Noch knapp zwei Wochen bis zur Europawahl. Und mit Hilfe von www.Wahl-o-Mat.de können Sie sehr schnell herausfinden, welche der 25 in Deutschland antretenden Parteien Ihnen programmatisch am nächsten steht. Mein Ergebnis verrate ich Ihnen einmal, zumindest die ersten drei Plätze: Platz 1: AfD, Platz 2: DIE LINKE, Platz 3: SPD. Hm, was soll man dazu sagen? Wenn die AfD politisch so weit rechts steht wie heute von den Meiden kolportiert, warum folgt dann bei meiner Auswertung DIE LINKE mit ganz knappen Abstand gleich hinter den "Euro-Skeptikern" ?

Meine Meinung: Weil die Schulbladen-Totschlagargumente von "Links" oder "Rechts" schon sehr lange ihre Berechtigung verloren haben. Vieles von dem, was DIE LINKE fordert, findet sich in etwas umformulierter Form auch in den Ideen der großen Blockparteien bzw. es führt deren Ideen zu einem konsequenten Ende. Wenn sich z. B. der Bundesfinanzminister öffentlich immer wieder vehement dafür stark macht, Geldwäsche und Steuerhinterziehung das Handwerk zu legen, ausgerechnet sein Ministerium aber nach Aussage der Strafverfolgungsbehörden seit Jahren europaweit der größte Bremser bei der Austrocknung von Briefkastenfirmen ist, dann denkt DIE LINKE diesen ja zweifellos wünschenswerten Ansatz zu Ende.

Und wenn die AfD Volksentscheide nach Schweizer Vorbild oder Einwanderungsregeln nach kanadischem oder australischem Modell für richtig hält, kann ich beim besten Willen nicht erkennen, was daran "rechts" sein soll. Rechts sind für mich die Republikaner oder die NPD, die Mitglieder der AfD aber stammen fast ausschließlich von enttäuschten "Auswanderern" aus der CDU/CSU, der SPD, der FDP und von bisherigen Nichtwählern.

Ob der Wahl-o-Mat Wähler umstimmen kann, die ihre Stimme stur dahin vergeben, wohin sie schon ihr Vater immer vergeben hat, sei dahin gestellt. Für alle anderen kann er, wie in meinem Falle, durchaus überraschende und nur scheinbar konträre Ergebnisse liefern. Und ja: Ich gehöre zu denen, die diese Wahl für sehr wichtig halten.

Auf Seite 2: Bullen, höret die Signale

Bullen, höret die Signale

Jaja, ich weiß schon. Wenn Wall Street und Dax mit neuen Allzeithochs herumspielen, ist es immer etwas schwierig, auch einmal auf die Argumente der in die letzten verbliebenen Felsspalten entkommenen Bären hinzuweisen, die ihrerseits dort nur hineinpassen, wie sie bis aufs Skelett abgemagert sind. Aber schon aus Gründen des Tierschutzes und um auch der Minderheit Gehör zu verschaffen, muss ja irgendwer diesen Job tun. Eine Rolle, mit der ich in meinem Leben zumindest im letzten Punkt bis jetzt übrigens sehr erfolgreich war, wobei es zumeist allerdings um ganz andere Dinge als die Börse ging.

Quelle: www.private-profits.de

Hier haben wir also den Salat, den ich Ihnen ja im Chart mangels aktueller Daten in der letzten Woche so noch nicht zeigen konnte: Die Nachfrage nach Krediten zum Aktienkauf ist erstmals wieder rückläufig. Und das sogar sehr deutlich. Was sich hier manifestiert, ist eine Trendwende, die in den vergangenen 14 Jahren seit Beginn dieses Jahrtausends wirklich immer ganz exakt rechtzeitig auf die großen Trendwenden der Wall Street hinwies.

Statistisch betrachtet, überwiegen daher trotz aller mir entgegenschreienden E-Mails nun ganz gewiss die Abwärtsrisiken. Und ich stelle mich mit diesem Votum auch ganz ungeniert entgegen und bitte höflichst darum, Ende Mai abzuwarten. Warum?

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Megaphon vor Auflösung

Sehen Sie sich das hier einmal an. Die Meisten von Ihnen kennen es schon. Es ist ein Monatschart. Was bedeutet, dass immer nur die Kurse des letzten Handelstages miteinander verbunden werden.

Quelle: www.private-profits.de

Dieser Monatschart zeigt uns ein riesiges, potentiell sehr bearishes charttechnisches Megaphon. Theoretisch ist es natürlich denkbar, dass der Kurs diese Formation nach oben durchbricht und damit die negative Perspektive erst einmal neutralisiert. Im Gegenzug darf aber nicht übersehen werden, dass es sofort ausgesprochen ungemütlich werden könnte, falls der Kurs am 30. Mai (dem letzten Handelstag dieses Monats) unter die in Rot eingezeichnete, vom Frühjahrstief 2009 ausgehende Aufwärtstrendlinie fallen sollte. Und bis dahin ist es nur ein Steinwurf. 13.000 und danach 11.000 Punkte wären dann die nächsten Zielerwartungen für den Dow.

Dass sich die allermeisten Anleger so etwas so ganz und gar nicht vorzustellen vermögen, steht dieser Perspektive keineswegs entgegen, es ist sogar die sentimenttechnische Grundvoraussetzung für einen derartigen Absturz.

Quelle: www.private-profits.de

Wie dünn das Eis ist, auf dem sich die Wall Street bewegt, zeigt sich aber auch im Wochenchart des NASDAQ 100. Noch kann sich das Momentum oberhalb seiner Signalschwelle von 100 behaupten. Aber auch hier genügen wenige negative Handelstage, um ein neues Verkaufssignal zu bringen. Fazit: Die Party ist in vollem Gange. Aber ein plötzlicher Stromausfall scheint zum Greifen nahe zu liegen!

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EUR/USD: Auf dünnem Eis

Dass die deutsche Industrie zuletzt wieder lautstark gegen den starken Euro lamentiert, ist das übliche Jammern auf hohem Niveau. Wer zu dumm ist, sich gegen Währungsrisiken abzusichern, sollte das vielleicht nicht auch noch öffentlich kundtun. Und: Was sind gut 1,37 bei EUR/USD, gemessen am Hoch von 2008 bei 1,60 denn schon? Wie auch immer: Eine Abwärtsbewegung scheint jetzt durchaus realistisch. Hier der Chart:

Beim Ausflug des Kurses über die seit 2008 bestehende Abwärtstrendgerade hatte ich klipp und klar davor gewarnt, hier auf der Callseite zuzugreifen. Und wie es aussieht, ganz zu Recht. Denn gestern ist der Kurs wieder unter diese Abwärtstrendlinie gefallen, begleitet von einem Abtauchen des Momentums unter 100.

Ausschlaggebend für die weitere Entwicklung dürften die Europawahlen sein. Und da muss man sich darauf einstellen, dass die "Euro-Skeptiker" weit besser abschneiden als die offiziellen Umfragen suggerieren. Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen halten (je nach Umfrage) zwischen 47 und 70 Prozent der Europa-Bürger die Wahlen für wenig wichtig bis unwichtig. Sie werden also auch kaum zur Wahl gehen. Wähler mit Europa- bzw. Euro-kritischem Background hingegen fiebern der Wahl regelrecht entgegen. Und: Nach einer repräsentativen Umfrage eines britischen Meinungsforschungsinstituts sprechen sich nur 57 Prozent der Deutschen für einen Verbleib in der EU aus, in Großbritannien sind es 34 und in Frankreich nur 33 Prozent. Stärken die Wahlen die Euro-Gegner, wird das der Währung geradezu zwangsläufig zusetzen.

Viel Erfolg und beste Grüße

Axel Retz Mit harscher Kritik preschte die OECD in ihren alle zwei Jahre veröffentlichten Wirtschaftsbericht gegen Deutschland vor. Der Aufschwung, so heißt es da, gehe an den Schwachen vorbei. Und mit 37 Prozent privater Haushalte ohne Vermögen drohe dem Land ein besonders hohes Risiko künftiger Altersarmut, da

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal www.private-profits.de.

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal www.private-profits.de.