Liebe Leserinnen und Leser,

hoffentlich legt sich nun der Hype der vergangenen Tage um die 200-Tage-Linie im DAX. Mich hat das Thema schon ein wenig gelangweilt, obwohl die aktuelle Entwicklung natürlich sehr spannend ist. Denn immerhin gilt die 200- Tage- Linie bekanntlich als Demarkationslinie zwischen Auf- und Abwärtstrend. Aber nur weil diese Linie von unten überkreuzt wurde, gibt es nach wie vor noch keine Sicherheit, wie es am Aktienmarkt weitergeht. Wie immer bleibt alles eine Frage des Abwägens von Wahrscheinlichkeiten. Meiner Meinung nach erkennen wir deutlich, dass die Bereitschaft der Investoren weiterhin Aktien zu kaufen so groß ist, dass größere Einbrüche in naher Zukunft nicht sehr wahrscheinlich sind.

Ein weiterer wichtiger Gradmesser wird das Verhalten des DAX an seiner fallenden 50- Tage- Linie sein. Immerhin laufen die beiden wichtigsten Durchschnittslinien bald zusammen und zeigen uns, dass Übertreibungen sowohl nach unten als auch nach oben abgebaut wurden. Dies spricht dafür, dass die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass wir eine Weile auf aktuellem Niveau ausharren und wahrscheinlich sogar viel länger in der Tradingrange zwischen 9.000 und 10.000 Punkten seitwärts laufen als uns lieb ist. Der Kerzenchart verdeutlicht auf einen Blick, an welch wichtigem Punkt wir derzeit handeln.

Bitte beachten Sie aber auch die Markttechnik, die sich momentan stark verbessert. Vor allem die Divergenzen und Trendbrüche bei RSI und MACD zeigen Ihnen, dass die Chancen der Bullen größer sind als viele Anleger meinen. Ganz eindeutig befinden wir uns derzeit in einer Situation, in der man handeln sollte was man sieht - und nicht was man denkt. Denn das Gemengenlage der verschiedenen Krisenherde und mögliche weitere Sanktionen, die sich abkühlende Konjunktur in Europa und der Kurswechsel der FED, während in Europa weitere Lockerungen der Geldpolitik erwartet werden, birgt eine Menge Sprengstoff in sich.

Auf Seite 2: DAX aus Sicht der Point and Figure Charts

DAX aus Sicht der Point and Figure Charts

Bekanntlich geben speziell die gelassenen P & F Charts ein sehr gutes Bild, was wirklich in den Märkten geschieht. Bitte beachten Sie zunächst die sehr positive X-Achse, die 600 Punkte im DAX ohne Unterbrechung zurückgelegt hat. Dies muss man ganz einfach als Zeichen der Stärke des Bullenlagers werten.

Doch ebenfalls erkennt man, dass es jetzt erst so richtig schwierig für die Anleger wird. Denn nun steht der deutsche Index exakt an seiner bärischen Begrenzungslinie und diese wirkt wie eine Demarkationslinie zwischen Auf- und Abwärtstrend. Es ist sicherlich kein Zufall, dass diese negative Widerstandslinie mit der viel beachteten 200- Tage- Linie zusammenfällt. Vorsichtige Anleger sollten erst Positionen eröffnen, sobald der DAX diese Gerade übersprungen hat. Dann haben wir gute Chancen, die bekannten Widerstände bei 10.000 Punkten zu testen und vielleicht sogar neue Hochs zu erreichen. Ich empfehle also derzeit, die Füße still zu halten, und falls Sie an der Erholungsbewegung teilgenommen haben, sind engen Stopps bestimmt nicht verkehrt.

Auf Seite 3: Die Vola sinkt wieder

Die Vola sinkt wieder

wie oben erläutert, haben meiner Meinung nach die Käufer leicht die Nase vorne und besitzen gute Chancen, das Rennen zu machen. Darauf deutet auch die Schwankung der Kurse, die Volatilität, die sich bekanntlich invers zu den Kursen verhält. Wird die Unruhe am Markt größer und fallen die Kurse, erhöht sich die Volatilität mit der Zuverlässigkeit eines Schweizer Uhrwerks und springt nach oben. Deshalb wird die Vola auch zutreffend als Angstbarometer der Börse bezeichnet.

Gut erkennt man, wie die Schwankung der Kurse im Sommer (Ziffern 6 und 7 für Juni und Juli) bei 10 einen Boden ausgebildet hat. Ende Juli aber zog die Vola an und etablierte einen neuen Aufwärtstrend, der bis etwa 17 Punkte reichte. Aber hier war erneut Schluss, es bildete sich eine bärische Widerstandsgerade und mit einer neuen O- Spalte sank die Vola erneut auf etwa 12 Punkte. Daran erkennen Sie, dass die Nervosität der US Anleger nicht gerade hoch ist. Umgekehrt haben die Bullen gute Chancen, die jüngsten Indexhochs im S & P 500 zu verteidigen oder sogar auszubauen. Insgesamt erinnert die abermals gesunkene Volatilität nicht an eine Krise am Aktienmarkt, obwohl die traditionell kritischen Sommermonate natürlich noch nicht beendet sind.

Auf Seite 4: Nebenwerte ziehen den Markt nach oben

Nebenwerte ziehen den Markt nach oben

Trotz dieser positiven Einschätzung will ich Ihnen noch einen Punkt zeigen, der mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit signalisiert, dass das Bullenlager die Nase vorne hat. Darauf deuten nämlich die wichtigen zyklischen Nebenwerte an der US Börse, bzw. der weltweit beachtete Russell 2000 Index. Ich empfehle Ihnen, diesen wichtigen Index niemals aus den Augen zu verlieren. Da die Nebenwerte sehr konjunkturanfällig (zyklisch) und daher hoch volatil sind, gelten sie als Gradmesser für die Risikoneigung der Anleger. In Zeiten, in denen die Anleger eher bereit dazu sind Risiken einzugehen, hängen die Nebenwerte meist die übergeordneten Indizes deutlich ab. Und wenn der Risikoappetit wieder einmal nachlässt, wie erst kürzlich Ende Juli geschehen, dann ist das Gemetzel bei den kleinen Werten umso größer.

Wer also die Wahrscheinlichkeiten für den weiteren Kursverlauf der übergeordneten Indizes abschätzen will, der sollte jetzt ganz genau die Nebenwerte analysieren.

Interessanterweise haben die Nebenwerte schon längst die bekannten Widerstände sowohl der 200- Tage- Linie als auch der 50- Tage- Linie überschritten. Der Russell 2000 Index als weltweit beobachteter Maßstab für die Entwicklung der Nebenwerte ist also schon weiter auf dem Wege zu neuen Hochs als der DAX. Demnach können wir davon ausgehen, dass in der näheren Zukunft die Bullen bessere Karten haben werden als die Bären.

Auch wenn dies zuerst einmal für die amerikanischen Nebenwerte gilt, so kann man doch wegen der Führungsrolle der US-Börsen davon ausgehen, dass sich auch die deutschen Titel eher nach oben als nach unten absetzen werden.

Bitte beachten Sie aber, dass in naher Zukunft wahrscheinlich die US Börsen attraktiver bleiben als die europäischen. Recht deutlich ist derzeit die relative Stärke der US Börsen gegenüber unserer Heimatbörse ausgeprägt. Wegen des leicht abbröckelnden Euro und der nach wie vor in Europa vorhandenen Zinssenkungsfantasie sehe ich keinen Grund, warum sich dies demnächst ändern sollte. Es scheint mir so zu sein, dass die US Anleger europäische Bestände abbauen und lieber in ihrer Heimat investieren. Wahrscheinlich auch wegen des Konflikts in der Ukraine, der sich nach US Maßstäben praktisch vor unserer Haustür abspielt.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihren Investments und herzliche Grüße aus dem heute wieder einmal sonnigen Rheinland,

Ihr Klaus Buhl

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".