht ein Fiasko, dass sich kein Bürger in Europa oder in Großbritannien wünschen kann."
11.55 Uhr - Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich im Auswärtigen Ausschuss nach Informationen von Reuters aus Teilnehmerkreisen gegen eine Neuverhandlung des Brexit-Abkommens ausgesprochen. Sie würde sich aber Gesprächen zur Präzisierung des künftigen Verhältnisses Großbritanniens mit der EU nicht verweigern. Eine Firstverlängerung sei dagegen eine "fiktive" Frage".
11.53 Uhr - Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz fordert Klarheit vonseiten der Briten, welches Szenario sie sich wünschen. Die Hand der Europäischen Union bleibe natürlich ausgestreckt, sagt Kurz. Eine Neuverhandlung des Austrittsabkommens schloss er aus. "Was das Verhältnis in Zukunft betrifft, da gibt es natürlich noch die Möglichkeit den einen oder anderen Punkt noch genauer zu definieren und zu konkretisieren, wenn das hilfreich sein sollte, um einen harten Brexit zu verhindern".
Banken sehen sich auch für ungeordneten Brexit gerüstet
Die Banken am Finanzplatz Frankfurt sehen sich auch für den Fall eines chaotischen Brexits angemessen vorbereitet. Zwar ist die Hoffnung groß, dass nach der Ablehnung des Austrittsabkommens mit der EU durch das britische Parlament noch eine einvernehmliche Lösung gefunden wird. "Es zeigt sich aber auch, dass die Unternehmen gut daran getan haben, sich auf den schlimmsten Fall, den harten Brexit vorzubereiten, denn mit der Entscheidung bleibt er das wahrscheinlichste Szenario", erklärte der Geschäftsführer der Finanzplatzinitiative "Frankfurt Main Finance", Hubertus Väth, in einer Stellungnahme nach der Abstimmung vom Dienstagabend. "Und auch, wenn der Präsident der BaFin, Felix Hufeld, gerade gesagt hat, dass etwa 45 Finanzinstitute dabei seien, ihre Präsenz in Deutschland neu zu etablieren oder signifikant zu stärken, so bedauern wir doch unverändert den Brexit."
10.58 Uhr - Russland wünscht sich nach den Worten von Außenminister Sergej Lawrow eine starke und geeinte EU. "Russland reibt sich nicht vor Freude die Hände", sagt Lawrow mit Blick auf die Ablehnung des Austrittsvertrags durch das britische Parlament.
Merkel - Britische Regierung muss sagen wie es weiter geht
10.56 Uhr - Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die britische Regierung aufgefordert, nach der Absage des Unterhauses an den Brexit-Austrittsvertrag zu sagen, wie es weitergehen solle. Sie bedauere das Nein des britischen Parlaments sehr, sagte Merkel am Mittwoch in Berlin. "Wir glauben , dass es jetzt an der britischen Seite ist ... uns zu sagen, wie es weiter geht." Man wolle den durch den britischen Austritt aus der EU entstehenden Schaden "so klein wie möglich halten". "Deshalb werden wir auf jeden Fall versuchen, eine geordnete Lösung weiter zu finden", kündigte Merkel an. Man sei aber auch auf eine ungeordneten Austritt vorbereitet. "Wir haben noch Zeit zu verhandeln. Aber wir warten jetzt auf das, was die britische Premierministerin vorschlägt", betonte die Kanzlerin.
10.36 Uhr - E.ON-Chef Johannes Teyssen hat sich zu den Geschäften des Konzerns in Großbritannien bekannt und vor einem harten Brexit gewarnt. "Als Unternehmen sind wir der Ansicht, dass ein 'No Deal' Brexit zu Unsicherheiten für unser Geschäft führen wird", erklärte der Manager am Mittwoch in einem Brief an die Mitarbeiter, dessen Text der Nachrichtenagentur Reuters vorlag. Ein harter Brexit müsse vermieden werden. "Ich möchte unseren Kollegen, die im Vereinigten Königreich sowie den britischen Kollegen, die in anderen europäischen Ländern arbeiten, persönlich versichern, dass wir uns weiterhin unserem britischen Geschäft verpflichtet fühlen." Sollte es zu einem "No Deal"-Brexit kommen, werde der Konzern im Rahmen des Möglichen Maßnahmen ergreifen, um dann Auswirkungen für die Mitarbeiter und das Unternehmen zu vermeiden. E.ON gehört auf der Insel zu den größten Energieversorgern.
10.27 Uhr - Österreichs Notenbank-Gouverneur Ewald Nowotny rechnet wegen der Unsicherheit nach Ablehnung des Brexit-Vertrages nicht mit großen Verwerfungen im Bankensektor. Die Notenbanken seien auf alle Eventualitäten vorbereitet. Es sei aber extrem wichtig, dass es eine schnelle Lösung gebe. "Nichts ist so schädlich wie diese lange, anhaltende Unsicherheit."
10.23 Uhr - Deutschland wird laut Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner seine Planungen für einen "No Deal"-Brexit intensivieren. Die Land- und Ernährungswirtschaft sei Exporteur und auch Importeur von Produkten aus oder über Großbritannien. So nutze etwa die Fischerei bislang wichtige Fangmöglichkeiten in britischen Gewässern. "Wir werden uns im EU-Rahmen, mit der Kommission und den anderen Mitgliedstaaten, um Antworten auf die jetzt entstehenden Probleme bemühen."
10.18 Uhr - CDU, CSU und SPD halten nach SPD-Angaben daran fest, am Donnerstag im Bundestag das Brexit-Übergangsgesetz zu verabschieden, das von einem geordneten Austritt Großbritanniens aus der EU ausgeht. "Das werden wir auch beschließen", sagt der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD, Carsten Schneider. Gleichwohl werde die weitere Entwicklung in Großbritannien zu prüfen sein, ob es dort etwa zu Neuwahlen oder zu einem neuen Referendum über den EU-Austritt komme.
10.02 Uhr - Höheres Pfund drückt "Footsie" nach Brexit-Abstimmung ins Minus
Der britische Leitindex "Footsie" ist als einer der wenigen Aktienindizes in Europa in die Verlustzone gerutscht. Das 100 Werte umfassende Marktbarometer gab am Mittwoch 0,2 Prozent nach auf 6881 Punkte. Analysten führten das vor allem auf das stärkere Pfund zurück, das um bis zu 0,3 Prozent auf 1,2895 Dollar zulegte. Den Aktien im Londoner Auswahlindex machen eine steigende britische Währung zu schaffen, da sie einen Großteil ihrer Umsätze im Ausland erzielen. Der mehr auf das heimische Geschäft fokussierte Index FTSE 250 legte dagegen 0,3 Prozent zu. Auch der Auswahlindex in Irland stieg um rund ein halbes Prozent.
Der Grund für die Aufwertung des Pfund nach dem Votum der Parlamentarier sei, dass nun neue Verhandlungen anstünden und eine Verschiebung des Austrittstermins wahrscheinlicher werde, sagte Devisenanalyst Stefan Kipar von der Bayern LB. Volkswirt Adrian Paul von der Bank Goldman Sachs rechnet damit, dass der abgelehnte Brexit-Deal mit leichten Veränderungen das Unterhaus bei einer erneuten Abstimmung passieren wird. Adam Cole, Chef-Devisenanalyst bei der Bank RBC rechnet sogar damit, dass es zu einem "Exit vom Brexit" kommen könnte. "Sollte May das Misstrauensvotum wie erwartet überstehen, nimmt das das Risiko von Neuwahlen vom Tisch und öffnet Chancen für ein zweites Referendum", erläuterte er.
Das haben die BÖRSE ONLINE-Leser erwartet
Warnungen aus Industrie und Politik
09.53 Uhr - Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) fordert eine Übergangslösung für die chemisch-pharmazeutische Industrie bei einem ungeordneten Brexit. Im Fall eines ungeordneten Brexit dürfen chemische Stoffe, die im Vereinigten Königreich für den Vertrieb in der EU registriert wurden, nach dem Austritt nicht mehr ohne Weiteres in der EU verkauft werden. "Das hätte gravierende Auswirkungen auf die Lieferketten", sagt VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann. Um dies zu verhindern, sollten Registrierungen von Firmen mit Sitz in Großbritannien vorübergehend einseitig in der EU anerkannt werden.
09.41 Uhr - Die Hängepartie beim Brexit verunsichert laut Handelsverband HDE die Verbraucher: "Die Unwägbarkeiten des Brexit könnten die deutsche Konjunktur in diesem Jahr bremsen." Dies könne auch Auswirkungen auf den Konsum haben.
09.31 Uhr - Der deutsche Pharmaverband BPI warnt: "Medikamente, die für ganz Europa in Großbritannien zugelassen wurden, dürfen von jetzt auf gleich nicht mehr in Europa vertrieben werden." Zudem müssten Pharmafirmen, die mit Großbritannien Handel betrieben, mit chaotischen Zuständen rechnen. Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen vfa erklärte, es drohten medizinische Engpässe auf der Insel.
08.42 Uhr - Kühne+Nagel bereitet für den Fall eines ungeordneten Brexit Maßnahmen vor, um genügend Frachtkapazitäten auf Handelsrouten zwischen Großbritannien und Europa anbieten zu können. Man habe damit begonnen, zusätzliche Mitarbeiter anzuheuern, erklärt der Logistik-Konzern.
08.24 Uhr - Der VDMA fordert Großbritannien auf, jetzt rasch aufzeigen, wie das Austrittsabkommen doch noch abgeschlossen werden könne. "Das ist die Politik nicht zuletzt den Bürgern schuldig, deren Wohlstand und Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen", erklärt der Verband der Maschinen- und Anlagenbauer.
08.15 Uhr - Eurotunnel setzt auf einen möglichst reibungslosen Verkehr in den Eisenbahn-Röhren nach dem Brexit. "Eurotunnel arbeitet daran, sicherzustellen, dass neue Grenzkontrollen nach einem Brexit keinen signifikanten Einfluss auf den Verkehr haben werden", erklärt der Betreiber des Tunnels unter dem Meer zwischen Frankreich und Großbritannien.
07.55 Uhr - Die EU und Großbritannien steuern EU-Kommissar Pierre Moscovici zufolge auf einen ungeordneten Brexit zu. Das wolle zwar niemand, aber es rücke näher, sagt er dem Fernsehsender France 2. Auf die Frage, ob Großbritannien ein zweites Referendum abhalten könne, was darin münden könne, dass das Land EU-Mitglied bleibe, sagte er, dies sei möglich.
07.45 Uhr - Für DIW-Chef Marcel Fratzscher ist die Wahrscheinlichkeit eines harten Brexit am 29. März 2019 durch die Parlamentsentscheidung kaum gestiegen: "Ich erwarte, dass der Austrittstermin für einige Monate verschoben wird oder Einzelabkommen für eine Übergangsphase getroffen werden, die ein wirtschaftliches Chaos verhindern", so der Berliner Ökonom.
07.30 Uhr - Bundesaußenminister Heiko Maas hofft, dass die Situation in Großbritannien durch das Misstrauensvotum gegen Premierministerin Theresa May nicht weiter erschwert wird. Die Abgeordneten müssten auch im Blick haben, dass die Regierung handlungsfähig bleibt. "Wir brauchen eine Lösung und wir brauchen sie jetzt schnell", sagt Maas im Deutschlandfunk. Es bleibe nicht mehr viel Zeit. "Und die Zeit der Spielchen ist jetzt vorbei." Es sei wichtig, dass im Parlament in London entschieden werde, was man wolle und wie man aus dieser verfahrenen Situation herauskomme.
07.15 Uhr - Nach der Ablehnung des Brexit-Vertrages sollte Großbritannien nach Ansicht von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier die Gelegenheit bekommen, seine Position zu klären. Das Abkommen sei substanziell nicht verhandelbar, sagt er im ZDF. Es sei wichtig, einen ungeregelten Brexit zu vermeiden. "Niemand möchte Chaos und ungeregelte Zustände."
06.55 Uhr - Das Brexit-Votum ist nach Ansicht des Bankenverbandes eine harter Warnschuss für alle Beteiligten. "Eine Schockstarre darf sich aber niemand erlauben. Die Briten müssen jetzt klären, ob sie politisch noch handlungsfähig sind", sagt Hauptgeschäftsführer Andreas Krautscheid. Weiterhin wisse man aber nur, was die Mehrheit nicht wolle. "Es braucht aber endlich Mehrheiten, um einen fatalen harten Brexit zu verhindern."
01.00 Uhr - Nach dem Nein des britischen Parlaments zum Austrittsvertrag mit der EU hat Bundesjustizministerin Katarina Barley die Verantwortlichen in London aufgefordert, "schnell für Stabilität zu sorgen". Es müsse zügig eine Lösung im Sinne der Bürger in Großbritannien und in Europa gefunden werden, sagt die SPD-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Zugleich betont sie: "Wir unterstützen Großbritannien auf seinem Weg, aber Nachverhandlungen zu dem Abkommen wird es nicht geben."
rtr/fh