Der Kampf des Dax um die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Punkten geht in der Pfingstwoche in eine neue Runde. Da bislang weder Optimisten noch Pessimisten - im Börsenjargon "Bullen" und "Bären" genannt - die Oberhand gewonnen haben, kann das Kurspendel Experten zufolge in beide Richtungen ausschlagen. Dabei diene der verpatzte Jahresauftakt des deutschen Aktienmarktes beiden Lagern als Argumentationshilfe, sagt Commerzbank-Volkswirt Andreas Hürkamp. Seit Jahresbeginn hat der deutsche Leitindex Dax knapp neun Prozent eingebüßt, rund einen halben Prozentpunkt davon in der alten Woche. Dies rufe bei Investoren Erinnerungen an andere Börsenjahre mit ähnlich verpatzten Starts wach, fügt Hürkamp hinzu. "Während die Pessimisten ein negatives Szenario wie 2008 erwarten, setzen die Optimisten auf einen positiven Ausgang wie im Jahr 1995."

Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets, rechnet wegen der unsicheren Aussichten für die Weltwirtschaft mit eher fallenden Kursen. "Anleger wägen jeden Schritt zweimal ab." Anlage-Experte Joachim Goldberg von der Beratungsfirma Goldberg und Goldberg äußert sich dagegen optimistischer. Investoren nutzten die Rücksetzer der vergangenen Wochen zum Wiedereinstieg in den Markt.

Nach einhelliger Einschätzung von Börsianern bedarf es aber zusätzlicher positiver Impulse, um die Börsen aus ihrer aktuellen Handelsspanne zu befreien. In der neuen Woche seien diese aber wohl eher Mangelware.

FITSCHEN SITZT BEI DEUTSCHE BANK-HV AUF HEISSEM STUHL



So läuft die Bilanzsaison langsam aus. Am Donnerstag legen der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck sowie der Konsumgüter-Hersteller Henkel ihre Zahlen vor. In den USA öffnen der weltgrößte Einzelhändler Wal-Mart (Donnerstag) und der Netzwerk-Ausrüster Cisco (Mittwoch) ihre Bücher.

Außerdem lädt die Deutsche Bank am Donnerstag zur Hauptversammlung ein, die turbulent werden dürfte. Der Aktionärsberater Glass Lewis plädiert dafür, dem scheidenden Co-Chef Jürgen Fitschen die Entlastung zu verweigern. Glass Lewis und Konkurrent ISS fordern zudem eine Sonderprüfung, um die Verantwortung des Managements für die Milliardenstrafen im Zusammenhang mit zahlreichen Rechtsstreitigkeiten zu klären. Damit drohen Vorstand und Aufsichtsrat Schadenersatzklagen.

INFLATIONSDATEN IM BLICK



Börsianer richten ihre Aufmerksamkeit außerdem auf die US-Inflationsdaten am Dienstag. Von ihnen erhoffen sie sich Hinweise auf Zeitpunkt und Tempo der geplanten Zinserhöhungen in den USA. Die Börsenexperten erwarten trotz des wieder gestiegenen Ölpreises allerdings keinen deutlichen Anstieg der Teuerung. Damit bleibe der Druck auf die US-Notenbank Fed, die Zinsen schnell anzuheben, gering. Umso akribischer werden Investoren am Mittwoch die Worte in den Protokollen der jüngsten Fed-Sitzung auf die Goldwaage legen, um Rückschlüsse auf die Geldpolitik zu ziehen.

Am selben Tag stehen die Inflationsdaten für die Euro-Zone auf dem Terminplan. Sollten die Preise stärker als die prognostizierten 0,2 Prozent zurückgehen, würde dies Spekulationen auf weitere Geldspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) neue Nahrung geben. Die Währungshüter geben am Donnerstag ebenfalls die Protokolle ihrer jüngsten Ratssitzung frei.

KLEINER VERFALL AN DEN TERMINMÄRKTEN



Zum Abschluss der verkürzten Börsenwoche laufen zudem Optionen auf Indizes und einzelne Aktien aus. In den Tagen zuvor schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.

Reuters