Im Rennen um den Parteivorsitz der britischen Konservativen ist Boris Johnson nach einem TV-Duell gegen Außenminister Jeremy Hunt weiter der klare Favorit. Damit wäre Johnson auch künftiger Premier. Dass ein Brexit-Hardliner das Land lenken könnte, lastet auf dem britischen Pfund. Zuletzt mussten für einen Euro zeitweise mehr als 0,90 Pfund gezahlt werden.
Nach Ansicht von Analysten ist die britische Devise unterbewertet. Mutige Anleger können auf die Erholung in den nächsten Monaten setzen, sollten aber Kursschwankungen infolge von Negativschlagzeilen zum Brexit aushalten.
Schrumpfende Wirtschaft
Während viele Devisenpaare derzeit vor allem auf Nachrichten zur Geldpolitik der US-Notenbank und auch der EZB reagieren, stehen beim britischen Pfund nationale Faktoren im Vordergrund. Neben dem Brexit sind dies auch die konjunkturellen Aussichten. Von Bloomberg befragte Volkswirte schätzen, dass die britische Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal mit minus 0,1 Prozent geschrumpft sein könnte. Dies wäre das erste Mal seit Ende 2012. Notenbankchef Mark Carney warnte jüngst, dass die Abwärtsrisiken fürs britische Wirtschaftswachstum zugenommen hätten. Er verwies auf die Spannungen im Welthandel und einen drohenden No-Deal-Brexit.
Optimistische Prognosen
Johnson betont, dass Großbritannien mit ihm als Premier Ende Oktober aus der EU ausscheiden werde, mit oder ohne Vertrag. Da sich das Unterhaus, in dem sich die Mehrheiten nicht geändert haben, eindeutig gegen einen Hard Brexit ausgesprochen hat, rechnen Analysten dennoch nicht mit einem ungeregelten Austritt. Im Gesamtjahr dürfte das britische Wachstum zudem kaum hinter dem der Eurozone zurückbleiben, nach einem schlechten April ging es nach Daten des Statistikamts im Mai bereits wieder aufwärts. Und der Zinsvorteil Großbritanniens würde mit einer Lockerung der EZB-Geldpolitik noch größer. Die Analysten der LBBW rechnen aus diesen Gründen für Ende 2019 mit einem Kurs von 0,85 Pfund je Euro.
Risikobereite Anleger können mit einem Zertifikat von BNP Paribas (ISIN: DE 000 PR8 72N 8), das den Kurs mit Hebel 4 abbildet, auf das Pfund setzen. Verliert die Devise zum Euro an Wert, gibt es entsprechend hohe Einbußen. Die Barriere, bei der Totalverlust droht, ist derzeit 25 Prozent entfernt.