Die Wertentwicklung europäischer Nebenwerte ist im Schnitt mit einem kleinen Plus in diesem Jahr nicht überragend. Die Bilanz fällt aber immerhin erneut etwas besser aus als bei den Standardwerten.
Insgesamt kam der MSCI Pan-European Small-Cap-Index von Dezember 2006 bis zum 10. Juni auf ein Plus von 416 Prozent. Das ist eine überzeugende Performance, die in diesem Zeitraum aber von den Top 20 Nebenwerten aus Europa der UBS getoppt wurde. Denn deren Plus belief sich gleichzeitig auf 545 Prozent.
Kürzlich hat die Schweizer Großbank eine aktuelle Version dieser Favoritenliste vorgelegt. Darin ist mit Blick auf die weiteren Börsenaussichten von einer komplexen Ausgangslage die Rede. Denn geprägt sei diese von einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums, höheren Rohstoffpreisen und einem sich wandelnden Zinsumfeld, nach einer langen Phase sehr niedriger Anleiherendite.
Auf der positiven Seite zu verbuchen seien Aktivitäten auf der Ebene von Fusionen und Übernahmen, die im Nebenwertebereich rege seien. In Europa seien die Bewertungen der Nebenwerte im Vergleich mit den Standardwerten zudem unauffällig und auch die durchschnittlichen Verschuldungsraten seien in dem Segment nicht übertrieben hoch.
Die European Smallcaps Top 20-Aktie der UBS speisen sich aus rund 400 paneuropäischen Small- und Midcaps, welche die Analysten der Schweizer Großbank abdecken. Wie es der Name bereits andeutet, sind in der Favoritenliste die besten Nebenwerte aus Europa vertreten. In der aktuellen Version sind vier Neuzugänge enthalten. Diese Werte, die über ein Aufwärtspotenzial von bis zu 43 Prozent verfügen, stellen wir auf den nachfolgenden Seiten etwas näher vor.
Auf Seite 2: Bucher Industries
Bucher Industries-Aktie
Bei dem ersten Neuzugang in der europäischen Nebenwerte-Favoritenliste der UBS handelt es sich um Bucher Industries. Für den Schweizer Maschinenhersteller hat man das Kursziel auf 475,00 Franken festgezurrt. Das heißt, bei einer aktuellen Notiz von 332,40 Franken verfügt dieser Wert rein theoretisch über fast 43 Prozent Luft nach oben.
Aus der Sicht des zuständigen Analysten Fabian Häcki stellt die Kursschwäche der vergangenen Monate einen attraktiven Einstiegszeitpunkt dar. Denn Bucher handele inzwischen mit einem Abschlag von rund zehn Prozent beim KGV und rund 22 Prozent beim Verhältnis von Unternehmenswert zum EBITDA verglichen mit anderen Vertretern aus dem Schweizer Nebenwertesegment.
Die Gesellschaft habe außerdem im ersten Quartal einen starken Auftragseingang verzeichnet und darüber hinaus setzt man darauf, dass der Konzern außerhalb des Agrargeschäfts mit den Bereichen Municipal, Emhart Glass und Hydraulics im ersten Halbjahr ein Rekordergebnis erzielen kann. Bei Kuhn erwartet die UBS zudem weiterhin ein Wachstum, das aber etwas moderater ausfallen dürfte als der starke Aufwärtstrend des vergangenen Jahres.
Bucher verfüge über ein hohes Umsatzpotenzial von über 40 Prozent in der Landwirtschaft. Vor diesem Hintergrund seien zuletzt rückläufige Milchpreise in der EU negativ, sie lägen aber immer noch etwas über ihrem Zehnjahres-Durchschnitt. Die Stimmung in der Agrarbranche in der EU bewege sich unter ihrem Höchststand, sei aber weiterhin klar auf Wachstum ausgerichtet.
Innerhalb der anderen Divisionen rechnet man mit positiven Effekten aus Kosteneinsparungen, etwa bei Municipal sowie mit einer soliden Geschäftsdynamik bei Hydraulics, wobei die Stimmungsindikatoren aus der Industrie in den USA und in der EU diese Haltung unterstütze.
Den Gewinn je Aktie sieht Häcki 2018 von 16,76 Franken auf 20,16 Franken steigen. Für 2019 und 2020 kalkuliert er mit noch höheren Werten von 23,0 Franken und 24,11 Franken. Das heißt, das geschätzte KGV für das übernächste Geschäftsjahr bewegt sich bei 13,8. Bei der Dividende rechnet die UBS für das laufende Jahr mit einer Zahlung von 8,0 Franken, nach 6,5 Franken im Vorjahr. 2019 und 2020 sollen dann 9,0 Franken bzw. 9,5 Franken an die Aktionäre fließen.
Charttechnik
Die langfristige Kursentwicklung bei Bucher Industries war zwar nicht frei von Rückschlägen, letztlich reichte es aber von März 2003 bis Januar 2018 zu einem starken Anstieg von 19,40 Franken auf 448,40 Franken. Seitdem am 26. Januar das zuletzt genannte Rekordhoch aufgestellt wurde, fährt die Notiz allerdings etwas im Rückwärtsgang und der dabei ausgebildete kurzfristige Abwärtstrend ist unverändert intakt.
Profil
Die Bucher Industries AG ist ein weltweit tätiger Technologiekonzern, dessen Kerngeschäft im Maschinen-, Fahrzeug- und Komponentenbau liegt. Die Aktivitätsgebiete umfassen spezialisierte Landmaschinen, Kommunalfahrzeuge, Produktionsanlagen für Wein und Fruchtsaft, Hydraulikkomponenten sowie Produktionsanlagen für die Glasbehälterindustrie. Der Konzern ist auf fünf Kontinenten aktiv - Nord- und Südamerika, Europa, Asien und Australien.
Auf Seite 3: Ingenico
Ingenico-Aktie
Den Aufstieg in die europäische Nebenwerte-Favoritenliste der UBS hat auch Ingenico geschafft. Ausgestattet ist der französische Bezahldienstleister mit einem Kursziel von 85,00 Euro. Damit die Rechnung aufgeht, müsste dieser Wert bei einer derzeitigen Notiz von 74,00 Euro folglich um fast 15 Prozent zulegen.
Der zuständige Analyst Francois-Xavier Bouvignies untermauert seine Kaufempfehlung insbesondere mit drei Gründen: Erstens glaubt er, dass die Retail-Sparte im Rahmen der neuen Strategie, die sich auf kleine und mittlere Unternehmen konzentriert, ein Umsatzwachstum von im Schnitt mehr als zehn Prozent p.a. erzielen kann. Das ist auch deshalb attraktiv, weil es sich hierbei um die profitabelsten Kunden für Zahlungsabwickler handelt. Zum Verständnis: Kleinere und mittlere Unternehmen waren 2017 für 13 Prozent der Ingenico-Umsätze verantwortlich.
Zweitens hätten getätigte Investitionen zuletzt zwar die Margen gedrückt, aber Bouvignies geht davon aus, dass der vorhandene Margenhebel unterschätzt wird. Jedenfalls bewegt er sich nicht zuletzt deshalb mit seinen Schätzungen für den Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisationen für 2019 um neun Prozent über den Konsensschätzungen.
Drittens sei die Bewertung attraktiv. Die unlängst erfolgte Ankündigung einer Übernahme von iZettle durch PayPal für 2,2 Milliarden Dollar zeige den potenziellen Wert im Segment der mittleren und kleineren Unternehmenskunden. Das verspreche Kurssteigerungspotenzial für den Fall, dass Ingenico wieder mehr Schwung beim Umsatzwachstum generieren kann, so wie das von der UBS unterstellt wird.
Marktexperten, mit denen man gesprochen habe, hielten die Akquisition von Bambora für einen smarten Schritt, auch weil er mit dem Erwerb von fortschrittlicher Technologie einhergehe und die es einfacher mache, Kunden in das System zu integrieren. Die Aktie handele mit Blick auf die erwarteten Zahlen für 2018 mit einem 10,6-fachen Verhältnis beim Unternehmenswert zum EBITDA, während der Sektor im Schnitt auf einen 12,3-fachen Multiplikator komme. Den Gewinn je Aktie sieht man im Übrigen von 2017 bis 2020 von 5,14 Euro auf 6,79 Euro steigen.
Charttechnik
Der Anstieg von 8,89 Euro auf 127,60 Euro, den die Aktien von Ingenico von Dezember 2008 bis August 2015 verbuchen konnten, war aller Ehren wert. Anschließend konnte der Titel diese Erfolgsstory aber nicht mehr fortschreiben. Statt eines charttechnischen Aufwärtstrends hat sich ein mittelfristiger Abwärtstrend entfaltet. Dieser ist auch unverändert intakt, wobei es zuletzt aber immerhin gelungen ist, sich vom Jahrestief bei 63,84 Euro abzusetzen.
Profil
Ingenico Group S.A. ist eine Unternehmensgruppe, die weltweit im Bereich gesicherte bargeldlose Transaktions- und Zahlungssysteme tätig ist. Das Pariser Unternehmen bietet dabei eine komplette Palette von Lösungen für die Abwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs über alle Vertriebskanäle an, die weltweit erhältlich sind. Das Produktsortiment beinhaltet unter anderem stationäre und mobile elektronische Kartenterminals, ePayment-Lösungen für Online-Shops, Signature Pads zum digitalen Erfassen von Unterschriften, Kartenterminals für Automaten und Selbstbedienung, Biometrie-Terminals sowie Bezahlmodule für PDA- und Smartphone. Außerdem betreibt die Unternehmensgruppe ein globales Servicenetzwerk für Projektmanagement, Installation, Schulungen, Wartung und Reparatur ihre Produkte wie auch für Upgrades von Hard- und Software.
Auf Seite 4: Vallourec
Vallourec-Aktie
Als dritter Wert ist Vallourec neu in die Nebenwerte-Favoritenliste der UBS gerutscht. Der französische Stahlrohren-Hersteller ist mit einem Kursziel von 7,00 Euro versehen. Bei einem derzeitigen Kurs von 5,05 Euro verfügt der Titel über ein Aufwärtspotenzial von 38,6 Prozent.
Die zuständige Analystin Amy Wong schätzt den Titel wegen der Hebelwirkung, die er mit Blick auf eine anhaltende Erholung in den USA birgt. Hinzu komme die Aussicht auf eine Verbesserung weiterer internationaler Märkte, in denen das Unternehmen aktiv sei. Außerdem gebe es gute Möglichkeiten zur Selbsthilfe.
Der zyklische Charakter der Gesellschaft und die zuletzt mittelfristig gezeigte schlechtere Wertentwicklung im Vergleich zu den wichtigsten Vergleichsunternehmen habe zuletzt auf Anlegerseite Zweifel am Turnaround geschürt, was auch eine nachvollziehbare Reaktion gewesen sei. Doch das bereits erwähnte Selbsthilfeprogramm zusammen mit einer zyklischen Geschäftserholung dürfte nach ihrer Einschätzung zu einem Dreh bei der Rendite auf das eingesetzte Kapital vom Negativen auf plus sechs Prozent bis 2020 führen.
Auch mit der mittelfristigen Liquiditätsausstattung sei man zufrieden, insbesondere nach einer jüngst erfolgten Finanzierungsrunde, durch die es gelungen seien, die Laufzeit von Verbindlichkeiten von 2019 auf eine Zeit nach 2021 zu verlängern. Sowohl Vallourec als auch Konkurrent Tenaris hätten über eine steigende Zahl von Ausschreibungen berichtet und bereits im zweiten Halbjahr könnten sich daraus eventuell positive Impulse ergeben.
Auf den ersten Blick scheine die Aktie bei einem Verhältnis von 11,5 beim Unternehmenswert zum EBITDA teuer zu sein. Doch bei der Würdigung seien noch stark gedrückte Ergebnisse zu berücksichtigen. Die Bewertungsrelationen würden sich jedoch schnell verbessern, falls die Hoffnung auf Besserung auf den Endmärkten ebenso aufgehe wie die Aussicht auf positive Effekte durch Selbsthilfemaßnahmen. So bewege sich das Verhältnis von Unternehmenswert zum EBITDA auf Basis der UBS-Schätzungen für 2020 nur noch bei dem 7,7-fachen. Beim Ergebnis je Aktie rechnet man 2020 erstmals mit einem Gewinn und zwar in Höhe von 0,29 Euro je Aktie.
Charttechnik
Die Aktie von Vallourec hat eine lange Leidenzeit hinter sich. Ist der Kurs doch von Juni 2007 bis Februar 2016 von 72,78 Euro immer weiter bis auf 2,03 Euro abgerutscht. Ausgehend von diesem Tief gelang dann bis Januar 2017 ein Anstieg bius auf 7,36 Euro. Doch dann ging der dabei gezeigte Schwung wieder verloren und aktuell besteht ein mittelfristiger Seitwärtstrend, der auch als intakt zu bezeichnen ist.
Profil
Die französische Unternehmensgruppe Vallourec S.A. ist in der Produktion von Stahlrohren tätig. Hauptabsatzmärkte sind die Öl- und Gasindustrie, Energieerzeugungsunternehmen sowie die Industriesektoren Petrochemie, Automotive und Maschinenbau. Der Konzern ist einer der weltweit führenden Hersteller von nahtlos warmgefertigten Stahlrohren und offeriert eine umfangreiche Produktpalette an unlegierten bis hochlegierten Stahlgütern.
Darüber hinaus werden Anlagen für Ölfeldrohre wie Futterrohre (Casing), Produktionsrohre (Tubing), Bohrgestängerohre (Drill Pipe) und Riser wie auch Stahlwerke für die Fertigung von Leitungsrohren nach API unterhalten. Zusätzlich bietet der Konzern eine breite Palette an Spezialprodukten wie beispielsweise titangeschweisste Rohre, Rohre für Dampfgeneratoren und Nuklearanlagen und heissgefertigte, kaltgewalzte und gedrehte nahtlose Rohre an.
Auf Seite 5: Auto Trader
Auto Trader-Aktie
Der vierte und letzte Neuling in der European Smallcaps Top 20-Aktie der UBS heißt Auto Trader Group. Die Aktie des britischen Online-Marktplatzes für Pkw ist mit einem Kursziel von 4,25 britische Pfund versehen. Allerdings ist das eine Vorgabe, die bei einer aktuellen Notiz von 4,231 Pfund bereits praktisch erreicht ist, nachdem der Titel sehr positiv auf neu vorgelegte Geschäftszahlen reagiert hat.
Für den zuständigen Analysten ist der Wert interessant, weil es sich in seinem Bereich auf dem Heimatmarkt um die Nummer eins in Bezug auf Traffic, Umsatz und Leistungen handelt. Nach seiner Meinung sind die Bedenken mancher Investoren hinsichtlich eines Rückgangs bei den Gebrauchtwagentransaktionen und -preise sowie eines zunehmenden Wettbewerbes durch global agierende Internetplattformen übertrieben.
In seinem Basisszenario geht er außerdem davon aus, dass die Autohändler ihre Werbebudgets langfristig fast vollständig in den Online-Bereich verlagern werden. Zudem traut er Auto Trader eine Steigerung des eigenen Marktanteils um 800 Basispunkte zu. Machbar sind aus seiner Sicht eine Verdoppelung des Umsatzes und eine Ausweitung der Gewinnspanne von 500 Basispunkten.
Insgesamt sollten die Annahmen eine Steigerung des Gewinns je Aktie in den nächsten drei Jahren von 13 Prozent p.a. ermöglichen. Das wiederum sei eine Steigerungsrate, die eine Bewertung auf KGV-Basis von 21 für 2019 unterstützte. Trotz einer kurzfristigen Schwäche auf dem britischen Gebrauchtwagenmarkt glaubt Adam weiterhin daran, dass Autotrader die Markterwartungen schlagen kann.
Mittelfristig sehen seine Prognosen ein Umsatzwachstum von sechs Prozent p.a. vor, was auch mit vorhandenen Hebeln auf der Produkt- und Preisebene zu tun habe. Bisher habe der Aktienkurs aber nur ein jährliches Umsatzwachstum von rund vier Prozent unterstellt.
Die hauseigenen Prognosen verfügten für den Fall über deutliches Aufwärtspotenzial für den Fall, dass es Autotrader gelinge, Plattform für Autos zu werden, über welche die Kunden die Transaktionen direkt und komplett durchführen können.
Die Schätzungen für den Gewinn je Aktie sehen von 03/18 bis 03/22 eine Steigerung von 17,7 Pence auf 31,84 Pence vor. Auch mit der Dividende soll es gleichzeitig deutlich von 5,20 Pence auf 10,53 Pence nach oben gehen.
Charttechnik
Nach dem Börsengang im März 2015, der zu 2,35 Pfund je Aktie erfolgte, erwischte die Aktie von Autotrader einen Blitzstart, der den Kurs bis auf 4,50 Pfund nach oben trug. Anschließend konnte der Titel dann aber nicht mehr nachlegen und selbst unter Berücksichtigung der jüngsten Kursgewinne ist unter dem Strich noch immer ein mittelfristiger Seitwärtstrend zu konstatieren. Als erfolgreich beendet wäre dieser erst bei einem Sprung über das genannte Rekordhoch, zu dem man aber immerhin inzwischen wieder Tuchfühlung aufgenommen hat.
Profil
Auto Trader Group plc betreibt die größte digitale Plattform für den Zu- und Verkauf von Kraftfahrzeugen in Großbritannien und Irland. Über das Online-Portal autotrader.com können Nutzer ihre (Gebraucht-)Fahrzeuge anbieten bzw. einen Neuwagen erwerben. Außerdem wird die Site von vielen Automobilhändlern als Werbefläche genutzt.