Inzwischen kommt es immer mehr in Mode, dass sich Unternehmen aufspalten, um Kapitalmarkt oder Regulatoren besser zu gefallen. Es kursieren sogar Gerüchte rund um Alphabet, dass die Tochter YouTube abgespalten werden soll. Das wären die Gründe. Von Johann Werther
Aus diesen Gründen ist eine Aufspaltung bei Alphabet wahrscheinlich
Aber warum sollte ein Großkonzern wie die Google-Mutter Alphabet überhaupt darüber nachdenken, eine Perle wie YouTube an die Börse zu bringen? Tatsächlich hat dies zwei Gründe. Einerseits gibt es für Google viele regulatorische Probleme mit den US und EU Behörden und vor etwas mehr als einer Woche wurde das Unternehmen auch zu erneuten Strafzahlungen verurteilt.
Doch nicht nur die Gerichte haben ein Auge auf das viertwertvollste Unternehmen der Welt geworfen, sondern auch die Kartellbehörden, die vor allem den Big Five Tech-Companys zu viel Macht nachsagen. Aus Angst vor einer Zerschlagung des Konzerns durch den Gesetzgeber wäre eine Verschlankung des operativen Geschäfts durch den YouTube Börsengang sicher ein Schritt in die richtige Richtung.
Aber auch der Kapitalmarkt würde sicher einen solchen Schritt begrüßen, da Unternehmen mit mehreren Geschäftsbereichen an der Börse einem deutlichen Bewertungsabschlag unterliegen. Ursache dafür ist, dass bei solchen “Bauchladen” Unternehmen eben keine “Pure-Plays” gibt, sondern man alles zusammen kauft, weswegen das Unternehmen meist nach der schlecht laufensten Sparte bewertet wird.
YouTube an der Börse 2- bis 3-mal so viel Wert wie Netflix
Spinnt man den Faden noch ein bisschen weiter und schaut sich die operativen Zahlen aus dem Alphabet Quartalsbericht an, so wird erst klar wie groß ein solcher Börsengang werden könnte. Im zweiten Quartal hat die Videoplattform ca. 7 Milliarden an Umsatz gemacht, was mehr als 75 Prozent mehr sind als im Vorjahresquartal. YouTube verdient sein Geld mit Werbung und dem Abomodell, bietet aber inzwischen schon den Kauf und das streamen von Filmen und Serien an.
Anders als Beispielsweise der Konkurrent Netflix hat man jedoch nicht mit Profitabilitätssorgen und Nutzerschwund zu kämpfen, sondern verfolgt einen beeindruckenden Wachstumstrend. Doch nimmt man auch nur dieselben Bewertungskriterien wie der Streaming-Plattform Netflix an, so wäre das IPO von YouTube ca. 230 Milliarden US-Dollar groß. Wobei man sagen muss, dass dieses durch Hype und einen weniger verbrannten Namen an der Börse sicherlich höher ausfallen würde.
Wären YouTube und Alphabet nach der Spaltung ein Kauf?
Für Google, die die Videoplattform im Herbst 2006 für 1,3 Milliarden US-Dollar übernommen hatte, wäre das sicherlich rückblickend eines der besten Geschäfte überhaupt. Aber wären sowohl YouTube als auch Alphabet nach der Aufspaltung überhaupt ein Kauf?
Die Antwort ist: Es kommt darauf an. Tatsächlich wäre YouTube sicher eine spitzen Wachstumsstory an der Börse, es fragt sich allerdings zu welchem Preis und zu welcher Bewertung. Eine Aufspaltung würde aber ohne Zweifel Google attraktiver machen, da hier nicht nur Werte gehoben werden, sondern durch einen solchen Börsengang auch eine Menge Geld in die Kassen fließt. Für Aktionäre, die also jetzt in Alphabet investiert sind, sicherlich ein Traumszenario.