Das Smartphone wird mehr und mehr zur Schaltzentrale für Konto und Depot. Über aktuelle Trends sprachen die Verantwortlichen der beliebtesten Onlinebroker (laut Leserwahl 2018) mit der BÖRSE ONLINE-Redaktion: Diesmal mit dabei (v. l.): Jan Jirsa, Deutschland-Verantwortlicher von -Degiro, Thomas Dwornitzak, Leiter Sparen & Anlegen beim Vorjahressieger ING, Sven Deglow, Co-CEO von Consorsbank und DAB BNP Paribas sowie Matthias Hach, Marketing- und Vertriebsvorstand der Comdirect, der auch die Comdirect-Tochter Onvista Bank vertritt
Damit fällt auch der Startschuss für die inzwischen 20. Auflage unserer Leserwahl zum Onlinebroker des Jahres. Wie Sie teilnehmen können und was es zu gewinnen gibt, erfahren Sie auf Seite 2.
BÖRSE ONLINE: Apple Pay ist vor dem dritten Adventswochenende gestartet, vorerst mit wenigen Banken, darunter Comdirect. Warum sind Sie vom Start weg dabei?
Matthias Hach: Unsere Kunden interessieren sich sehr stark für das Thema digitales Bezahlen. Das hat sich schon beim Marktstart von Google Pay im Sommer gezeigt, wo wir auch von Anfang an mit dabei waren. Das wird sehr gut angenommen. Digitales Bezahlen gewinnt deutlich an Fahrt - und Apple Pay wird das noch puschen.
Deutschland ist immer noch ein Land der Barzahler. Ändert sich das jetzt?
Hach: Deutschland braucht noch etwas, aber der Trend ist nicht aufzuhalten. Andere Länder sind deutlich voraus: Im Sommer habe ich in Dänemark am Straßenverkaufsstand eines Bauern Äpfel gekauft - und konnte nur mit dem Smartphone bezahlen. Vorhin waren wir hier in Frankfurt einen Kaffee trinken, da galt: nur bar bezahlen.
Jan Jirsa: Das Problem hatte ich heute auch. Meiner Erfahrung nach sind die Niederlande, wo Degiro seinen Hauptsitz hat, etwas weiter als Deutschland. Unser Haus ist als reiner Onlinebroker ohne Zahlungsverkehr aber nur Beobachter.
Die ING und die Consorsbank halten sich in puncto Apple oder Google Pay noch zurück. Was haben Sie vor?
Thomas Dwornitzak: 2019 wird die ING ihren Kunden in Deutschland Apple Pay anbieten. Und mit Sicherheit werden wir allen unseren Kunden ermöglichen, mobil mit dem Smartphone zu bezahlen.
Sven Deglow: Auch die Consorsbank bietet 2019 Apple Pay an. Mobiles Bezahlen ist bei uns und unseren Kunden ein großes Thema.
Ein weiterer Trend ist Banking über Sprachboxen von Amazon, Google & Co, die in immer mehr Wohnungen die Lauscher auf Empfang haben. Herr Hach, die Comdirect ermöglicht bereits Überweisungen per Sprachbefehl. Wie geht das, und wann kommt das für Brokerage?
Hach: Wir sind vom Trend zur Sprachsteuerung überzeugt, weil es sehr bequem ist. Es funktioniert ganz einfach: Ich öffne die App, spreche rein, zum Beispiel: "Überweise zehn Euro an Hans Müller", den ich am besten schon vorher als Kontakt gespeichert habe. Bei Beträgen bis 30 Euro funktioniert die Überweisung ohne TAN. Natürlich prüfen wir weitere Anwendungsfälle, zum Beispiel für das Brokerage.
Deglow: Sprachsteuerung setzt sich durch, weil sie vor allem am Smartphone die Nutzerfreundlichkeit erhöht. Meine Tochter zum Beispiel tippt gar nichts mehr ein, sondern fragt alles per Sprachsteuerung ab. Sie würde nicht verstehen, warum das bei Bankgeschäften in Zukunft nicht auch so gehen sollte.
Angesichts vieler neuer Services und anhaltender Nullzinsphase: Bleibt es bei kostenlosen Girokonten und Depots?
Deglow: Depotgebühren sind kein Thema. Die Niedrigzinsphase betrifft uns alle insbesondere beim Girokonto. Wir Banken müssen Wege finden, darauf zu reagieren. So hat sich am Markt durchgesetzt, dass man für eine kostenlose Bargeldabhebung am Automaten jetzt mindestens 50 Euro abheben muss.
Das könnten Kunden auch als Bevormundung empfinden.
Dwornitzak: Um weiterhin ein kostenloses Konto anbieten zu können, ist es der richtige Weg, Dinge, die uns Geld kosten, zu bepreisen. Und häufige Abhebungen von Kleinstbeträgen zählen dazu.
Was kostet Sie als Bank das Abheben durch einen Kunden einer fremden Bank?
Dwornitzak: Vier Euro sind keine Seltenheit. Es gab Kunden, die mehrmals pro Woche nur zehn Euro abhoben. Im Kern geht es darum, allen Kunden weiterhin die Vorteile eines kostenlosen Girokontos und Depots zu bieten und nicht flächendeckend Gebühren einzuführen, nur weil eine kleine Minderheit ein für uns sehr teures Verhalten an den Tag legt.
Thema Verhaltensänderung: Werden Privatkunden weiterhin vermehrt ETFs kaufen?
Deglow: Definitiv. Immer mehr Anleger setzen auf ETF-Sparpläne. Das ist für Kunden, die in Wertpapiere einsteigen wollen, ein idealer Weg. Wir bieten sie schon für sehr kleine Einstiegssummen an - ab 25 Euro pro Monat. Aber auch Einmalanleger können ausgewählte ETFs für null Euro kaufen.
Hach: Bei uns gibt es Vergleichbares. Wir bieten unseren Kunden mit Motiv Investing darüber hinaus an, in bestimmte Themen zu investieren - zum Beispiel in Nachhaltigkeit oder Robotics. Das senkt die Einstiegshürden.
Dwornitzak: Hürden senken ist ein gutes Stichwort. Wir haben 2018 die Mindest-ordergebühr auf 4,90 Euro gesenkt. Für viele Kunden ist der Preis eine Einstiegshürde.
Jirsa: Stimmt. Aber es ist noch ein Unterschied, ob man 4,90 Euro zahlt oder nur gut zwei Euro wie bei uns. Wenn man langfristig anlegt, ist jeder gesparte Cent wichtig.
Degiro hatte für 2018 ETF-Sparpläne angekündigt. Warum wurde daraus nichts?
Jirsa: Ganz ehrlich, wir haben es nicht geschafft. Da ist uns unter anderem die Mifid- II-Regulierung dazwischengekommen. Wir haben ein Angebot an Gratis-ETFs, worin viele Anleger auch regelmäßig sparen. Wir haben weiterhin vor, ETF-Sparpläne zu bringen, aber ich nenne lieber kein Datum mehr. Wir sind in 18 Ländern am Markt. Wenn wir neue Produkte herausbringen, schauen wir darauf, dass sie in den meisten Märkten gefragt sind. Anders als in Deutschland sind ETF-Sparpläne aber in manch anderen unserer Länder kein großes Thema.
Vor Mifid II hat Degiro Kundenaufträge auch hausintern ausgeführt. Und jetzt?
Jirsa: Das ist seither nicht mehr der Fall, weil wir dafür durch Mifid II keine Lizenz haben.
Hat das Ihre Margen sehr gedrückt?
Jirsa: Natürlich, aber es läuft weiter sehr gut.
Was ist für die Kunden effektiv herausgekommen durch die Mifid-II-Regulierung?
Hach: Das war ein großer Kraftakt für alle, aber am Ende haben wir es gut hinbekommen. Die Kundenerfahrung ist sicherlich gemischt. Nehmen wir mal die Verlustschwellenreportings, zu denen wir verpflichtet sind - viele Kunden fragen uns, wozu sie das bekommen, ob sie das abbestellen können.
Dwornitzak: Wir bekommen auch das Kundenfeedback, dass man es mit der Transparenz übertreiben kann. Zu viele Risikohinweise etwa können sich auch ins Gegenteil verkehren, nämlich dass die kaum einer mehr liest. Details der Mifid werden uns auch 2019 noch beschäftigen.
Inwiefern?
Hach: Zum Beispiel das Thema Kostennachweis nach einer Order (Ex Post). Hier wird es sicherlich noch Anpassungen geben.
Können die Kunden wenigstens die Kostenausweise von Ihnen allen komplett vergleichen?
Hach: Nein, die Nachweise sehen aus Kundensicht leider nicht identisch aus.
Dwornitzak: Es gibt einfach Interpretationsspielräume, die jedes Haus im Detail vermutlich etwas anders genutzt hat.
Kommen wir zum Ausblick auf 2019. Wegen der Übernahme der DAB Bank war die Consorsbank zuletzt nicht so sichtbar am Markt. Wie wollen Sie das ändern?
Deglow: Für 2019 haben wir einiges in der Pipeline. Unser Bankingangebot bauen wir weiter aus. Im Frühjahr werden wir Baufinanzierungen anbieten. Ferner setzen wir auf das Thema Nachhaltigkeit, das wir für einen großen Trend halten. Wir haben dazu eine spezielle Rubrik in unseren Fonds-Finder eingebaut, sodass man schnell und direkt in diese Produkte investieren kann.
Anders als Comdirect oder ING haben Sie noch kein Angebot für Robo-Advice, also digitale Vermögensverwaltung.
Deglow: Ein Starttermin steht noch nicht fest, aber wir arbeiten an einer eigenen Lösung.
Comdirect hat mit Cominvest seit gut einem Jahr eine eigene Lösung am Markt.
Hach: Wir haben inzwischen gut 400 Millionen Euro Anlegergeld in der Verwaltung. Kürzlich haben wir Sparpläne zur Verfügung gestellt, und wir werden das Angebot weiter ausbauen. Robo-Advice bleibt auch in der Zukunft ein ganz großes Thema.
Was gibt es noch bei der Comdirect?
Hach: Sprachsteuerung wird Einzug im Brokerage halten. Wir verstehen uns als smarter Finanzbegleiter unserer Kunden, wir haben den Sparcheck neu herausgebracht mit einem Vergleich von Strom- und Gasanbietern, 2019 gehen wir auch ins Thema Versicherungen hinein. Auf alles werden die Kunden aus unserer App heraus zugreifen können; unsere App-Familie werden wir konsolidieren. Ziel ist es, die App, die alles kann, zur Schaltzentrale rund um die Finanzen zu machen. Außerdem bringen wir noch Neuerungen zu Apple Watch und anderen Wearables. Auch im Brokerage haben wir Spannendes vor.
Welche Pläne haben Sie für Ihre Tochter Onvista Bank? Kommt doch die Fusion?
Hach: Nein. Wir sind sehr zufrieden mit unserer Zweimarkenstrategie. Angebot und Pricing der Onvista Bank halten wir stabil.
Degiro bringt vielleicht ETF-Sparpläne, was kommt denn sicher?
Jirsa: Wir möchten den Content und den Bereich Finanzwissen auf unserer Website und unserer Handelsplattform ausbauen. Als wir vor vier Jahren begonnen haben, waren wir ein reiner Broker, der eigentlich nur Kurse auf seiner Plattform hatte. Ziel muss es sein, zu den gegebenen Kosten so viele Infos wie möglich zu bieten, damit die Kunden die Plattform nicht verlassen müssen. Außerdem werden wir unsere Handelsplattform weiter verbessern und die Desktop- und die App--Variante zusammenlegen.
Die ING-DiBa heißt jetzt nur noch ING. Was wird aus dem Slogan "Dibadu", und was ändert sich für die Kunden?
Dwornitzak: Für die Kunden ändert sich überhaupt nichts, wir wollen als globale Marke auftreten, daher heißen wir jetzt ING. Unser Claim "Die Bank und Du" bleibt. Gerade erst hatten wir eine große Kampagne mit einem Zins von einem Prozent auf Tagesgeld für Neu- und Bestandskunden, um die Namensänderung mit unseren Kunden zu feiern.
In Ihrer Onlinevermögensverwaltung ist längerfristig hoffentlich mehr zu holen.
Dwornitzak: 2019 wollen wir den Bereich Onlinevermögensverwaltung weiter ausbauen. Wir haben inzwischen mehr als 600 Millionen Euro Kundenvermögen bei unserem Kooperationspartner Scalable in der Verwaltung, der nun der erfolgreichste Onlinevermögensverwalter Europas ist. Wir haben immer mehr Kunden, die aus dem Niedrigzinsumfeld ausbrechen wollen, aber jemanden brauchen, der sie an die Hand nimmt. Ihnen wollen wir mehr Orientierung bieten, nicht nur, aber auch über diese Kooperation. Zu guter Letzt wollen wir die App-Funktionalitäten weiter ausbauen - wir haben alles in einer App konsolidiert, das ist unsere Schaltzentrale. Schon Anfang des Jahres wird sie um einfache Tradingfunktionalität erweitert.
In vielen Banking-Apps kann man nun auch seine Kontoverbindungen bei anderen Banken mit einsehen. Wie geht es weiter mit diesem Multibanking?
Deglow: Multibanking ist sehr beliebt, es bietet den Kunden größere Transparenz und ist bequem. Wenn in Zukunft dann auch noch Zahlungen direkt darüber ausgelöst werden, dann wird das Smartphone noch mehr zur Schaltzentrale im Bereich Banking.
Wird man auch eine Wertpapierorder bei Bank A über die App von Bank B auslösen können?
Dwornitzak: Die jetzige Regulierung zu Multibanking betrifft nur den Zahlungsverkehr. Aber wir alle würden es begrüßen, wenn man es auch für Brokerage öffnen würde.
Wer ist der beste Online-Broker im Land? Große Umfrage mit Preisausschreiben
Wer ist der beliebteste und leistungsstärkste Online-Broker in Deutschland? Wer könnte diese Frage besser beantworten als die härteste Jury überhaupt, nämlich Sie, die Broker-Kunden. Bereits im 20. Jahr ruft BÖRSE ONLINE seine Leser und die Kunden aller Online-Broker auf, die Leistungen und Gebühren der wichtigsten Anbieter im Lande zu bewerten. Unsere Erhebung gilt längst als der Klassiker der Broker-Umfragen.
Teilzunehmen ist für Sie denkbar einfach: Unter https://bit.ly/brokerwahl2019 können Sie direkt starten. Außerdem verlinken zahlreiche Direktbanken von ihren Internetseiten aus ebenfalls auf den Fragebogen. Ihre Bewertungen können Sie bis zum 20. Januar 2019 abgeben - und mit etwas Glück eine von zehn Tassimo-Kaffeemaschinen im Wert von 100 Euro gewinnen, die unsere Redaktion auslobt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Disclaimer zu den Teilnahmebedingungen:
Die Teilnahme am Gewinnspiel ist kostenlos und freiwillig. Teilnahmeberechtigt sind nur Personen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben. Nicht teilnehmen dürfen Mitarbeiter der Finanzen Verlag GmbH und Personen, die mit der Durchführung des Gewinnspiels betraut sind, sowie deren Angehörige. Gleiches gilt für Mitarbeiter der Broker, mit den Brokern verflochtener Unternehmen sowie von ihnen beauftragte Unternehmen oder Einzelpersonen. Sollten wir bemerken, dass Bankmitarbeiter abgestimmt haben oder uns sonstige Unregelmäßigkeiten bei der Teilnahme auffallen, wird das jeweilige Haus aus der Wertung gestrichen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Barauszahlung, Änderung oder Umtausch der Gewinne sind nicht möglich. Gewinnansprüche sind nicht übertragbar. Gewinner werden per E-Mail oder Brief benachrichtigt. Ihre personenbezogenen Daten werden nur für die Abwicklung des Gewinnspeils gespeichert und verarbeitet. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht.