Ökonomen-Barometer: Ausblick der führenden Volkswirte trübt sich weiter ein. Hälfte erwartet Rezession im Gesamtjahr 2023. Besserung erst 2024.
Die Konjunkturaussichten für Deutschland trüben sich zumindest kurzfristig weiter ein. Das ist das Ergebnis der Juni-Umfrage des Ökonomen-Barometers von Euro am Sonntag. So beurteilen die befragten Volkswirte die wirtschaftliche Lage mit nur noch 37,4 Punkten, ein Rückgang von elf Prozent. Um 13 Prozent auf 33,8 Punkte ging der Wert für die Zwölfmonatsprognose zurück. Damit hat sich der Abwärtstrend im Vergleich zum Vormonat sogar noch beschleunigt. Das Ökonomen-Barometer basiert auf einer exklusiven monatlichen Umfrage der Wirtschaftszeitung Euro am Sonntag unter führenden deutschen Volkswirten.
Fast 48 Prozent der Teilnehmer erwarten, dass im Gesamtjahr 2023 in Deutschland die Wirtschaftsleistung zurückgeht, also Rezession herrscht. 52 Prozent prognostizieren unter dem Strich Wachstum. Für 2024 rechnen bereits wieder 89 Prozent der Teilnehmer mit einer positiven Wachstumsrate für die deutsche Wirtschaft.
Bankenverbands-Volkswirt: „Das Adjektiv technisch kann gestrichen werden“
Kontrovers diskutiert wird die Frage, wie gravierend die Rezession ist. Während Till Requate von der Uni Kiel keinen Grund sieht, „die leichte technische Rezession zu überdramatisieren“, warnen andere vor einem deutlichen Konjunktureinbruch. „Das Adjektiv technisch kann gestrichen werden“, sagte beispielsweise Volker Hofmann vom Bankenverband BdB. „Erst recht, da aktuell keine durchgreifende Erholung zu erkennen ist.“
Dass es 2024 eher moderat aufwärts gehen dürfte, ist dann schon wieder Mehrheitsmeinung. „Die Sorge vor einer tiefen Rezession ist unbegründet“, erläutert Tim Krieger von der Uni Freiburg. „Allerdings sollte man auch keine größeren Zuwächse, sondern eher eine Seitwärtsbewegung erwarten.“ Thomas Gierig von der Uni Wien wiederum verweist auf die „hohe Unsicherheit aufgrund der angelaufenen Reorientierung des internationalen Handels.“
Am optimistischsten gab sich emeritierte VWL-Professor Friedrich Sell von der Universität der Bundeswehr in München in seinem knappen Statement: „Der Aufschwung kommt 2024.“